Jahr der Untersuchung: 1998
14.kurzfassung2005 Kurzfassung
1998 hat das Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein den großen Plöner See untersucht. Im Mittelpunkt standen dabei der Wasser- und Stoffhaushalt, die Lebensgemeinschaften und die Belastungssituation des Sees.
Der große Plöner See ist mit 29,97 km2 Seefläche der grösste Binnensee Schleswig-Holsteins. Seine maximale Tiefe beträgt 58 m, seine mittlere 12,4 m. Der See ist somit im Sommer stabil geschichtet. Er wird von der Schwentine, die auch den oberhalb gelegenen Stendorfer See, Sibbersdorfer See, großen Eutiner See, Kellersee, Dieksee und Behler See verbindet, in Richtung Kleiner Plöner See durchflossen. Das Einzugsgebiet ist dadurch recht umfangreich. Im Verhältnis zu Seefläche bzw. Seevolumen ist es jedoch klein. Der See hat somit günstige Voraussetzungen für einen nährstoffarmen Zustand.
Anhand der Phosphor- und Chlorophyll a-Konzentrationen sowie der Sichttiefe ist der große Plöner See nach LAWA (1998) als schwach eutroph einzustufen. Andere Parameter unterstützten diese Beurteilung. Das Biovolumen des Phytoplanktons war im Sommer verhältnismäßig niedrig. Blaualgen (hauptsächlich zwei Anabaena-Arten) dominierten nur über eine begrenzte Zeit im Sommer. Es kam aber zu keiner Massenentwicklung.
Im nördlichen Plöner Becken und in der Ascheberger Bucht war ab August das Tiefenwasser sauerstofffrei. Bei Betrachtung der Bodenfauna fiel auf, daß im Profundal der Plöner Becken unter den Zuckmückenlarven die Chironomus anthracinus-Gruppe deutlich höhere Individuenzahlen erreichte als die C. plumosus-Gruppe und damit auch auf mäßig eutrophe Verhältnisse hinwies.
Von einigen floristischen Besonderheiten (Herbst-Wasserstern, Stachelspitziges Laichkraut, Grasblättriges Laichkraut und Stumpfblättriges Laichkraut) abgesehen, wuchsen im großen Plöner See die üblichen Unterwasserpflanzen-Arten eutropher Seen in großer Ausdehnung, aber nur durchschnittlicher Vitalität. Armleuchteralgen-Rasen in der Flachwasserzone stellten ein herausragendes Merkmal der Vegetation dar. Sie bauten jedoch keinen Tiefengürtel auf.
Im Uferbereich war vor allen Dingen der starke Schilfrückgang auffallend. Zur Zeit der Kartierung waren nur noch 7,7 % der Gesamtuferlänge mit Röhrichten bewachsen. 1953 waren es noch 55,1 %. Der Rückgang erfasst unterschiedslos siedlungsnahe und siedlungsferne Uferbereiche. Da kleinflächige Bestände gefährdeter sind als große, zusammenhängende Flächen, ist dieser Trend heute vermutlich nicht mehr umkehrbar. Die Ursachen dafür sind noch nicht vollkommen geklärt. Es scheint aber, daß das starke Auftreten der Fadenalge Cladophora glomerata in Verbindung mit einem hohen Frassdruck durch Wasservögel einen erheblichen Einfluss hat.
Die Klassifikation nach LAWA entspricht somit der vorgefundenen Situation. Es ergibt sich auf einer siebenstufigen Skala eine Bewertung von 3. Obwohl mittlerweile nur noch relativ wenig Abwasser in den See gelangt, ist Sanierungsbedarf vorhanden, da es sich um ein potentiell oligotrophes Gewässer handelt.
Beim Vergleich mit alten Daten deutet sich beim großen Plöner See eine Verbesserung des Zustandes hinsichtlich der Trophie an. OHLE (1964, 1973) beschrieb den See als stark eutroph. Seit 1974 scheinen sich aber vor allen Dingen die Phosphorkonzentrationen verringert zu haben (MÜLLER 1977, SCHUBERT 1988, WORTHMANN & BURMEISTER 1989). Bei der Sichttiefe und der Chlorophyll a-Konzentration ist die Entwicklung nicht ganz eindeutig. Nach den Ergebnissen von SCHUBERT war die Frühjahrsalgenblüte 1988 zwar etwas stärker ausgeprägt, der Jahresverlauf ansonsten aber recht ähnlich. Die Zusammensetzung des sommerlichen Phytoplanktons zeigte jedoch 1975 (HICKEL 1975) und 1977 (MÜLLER 1977) einige andere Aspekte (siehe Kapitel 6.1). Die Cyanobakterien bildeten in der Mitte der siebziger Jahre den Hauptteil der Biomasse. Microcystis flos-aquae war den Sommer über die aspektbestimmende Blaualge, was auf ehemals höhere Nährstoffkonzentrationen schliessen lässt. 1998 hingegen war die durch Blaualgen dominierte Phase deutlich kürzer.
Bei der Bilanzierung des Nährstoffeintrages ergab sich folgendes Bild: Etwa 13 Tonnen Phosphor und 293 Tonnen Stickstoff gelangen jährlich in den großen Plöner See. Gut die Hälfte (Phosphor) bzw. 20 % (Stickstoff) davon werden über die Schwentine transportiert. 77 % des Phosphoreintrages aus dem direkten Einzugsgebiet sind durch die Landwirtschaft bedingt, 15 % verteilen sich auf Wald, Siedlung, Niederschlag und sonstige Nutzung und nur 8 % werden durch Abwasser verursacht. Der Stickstoffeintrag ist zu 71 % durch die landwirtschaftliche Nutzung bedingt. Auffallend ist vor allem die relativ hohe Belastung durch den Niederschlag, der direkt auf die Seefläche fällt (13 %).
Die heutige Nährstoffbelastung ist zu hoch. Er sollten daher Maßnahmen ergriffen werden, um den See zu entlasten.
Zahlreiche Sanierungs Maßnahmen wurden im direkten Einzugsgebiet des großen Plöner Sees bereits durchgeführt. So existieren bereits Regenrückhalte- bzw. Regenklärbecken in Plön, Ascheberg, Bösdorf, Grebin, Nehmten, Dersau und Kalübbe. Auch die Abwassersituation ist als gut zu bezeichnen. Der Anschlussgrad an zentrale Kläranlagen ist hoch. Fast alle Kleinkläranlagen sind nachgerüstet. Es wäre allerdings zu prüfen, ob die Zahl der Kleinkläranlagen zum Beispiel im Bereich Bosau durch Zusammenschluss bzw. zentrale Entsorgung verringert werden könnte.
Das direkte Einzugsgebiet ist landwirtschaftlich geprägt, so daß auch in dem Bereich Sanierungs Maßnahmen vorzuschlagen sind, wie zum Beispiel Nutzungsänderungen auf gewässernahen Äckern und die Rücknahme der Uferbeweidung.
Im Kreis Plön wird darüber nachgedacht, wie die Restbestände der Schilfpflanzen erhalten werden können. Eine probeweise kleinräumige Anpflanzung von Schilf in einem geschützten Bereich wäre zu erwägen. Die Pflanzen müssten jedoch hinreichend vor Frassschäden gesichert werden.
Es ist aber zu bedenken, daß etwa die Hälfte der Phosphorfracht aus dem Einzugsgebiet der oberen Schwentine kommt. Das bedeutet, daß vor allen Dingen auch dort alles getan werden muss, um die Nährstoffeinträge zu reduzieren.
14.1 Wasserstände
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14.2 Niederschlagsmengen
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14.3 Lebensgemeinschaften
(Zusammensetzung von Phyto- und Zooplankton)
Biovolumen des Phytoplanktons
Südliches Becken
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Nördliches Becken
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Ascheberger Becken
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Biovolumen des Zooplanktons
Südliches Becken
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Nördliches Becken
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Ascheberger Becken
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14.4 Physikalisch-chemische Daten
Untersuchungsjahr 1998
Physikalisch-chemische Daten
|
Frühjahr
| Sommer-Mittelwert
|
|
1 m Tiefe |
Leitfähigkeit bei 25 °C |
mS/m |
43,5 |
42 |
pH - Wert |
|
8,5 |
8,4 |
TOC |
mg/l |
5,8 |
6,5 |
DOC |
mg/l |
5,6 |
5,9 |
Säurekapazität |
mmol/l |
2,25 |
- |
Basenkapazität |
mmol/l |
- |
- |
Chlorid |
mg/l |
40 |
39 |
Ammonium |
mg/l N |
0,025 |
0,015 |
Nitrit |
mg/l N |
0,001 |
0,001 |
Nitrat |
mg/l N |
0,31 |
< 0,05 |
Gesamt-Stickstoff |
mg/l N |
0,79 |
0,65 |
Ortho-Phosphat |
mg/l P |
0,08 |
0,01 |
Gesamt-Phosphor |
mg/l P |
0,086 |
0,05 |
Sulfat |
mg/l |
38,1 |
40 |
Silicat |
mg/l |
0,44 |
0,6 |
Calcium |
mg/l |
47 |
49 |
Magnesium |
mg/l |
5,1 |
6,1 |
Chlorophyll a |
µg/l |
20 |
11 |
Sichttiefe |
m |
2,8 |
3 |
Erläuterungen zu Einheiten, Parametern und Messmethoden
14.5 Bewertung und Empfehlungen
Bewertung des Zustandes des großen Plöner Sees
Die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) hat ein Bewertungssystem für stehende Gewässer erarbeitet. Mit diesem System wird der Referenzzustand ermittelt, der sich aus den natürlichen Gegebenheiten wie Einzugsgebietsgrösse, Bodenbeschaffenheit und Seebeckenmorphologie herleitet, und dem Istzustand gegenübergestellt. Aus der Diskrepanz ergibt sich die Bewertung und somit auch der Handlungsbedarf zum Schutz des Sees.
Da der große Plöner See sehr tief ist und im Verhältnis zu Seefläche und Seevolumen ein kleines Einzugsgebiet hat, ist er potentiell natürlich oligotroph (Referenzzustand).
Basis der Klassifikation des Istzustandes ist die Trophie (Intensität der Primärproduktion), die nur mit wenigen Messgrössen beschrieben wird. Beim großen Plöner See lag der Istzustand mittlerweile knapp bei schwach eutroph. Alle drei Seeteile verhielten sich sehr ähnlich. Die Phosphorkonzentrationen im Frühjahr waren im schwach eutrophen Bereich, während sich die anderen Parameter im Grenzbereich zwischen mesotroph und schwach eutroph befanden. Untersuchungen von 1999 und 2000 im Rahmen des Chemischen Monitoringprogramms des Landesamtes bestätigten diese Ergebnisse.
Auch andere Parameter unterstützten diese Beurteilung. Das Biovolumen des Phytoplanktons war im Sommer verhältnismäßig niedrig. Blaualgen (hauptsächlich zwei Anabaena-Arten) dominierten nur über eine begrenzte Zeit im Sommer. Es kam aber zu keiner Massenentwicklung.
Ab August war in den untersten 10 Metern kein Sauerstoff mehr vorhanden. Bei Betrachtung der Bodenfauna fiel auf, daß im Profundal der Plöner Becken die Chironomus anthracinus-Gruppe deutlich höhere Individuenzahlen erreichte als die C. plumosus-Gruppe und damit auf mäßig eutrophe Verhältnisse hinwies.
Von einigen floristischen Besonderheiten (Herbst-Wasserstern, Stachelspitziges L., Grasblättriges L. und Stumpfblättriges Laichkraut) abgesehen, wuchsen dort die üblichen Unterwasserpflanzen-Arten eutropher Seen in großer Ausdehnung, aber nur durchschnittlicher Vitalität. Armleuchteralgen-Rasen in der Flachwasserzone stellten ein herausragendes Merkmal der Vegetation des großen Plöner Sees dar. Sie bauten jedoch keinen Tiefengürtel auf.
Auffallend war vor allen Dingen der starke Schilfrückgang. Die Ursachen dafür sind jedoch nicht vollkommen geklärt. Es scheint aber, daß das starke Auftreten der Fadenalge Cladophora glomerata einen erheblichen Einfluss hat.
Die Klassifikation entspricht somit den vorgefundenen Verhältnissen. Aus dem Unterschied zwischen den natürlichen Ausgangsbedingungen und dem festgestellten Istzustand ergibt sich eine Bewertung von 3.
Die Einordnung eines Sees nach der LAWA-Richtlinie wird wie folgt dargestellt. Die Farbe des Ringes stellt die Bewertung dar. Dunkelgrün bedeutet in diesem Falle, daß über die Dringlichkeit von Sanierungs Maßnahmen im Einzelfall zu entscheiden ist. Da es sich beim großen Plöner See um ein potentiell oligotrophes Gewässer handelt, ist noch Handlungsbedarf vorhanden, obwohl mittlerweile nur noch relativ wenig Schmutzwasser in den See gelangt.
Abbildung 18 zeigt die Beziehung zwischen der Chlorophyll a- und der Gesamtphosphorkonzentration im Sommer in ungeschichteten und geschichteten Seen in Schleswig-Holstein. Es ist zu erkennen, daß sich die meisten ungeschichteten Seen im stark eutrophen bis polytrophen und die geschichteten Gewässer im meso- bis eutrophen Bereich befinden. Es ist jedoch dabei zu bedenken, daß der Parameter Chlorophyll a bei der Klassifikation nach LAWA rechnerisch doppelt so stark gewichtet wird wie die Phosphorkonzentration. Diese Wichtung ist graphisch nicht darstellbar.
Der große Plöner See liegt genau auf der Funktionsgraden zwischen mesotroph und eutroph und befindet sich somit bezüglich seines trophischen Zustandes im Mittelfeld der stehenden tiefen Gewässer in Schleswig-Holstein. Betrachtet man jedoch alle vom Landesamt untersuchten Seen, zeigt sich, daß er zu den weniger produktiven Seen des Landes gehört.
Beim Vergleich der Ergebnisse von 1998 mit alten Daten deutet sich beim großen Plöner See eine Verbesserung des Zustandes hinsichtlich der Trophie an. OHLE (1964, 1973) beschrieb den See als stark eutroph. 1962 z.B. traten große Mengen von Oscillatoria (Planktothrix) redekei und O. agardhii auf. Im Epilimnion blieb die Phosphatkonzentration über das Jahr nahezu konstant. OHLE erklärte dieses als Folge von erheblichen Abwassereinleitungen.
Seit 1974 scheinen sich vor allen Dingen die Phosphorkonzentrationen verringert zu haben (MÜLLER 1977, SCHUBERT 1988, WORTHMANN und BURMEISTER 1989). Bei der Sichttiefe und der Chlorophyll a-Konzentration ist die Entwicklung nicht ganz eindeutig. Nach den Ergebnissen von SCHUBERT war die Frühjahrsalgenblüte 1988 zwar etwas stärker ausgeprägt, der Jahresverlauf ansonsten aber recht ähnlich. Die Zusammensetzung des sommerlichen Phytoplanktons zeigte jedoch 1975 (HICKEL 1975) und 1977 (MÜLLER 1977) einige andere Aspekte (siehe Kapitel 6.1). Die Cyanobakterien bildeten in der Mitte der siebziger Jahre den Hauptteil der Biomasse. Microcystis flos-aquae war den Sommer über die aspektbestimmende Blaualge, was auf höhere Nährstoffkonzentrationen schliessen lässt. 1998 hingegen war die durch Blaualgen dominierte Phase deutlich kürzer.
Bewertung der Belastungssituation
Die Landwirtschaft stellt mit 77 % des Phosphoreintrages bzw. 71 % des Stickstoffeintrages die Hauptnährstoffquelle für den großen Plöner aus dem Teileinzugsgebiet dar (Abb. 21). Das Abwasser spielt dort nur eine kleinere Rolle. Die meisten Gemeinden sind mittlerweile an die Kläranlage Plön, die in den Kleinen Plöner See einleitet, angeschlossen. Zu nennen sind aber auch die zentralen Kläranlagen von Malente und Eutin, die oberhalb des großen Plöner Sees in die Schwentine einleiten.
Geprägt wird das Teileinzugsgebiet auch durch die Städte Plön, Ascheberg und Bosau, (Malente-Gremsmühlen und Eutin im Schwentine-Einzugsgebiet), der Eintrag von besiedelten Flächen ist jedoch mit 9 bzw. 5 % relativ gering. Der Niederschlag direkt auf die Seefläche macht sich vor allen Dingen beim Stickstoffeintrag mit 13 % bemerkbar.
Eine Belastung durch Freizeitnutzung ist beim großen Plöner See sicherlich gegeben. So nutzen sieben Wassersportvereine und diverse Bootsverleihe mit entsprechenden Anliegeplätzen den See. Ausserdem existieren diverse größere Badestellen, wie zum Beispiel das Prinzenbad, Spitzenort, die Jugendherberge, Koppelsberg und das Freibad Fegetasche. Bebaute Uferabschnitte in Plön, Ascheberg, Bosau und Dersau machen ungefähr ein Drittel der gesamten Uferlinie aus. Davon ist ein hoher Anteil durch einen Uferwanderweg erschlossen. Des weiteren befinden sich neun Campingplätze direkt am See. Mit wenigen Ausnahmen (u.a. Ausflugsschiffe, Wasserwacht, DLRG und Fischereibetriebe) ist jedoch der Motorbootverkehr auf dem See verboten. Die Plöner Motorschifffahrt fährt sehr langsam und verursacht nur einen geringen Wellengang.
Der große Plöner See ist nach LAWA (1998) natürlicherweise ein oligotropher See. Er hat im Verhältnis zur Seefläche ein relativ kleines Einzugsgebiet und ist sehr tief. Aufgrund der potentiell natürlichen Nährstoffeinträge (LAWA 1998), bedingt durch die natürliche Bodenauswaschung, und seiner stabilen thermischen Schichtung hat der See also günstige Voraussetzungen für einen nährstoffarmen Zustand.
Die mittlere Phosphorbelastung schleswig-holsteinischer Seen beträgt jährlich circa 0,45 g/m2 Seefläche. Dieser Abschätzung zugrunde gelegt sind Untersuchungen an 54 Seen (LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT 2000). Der große Plöner See liegt somit genau im Mittelfeld. Aufgrund seines potentiell natürlichen nährstoffarmen Zustandes ist die Phosphorbelastung trotzdem zu hoch. Tatsächlich ist der See mittlerweile schwach eutroph (Kapitel 7). Es kommt seit Jahren zu einer starken Vermehrung von fädigen Grünalgen. Es sollten daher Maßnahmen ergriffen werden, um die Nährstoffeinträge weiter zu reduzieren.
Wie stark der Phosphoreintrag gesenkt werden müsste, ist nicht ganz klar, da die abgeschätzte Belastung nicht mit Hilfe des Vollenweider-Modells mit der tatsächlich gemessenen internen Phosphorkonzentration in Beziehung gebracht werden konnte. Es sollte jedoch angestrebt werden, den See wieder in Richtung mesotroph zu stabilisieren (Entwicklungsziel).
Vorschläge zum Schutz und zur Erhaltung
Zahlreiche Sanierungs Maßnahmen wurden im Einzugsgebiet des großen Plöner Sees bereits durchgeführt. So existieren Regenrückhalte- bzw. Regenklärbecken in Plön, Ascheberg, Bösdorf, Grebin, Nehmten, Dersau und Kalübbe. Auch die Abwassersituation ist als relativ gut zu bezeichnen. Der Anschlussgrad an zentrale Kläranlagen ist sehr hoch. Fast alle Kleinkläranlagen sind nachgerüstet. Defizite existieren noch in der Ortslage Sepel und im Einzugsgebiet des Seedorfer Sees. Aber auch dort ist eine zentrale Entsorgung bzw. eine Nachrüstung geplant. Es wäre allerdings zu prüfen, ob die Zahl der Kleinkläranlagen zum Beispiel im Bereich Bosau durch Zusammenschluss bzw. zentrale Entsorgung verringert werden könnte.
Der grösste Teil des in Dersau anfallenden Regenwassers gelangt direkt über Rohrleitungen, Gräben und Fliessgewässer in den großen Plöner See. Es befinden sich mehrere Einleitungsstellen im Dersauer Uferbereich (Landschaftsplan der Gemeinde Dersau 1998). Es sollte geprüft werden, inwieweit dort der Bau von weiteren Regenrückhaltebecken sinnvoll ist.
Das Einzugsgebiet des großen Plöner Sees ist durch eine intensive Agrarnutzung geprägt. Für die unmittelbaren Uferbereiche sind dagegen Siedlungen, vergleichsweise extensiv genutztes Grünland und Gehölzsäume charakteristisch. Bei der Grünlandnutzung dominiert die Beweidung mit Rindern. Pferde und Schafe spielen eine untergeordnete Rolle. Auf den Weiden am Südende der Prinzeninsel werden Hausgänse gemästet. Die Parzellen werden als Dauergrünland genutzt. An der Zusammensetzung ihrer Grasnarbe ist zu erkennen, daß sie in der Regel weder umgebrochen noch intensiv gedüngt werden. Es handelt sich um einen mäßig frischen und nährstoffreichen Grünlandtyp, in dem insbesondere in Hanglage Magerkeitszeiger auftreten können. An feuchteren bzw. durch Tritt verdichteten Stellen sind artenarme Flutrasen ausgebildet. Aus der Nutzung der Flächen geht somit keine nennenswerte Belastung des angrenzenden Sees aus.
An mehreren Stellen wird die Ufervegetation von gehölzfreien Nitrophytensäumen dominiert, die auf eine frühere Beweidung bis zur Wasserlinie hinweisen. Auf nahezu jeder Weide erhalten die Tiere an einem bis ins Wasser hinein abgezäunten Bereich Zugang zum Wasser. Mit diesen Zugängen sind Nährstoffeinträge in den See durch Tierfäkalien verbunden. Durch die konzentrierte Tritteinwirkung um die Tränkstellen können Uferschäden auftreten, die zu einer Destabilisierung der Uferbäume führen. Tränkpumpen, die Zugänge zum Wasser überflüssig machen, werden in der Regel nicht verwendet. Dies sollte geändert werden.
Entlang des gesamten Seeufers wurde nur eine aktuell genutzte Ackerfläche unmittelbar am Wasser festgestellt. Diese Fläche liegt bei Stadtbek am Südende des Sees. Sie war mit Roggen bestellt und grenzt unmittelbar an einen degradierten Strandwall. Dort sollte ein Pufferstreifen angelegt werden, um den durch Erosion hervorgerufenen Nährstoffeintrag zu reduzieren. Zumindest sollte Vorsorge getroffen werden, damit durch flächenhaften Erosionsschutz Stoffeinträge in den See minimiert werden. An allen übrigen Standorten ist entweder ein Grünland- oder ein Gehölzstreifen zwischen Acker und Ufer zwischengeschaltet.
Dieses gilt für alle gewässernahen Ackerflächen im Einzugsgebiet. So liegen zum Beispiel große Ackerflächen mit Erosionsrinnen an der Karperbek.
Auch an der Kalübber Au finden sich hängige Ackerflächen direkt am Ufer. Dort wären in einigen Niederungsbereichen die Entwicklung von kleinen Feuchtwäldern durch natürliche Sukzession oder zumindest ein Pufferstreifen zu den angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen sinnvoll (siehe Landschaftsplan der Gemeinde Dersau 1998). Die gewässernahen Grünlandflächen sollten nur extensiv genutzt werden. Eine Entwicklung von Feuchtgrünland durch Anhebung des Grundwasserstandes wäre wünschenswert. Zur Vermeidung von Vertrittstellen ist an Weiden das Gewässer einzuzäunen. Weiterhin wäre wünschenswert, steile Böschungen zumindest an geeigneten Stellen abzuflachen, sofern sie nicht natürlichen Ursprungs sind.
Nördlich von Bosau liegen zwischen Bischofsee und Vierer See große Ackerflächen brach, die sich in Hanglage bis zum Röhrichtrand erstrecken. Zum Zeitpunkt der Kartierung trugen diese Flächen eine arten- und blütenreichen Ackerwildkrautvegetation. Falls diese Schläge nur vorübergehend stillgelegt sind, sollte auch dort ein Pufferstreifen vor der Wiederaufnahme der Nutzung angelegt werden.
Auch am Vierer See sollten Extensivierungs Maßnahmen durchgeführt werden (LANU 1997). Hier ist die Rücknahme der Uferbeweidung und die Umwandlung der an das Westufer angrenzenden Ackerflächen in Grünland zu nennen.
Im Mündungsbereich der Tensfelder Au werden über 100 ha durch ein Schöpfwerk künstlich entwässert. Es wäre sinnvoll, dieses abzustellen und die Niederung wieder zu vernässen. Neben der Einsparung von Stromkosten könnten so Nährstoffe in der Fläche zurückgehalten werden. Die Fracht der Tensfelder Au würde sich entsprechend verringern. Auch die geplante Modernisierung der Abwasserreinigung am Seedorfer See wird zur Verminderung des Nährstoffeintrages beitragen.
In Ungewissheit darüber, mit welchem Anteil die verschiedenen, in Frage kommenden Umweltfaktoren am Schilfrückgang beteiligt sind, kann nur empfohlen werden, alle erdenklichen Maßnahmen zur Vermeidung einer zusätzlichen Eutrophierung zu treffen. Da am großen Plöner See in dieser Hinsicht bereits vieles unternommen worden ist, können nur noch punktuelle Maßnahmen empfohlen werden. Die Freizeitaktivitäten stellen für die Region einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Sie lassen sich schlecht kontrollieren bzw. weiter einschränken. Trotzdem ist es wichtig zu prüfen, ob und in welchem Ausmass sich die einzelnen Belastungen nachteilig auf den Zustand der Röhrichte auswirken.
Im Kreis Plön wird darüber nachgedacht, wie die Restbestände der Pflanzen erhalten werden können. Eine probeweise kleinräumige Anpflanzung von Schilf in einem geschützten Bereich wäre zu erwägen. Die Pflanzen müssten jedoch hinreichend vor Frassschäden gesichert werden.
Abschliessend ist zu bedenken, daß ungefähr die Hälfte der Phosphorfracht mit einem relativ hohen Abwasseranteil aus dem Einzugsgebiet der oberen Schwentine kommt. Das bedeutet, daß vor allen Dingen auch dort alles getan werden muss, um die Nährstoffeinträge zu reduzieren. Das LANU plant eine differenziertere Analyse des Schwentine-Einzugsgebietes für 2002/2003.