Jahr der Untersuchung: 1991
13.kurzfassung2005 Kurzfassung
1991 untersuchte das Landesamt für Wasserhaushalt und Küsten den im Kreis Plön gelegenen Dobersdorfer See sowie dessen Zuläufe. Im Mittelpunkt standen dabei der Wassermengen- und Stoffhaushalt, die Lebensgemeinschaften sowie eventuelle Belastungsquellen.
Der Dobersdorfer See liegt im östlichen Hügelland im Einzugsgebiet der Selkau. Er ist 3,12 km2 groß und hat eine mittlere Tiefe von 5,4 m.
Das Verhältnis des oberirdischen Einzugsgebietes zur Seefläche ist mit 6,8 recht klein gegenüber anderen Seen. Knapp 60 % des Landeinzugsgebiets entwässern über 4 Zuläufe, wobei die Selkau der Hauptzufluß ist Die theoretische Wasseraufenthaltszeit beträgt 2,2 Jahre. Der Abfluß des Sees erfolgt über die Jarbek in den Passader See
Aufgrund seiner Morphometrie und seiner windexponierten Lage ist die thermische Schichtung des Wasserkörpers sehr instabil. 1991 war nur im Juli eine schwache Sprungschicht zu erkennen. Im Juli und August war das Tiefenwasser ab 12 m jedoch nahezu sauerstofffrei, was auf eine hohe Zehrungsrate schließen läßt.
Untersuchungen des Phytoplanktons haben ergeben, daß sich 1991 überwiegend Formen mit hohem Nährstoffanspruch entwickelt haben. Es zeigte sich eine eindeutige Tendenz zur Dominanz einiger Blaualgen.
Bei der Zuordnung der gefundenen Makrophytenarten in das Indikatorsystem nach MELZER (1988) zeigte sich zwar die starke Nährstoffbelastung des Sees. Vergleicht man jedoch die Ausdehnung des Röhrichts 1991 mit 1980/81 ist eine größere Bestandsdichte zu erkennen, woraus auf eine Verbesserung der Wachstumsbedingungen geschlossen werden kann.
Die profundale Makrozoobenthos-Fauna charakterisiert den See als einen nährstoffreichen (eutrophen) See, genauer als einen "Chironomus plumosus-See" im Sinne von THIENEMANN (1922).
Auch aufgrund der Nährstoff- und Chlorophyll-Konzentrationen ist der Dobersdorfer See als eutroph, also nährstoffreich, einzustufen. Eine Abschätzung der Nährstoffeinträge durch verschiedene Belastungsquellen im Einzugsgebiet des Sees ergibt als Hauptursache die landwirtschaftliche Nutzung.
Anhand der Ergebnisse des Seenberichtes über den Dobersdorfer See von 1980/81 ist zu erkennen, daß sich der Zustand des Sees verbessert hat. Die Ursache dafür liegt in der verbesserten Abwasserbeseitigung im Einzugsgebiet. Trotzdem kommt es weiterhin zu Blaualgen-Massenentwicklungen im Sommer. Deshalb werden weitere Sanierungsmaßnahmen vorgeschlagen.
13.1 Wasserstände
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13.2 Niederschlagsmengen
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13.3 Physikalisch-chemische Daten
Physikalisch-chemische Daten
|
1 m Tiefe |
Frühjahr |
Jahresmittelwert |
Leitfähigkeit bei 25 °C |
mS/m |
47,1 |
46,4 |
pH - Wert |
|
8,26 |
8,3 |
TOC |
mg/l |
9 |
10 |
DOC |
mg/l |
- |
- |
Säurekapazität pH 4,3 |
mmol/l |
- |
2,66 |
Basenkapazität pH 8,2 |
mmol/l |
- |
- |
Chlorid |
mg/l |
33 |
33 |
Ammonium-N |
mg/l |
0,05 |
0,06 |
Nitrit-N |
mg/l |
0,012 |
0,008 |
Nitrat-N |
mg/l |
1,21 |
0,30 |
Gesamt-Stickstoff (unfiltriert) |
mg/l |
1,97 |
1,10 |
Ortho-Phosphat-P |
mg/l |
0,01 |
0,03 |
Gesamt-Phosphor (unfiltriert) |
mg/l |
0,06 |
0,07 |
Sulfat |
mg/l |
- |
50 |
Silicat-Si |
mg/l |
3,54 |
2,67 |
Calcium |
mg/l |
- |
70 |
Magnesium |
mg/l |
- |
6,5 |
Chlorophyll a |
µg/l |
20,5 |
19,3 |
Sichttiefe |
m |
2,0 |
2,0 |
Erläuterungen zu Einheiten, Parametern und Messmethoden
13.flaechen2005 Flächennutzung
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13.4 Bewertung und Empfehlungen
Bewertung der Belastungssituation des Dobersdorfer Sees und Vergleich mit der Situation der Jahre 1980/81
OHLE (1976) kommt aufgrund von Bilanzierungsüberlegungen zu dem Schluß, daß für ostholsteinische Seen eine externe Belastung von 0,33 g/m2 a P bei Seen mit mittleren Hypolimniontiefen von 5-10 m, einer Wasserverweilzeit von 5 Jahren, einer internen Düngung von ca. 50 % des Jahresumsatzes und einer viermaligen Wiederverwertung des Phosphors in der Vegetationsperiode vertretbar ist. Setzt man diesen Wert in die Vollenweider-Gleichung ein, erhält man eine interne Phosphor-Konzentration von 0,054 mg/l. Nach Abb. 31 besteht dann eine 50 %ige Wahrscheinlichkeit, daß der Zustand des Sees zwischen mesotroph und eutroph anzusiedeln ist. Nach der vorher beschriebenen Berechnung liegt die tatsächliche Belastung des Dobersdorfer Sees wahrscheinlich höher als 0,4 g/m2 a P (eher 0,5 g/m2 a P) und die interne Konzentration bei 0,09 mg/l P. Das bedeutet, wie auch andere Modelle zeigen, daß der See mit großer Wahrscheinlichkeit im eutrophen Bereich liegt. Bei einer Reduzierung der jährlichen P-Belastung um mindestens 30 % wäre der See wieder an der Grenze zwischen meso- und eutroph anzusiedeln. Allerdings ist davon auszugehen, daß die Nährstoffrückführung aus dem Sediment eine große Rolle spielt und die externe Belastung dementsprechend stärker reduziert werden müßte.
Vergleicht man die heutige Belastungssituation mit der von 1980/81, dann wird deutlich, daß sich der Zustand des Dobersdorfer Sees in den letzten 10 Jahren sehr verbessert hat. Der jährliche Eintrag wurde zu der Zeit auf 3000 kg P und somit auf 0,96 g/m2 a P geschätzt. Die Phosphoreinträge sind also um mehr als die Hälfte reduziert worden. Setzt man diesen Wert in die Vollenweider-Gleichung ein, so erhält man eine interne Konzentration von 0,16 mg/l P. Die tatsächlich gemessene Konzentration lag bei ca. 0,2 mg/l P. Der Dobersdorfer See lag somit 1980/81 sehr weit im eutrophen Bereich.
Die Abschätzungen sind zwar sehr grob, allerdings entsprechen den damals und heute angenommenen Einträgen zahlreicher Zustandsparametern im See.
Auch für Stickstoff wurde 1991 die jährliche Belastung berechnet. Sie lag bei 38 t/a N bzw. bei 12 g/m2 a N und somit relativ hoch. Da Stickstoff anderen Umsetzungen unterliegt als Phosphor, kann man jedoch aus der externen Belastung nicht ohne weiteres auf seeinterne Konzentrationen schließen. Stickstoff soll daher in diesem Zusammen-hang nicht weiter behandelt werden.
Empfehlungen zum Schutz und zur Erhaltung des Dobersdorfer Sees
Der Zustand des Dobersdorfer Sees hat sich in den letzten 10 Jahren verbessert. Betrachtet man die Frühjahrskonzentrationen, hat sich der Gesamt-Phosphor- und Stickstoffgehalt um die Hälfte verringert. Trotzdem ist es sinnvoll, weitere Sanierungs-maßnahmen im Einzugsgebiet durchzuführen, denn Algenmassenentwicklungen im Sommer und eine sehr artenarme Benthos- und Fischfauna sind noch Anzeiger für eine starke Nährstoffbelatung. Außerdem gibt die schnelle Reaktion des Sees auf die mit großem Aufwand durchgeführten Sanierungsmaßnahmen im Schmutzwasserbereich Hoffnung, daß eine weitere Besserung der Wasserqualität durch entsprechende Maßnahmen zu erreichen ist. Eine Hauptquelle der Nährstoffbelastung des Sees ist noch die intensive landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebietes. Zu nennen ist besonders der Bereich nördlich von Schlesen und an der Jarbek. Eine erste Maßnahme ist dort schon durchgeführt worden. Seit 1994 sind die ufemahen Gebiete ins Extensivierungs-programm der Landesregierung aufgenommen worden. Für 5 Jahre werden die Flächen als extensives Grünland mit 1 bis 1,5 Tieren/ha genutzt.
Zur Entlastung des Sees wird eine weitere Extensivierung der gewässernahen Nutzflächen vorgeschlagen. Die Niederungswiesen sollten ganz aus der Nutzung genommen und aufgestaut werden, so daß sich dort langfristig Bruchwald bilden kann.
Eine weitere Maßnahme ist die Abtrennung der diffus entwässernden landwirtschaftlichen Flächen von den Zuläufen (insbesondere der Selkau) durch Pufferstreifen. Der Streifen sollte in Anlehnung an das Uferrandstreifenprogramm des Ministe-riums für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein ca. 10 m breit sein. Wichtig ist dabei die langfristige Anlage eines solchen Streifens, denn ein Umbruch würde zu einer sprunghaften Nährstofffreisetzung führen.
Ein hoher Prozentsatz der Nährstoffbelastung geht von der Selkau aus. Deshalb wäre eine naturnähere Gestaltung dieses Zulaufes lohnenswert, die das Retentionsvermögen steigern würde.
Ein weiterer Ansatzpunkt zur Sanierung ist die Abwasserbehandlung im Einzugsgebiet. Dort ist eine Reduzierung bzw. Sanierung der Hauskläranlagen und eine Regenwasserbehandlung vorzuschlagen. Nach Angaben eines Abwasserbeseitigungskonzeptes ist ersteres bereits in Planung. Der Anschluß an zentrale Anlagen ist überwiegend eine Frage der Wirtschaftlichkeit, zumal der Fäkalschlamm außerhalb des Einzugsgebietes behandelt wird. Durch die Sanierung der Hauskläranlagen beziehungsweise den Anschluß an zentrale Anlagen wäre eine Frachtreduzierung von ca. 100 kg/a P für den See zu erwarten. Eine gleiche Reduzierung des Nährstoffeintrages läßt sich durch eine Regenwasserbehandlung erreichen.
Der Dobersdorfer See kann zum Naherholungsgebiet der Stadt Kiel gerechnet werden. Trotzdem wird er vom Tagesausflugsverkehr nur mäßig berührt. Günstig wirkt sich dabei die Konzentrierung der Freizeitnutzung auf die Bereiche Tökendorf und Schlesen aus. Der Fremdenverkehr sollte sich im wesentlichen auf den bisherigen Umfang beschränken.
Im Rahmen eines Gewässerentwicklungsplanes werden zur Zeit im Landesamt weitere Erhebungen im Einzugsgebiet des Dobersdorfer und Passader Sees vorgenommen. Ziel dieser Untersuchung ist es, die Belastungsschwerpunkte näher einzukreisen, um so noch konkretere Sanierungsmöglichkeiten vorschlagen zu können.
Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Situation der Selkau
Da ein Großteil der Nährstoffbelastung des Dobersdorfer Sees von der Selkau ausgeht, wurde eine Kartierung dieses Gewässers bei Herrn Dr. U. Holm in Auftrag gegeben. Folgender Maßnahmenkatalog stammt aus seinem Bericht:
Der gesamte Ober- und Mittellauf der Selkau ist morphologisch aufzuwerten. Hierzu gehört insbesondere die Offenlegung der bislang verrohrten Strecken und die Verbesserung der Struktur der offenen, begradigten Abschnitte. Das Gewässer ist durchgehend von einem Pufferstreifen zu begleiten, in dem der Bach auch die Gelegenheit zur eigendynamischen Entwicklung erhalten sollte. Hierfür ist insbesondere die Unterhaltung einzustellen. Gehölzanpflanzungen sollten gruppenweise bzw. auf kürzeren Teilstrecken erfolgen, um über die Beschattung eine niedrigere Wassertemperatur im Sommerhalbjahr zu erhalten. Eine eigendynamische "Renaturierung" der Selkau in Ober- und Mittellauf dürfte wegen des geringen Gefälles und der geringen Strömung sehr lange Zeit in Anspruch nehmen.
Ab dem Bereich oberhalb des Taterbruchs sind die Voraussetzungen für eine naturnahe Ausgestaltung des Gewässerbettes mittels Eigendynamik wesentlich besser. Es sind wieder breite Pufferstreifen zu den angrenzenden Nutzflächen anzulegen und zumindest auf der Südseite mit Gehölzen zu bepflanzen.
Im Gewässerabschnitt, der durch den Wald führt, sollte das hereingefallene Totholz im Bachbett liegengelassen werden. Aufgrund früherer Räumungsaktionen sind Steine ebenso selten vorhanden wie große Holzstrukturen. Während der Wald genügend Totholz in Form von Zweigen, Ästen und umgestürzten Bäumen liefern dürfte, sollten Steine an einigen Stellen in den Bach gelegt werden (keine Steinschüttungen). Der Transport von feinem Sediment in Richtung Dobersdorfer See könnte mit diesen Maßnahmen gebremst werden. Gerade partikuläres Material mit geringer Korngröße weist hohe Phosphorgehalte auf und kann somit eine eutrophierende Wirkung auf den See haben.
Unterhalb des Waldes ist der Bach breit abzuzäunen, um die Bereiche vor Viehvertritt zu schützen, damit sich von selbst Gehölzbewuchs einstellen kann. Es ist auf eine weitgehende Extensivierung der Nutzung des Wiesentales hinzuwirken.
Mit Auslaufen des schmalen Tales rücken die Ackerflächen dichter an den Bach heran. Hier erscheinen entsprechend angelegte Pufferstreifen notwendig, um zumindest den direkten Dünger- und Pestizideintrag zu verringern.
Morphologisch erscheint der Abschnitt ober- und unterhalb der Straße Schlesen-Neuenkrug verbesserungswürdig. Hier wäre u. a. eine Aufweitung des Bachbettes und eine dichte Bepflanzung mit Gehölzen sinnvoll, damit sich möglichst viel von dem bei Hochwasser mitgeführten partikulären Material wieder absetzen kann.
Zusammenfassend ist zu sagen, daß sich der Ober- und Mittellauf der Selkau in einem naturfernen Zustand befinden, jedoch der Unterlauf gute Voraussetzungen zur Wiederherstellung einer naturnahen morphologischen Situation bietet. Da Pufferstreifen nur die oberirdische Nährstoffzufuhr reduzieren (FABIS et al. 1993, EGGE 1990), ist eine Verringerung der Nutzungsintensität der benachbarten landwirtschaftlichen Flächen anzustreben.
Die Abwassersituation in den Bereichen von Wittenberger Passau und Grabende sowie der kleineren Siedlungen im Einzugsgebiet der Selkau ist zu überprüfen und ggf. zu verbessern. Die Kläranlage der Nerzfarm an dem untersuchten Nebenbach gab zur Zeit der Untersuchung offenbar kein kritisch belastetes Abwasser in den Bach ab. Die Nerzfarm wird allerdings zur Zeit auch nicht als Pelztierzuchtanlage genutzt. Bei Wiederaufnahme der regulären Nutzung der Anlage sollte dem störungsfreien Betrieb der zugehörigen Kläranlage größte Beachtung zuteil werden.