Naturschutzgebiet „Wöhrdener Loch/Speicherkoog Dithmarschen“
Das 490 ha große „Wöhrdener Loch“ ist das nördliche zweier Naturschutzgebiete, die 1985 als Ausgleichsmaßnahme für die Eindeichung des Speicherkooges Dithmarschen
ausgewiesen wurden. Die stark verkürzte Deichlinie des Kooges verbessert den Sturmflutschutz, die Wasserspeicher verhindern einen Rückstau des Wasserzuflusses aus dem Landesinnern. Im Gegensatz zum südlichen „Kronenloch“ (siehe Band 1, Seite 194) ist das „Wöhrdener Loch“ vom Salzwasserstrom abgekoppelt. Entwicklungsziel war es hier, ein Süßwasserbiotop entstehen zu lassen. Im Zuge der fortschreitenden Aussüßung befindet sich das Gebiet auch heute noch in einer lebhaften Entwicklung. Mit seinem Mosaik aus vielfältigen Lebensräumen und der Nähe zum Watt ist das Wöhrdener Loch besonders für die Vogelwelt von großer Bedeutung.
Es ist Bestandteil des Europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“ (Vogelschutzgebiet und Benennung als FFH-Gebiet).
Konik-Pferde als Landschaftspfleger
Nach der Eindeichung breiteten sich auf den freien Wattflächen schnell Salzwiesen aus, die mit fortschreitender Abnahme des Salzgehaltes nach und nach den Süßwiesengesellschaften Platz machten. Die Beweidung mit Schafen sollte die allzu schnelle Sukzession bremsen. Trotzdem setzen sich in jüngerer Zeit mehr und mehr Röhrichte und Weidengebüsche durch. Um die Brutflächen für die Wiesenbrüter offen zu halten, werden nunmehr Konik-Pferde und Galloways als „Landschaftspfleger“ eingesetzt. Diese robusten Tiere können das ganze Jahr auf den Flächen verbringen und sollen langfristig helfen, eine großflächige Verbuschung des Gebietes zu verhindern.
Vogelwelt
Mit dem fortschreitenden Wandel der Vegetation veränderte sich auch das Artenspektrum der Brut- und Rastvögel. Während in den ersten Jahren noch die Küstenvögel wie Möwen und Seeschwalben überwogen, finden wir heute Wiesenbrüter wie Feldlerche, Rotschenkel oder Uferschnepfe und die Bewohner der Röhrichte und Weidengebüsche. So gehören heute auch Bartmeise, Rohrweihe und das Blaukehlchen zu den regelmäßigen Brutvögeln. Vom Herbst bis ins Frühjahr rasten im Gebiet Tausende von Zugvögeln und Wintergästen. Neben den Nonnengänsen und Pfeifenten prägen besonders die Flugmanöver der riesigen Goldregenpfeifer-Schwärme die herbstliche Aufbruchstimmung im Gebiet. An den Wasserflächen lassen sich nahezu alle europäischen Entenarten beobachten. Unter den zahlreichen Watvögeln sind der Kampfläufer, der Große Brachvogel oder die Pfuhlschnepfe die auffälligsten Arten. Dazu gesellen sich auch einige seltene Gäste wie der Sichelstrandläufer oder der Mornellenregenpfeifer, die hier auf ihrem Weg zwischen den Brutgebieten in der nordischen Tundra und ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten einen Zwischenstopp einlegen.