Bericht des Landesamtes für Natur und Umwelt B 54.
Jahr der Untersuchung: 2002
11.kurzfassung2005 Kurzfassung
2002 hat das Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein den Kleinen Plöner See
untersucht. Im Mittelpunkt standen dabei der Wasser- und Stoffhaushalt, die Lebensgemeinschaften
und die Belastungssituation des Sees.
Der Kleine Plöner See ist 2,39 km² groß.
Seine maximale Tiefe beträgt 31,4 m, seine mittlere Tiefe
9 m. Der See ist daher im Sommer stabil thermisch geschichtet. Er wird von der Schwentine, die
auch die oberhalb gelegenen Seen (Stendorfer See, Sibbersdorfer See, Großen Eutiner See,
Kellersee, Dieksee, Behler See und Großen Plöner See) verbindet, in Richtung Lanker See
durchflossen. Das Einzugsgebiet ist dadurch sehr groß. Der Kleine Plöner See gehört somit zum
Seentyp 10, kalkreicher geschichteter See mit großem Einzugsgebiet, gemäß der Europäischen
Wasserrahmenrichtlinie.
Anhand der Untersuchungsergebnisse von 2002 wurde der Kleine Plöner See als insgesamt
schwach eutroph eingestuft,
die Chlorophyll a-Konzentration lag im stark eutrophen Bereich. Auch die
Zusammensetzung des Phytoplanktons wies den Kleinen Plöner See als eutrophes Gewässer aus. Das
mittlere Biovolumen über die Vegetationsperiode befand sich im Bereich der Werte anderer
Schwentine-Seen wie z.B. dem Behler See und Dieksee, welche demselben Seentyp angehören (SPETH
2002). Der hohe Anteil von Cyanobakterien, gemessen an der Gesamtbiomasse, im Spätsommer und
Herbst und die Dominanz der fädigen Gattung Limnothrix im Herbst deuteten auf eine Tendenz zu
höheren Trophieverhältnissen hin.
Unter der vorgefundenen Litoral-Fauna befanden sich in den Transekten nur zwei Vertreter (die
Schnecke Gyraulus crista und die Zuckmückenlarve Tribelos intextus), die im Sinne von FITTKAU et
al. (1992, 1993) als Charakterarten nährstoffärmerer Gewässer (meso- bis schwach eutroph) gelten.
Durch Kescherfänge kamen noch zwei Arten hinzu (Gammarus pulex, Centroptilum luteolum). Der
Großteil der vorgefundene Fauna war eher von euryöken, also von unempfindlicheren Arten geprägt
und stützt somit die Einstufung in den eutrophen Zustand.
Schon im Juli war das Hypolimnion nahezu sauerstofffrei. Da die Zuckmückenlarve Chironomus
plumosus in der Tiefenzone stabile Populationen aufwies, ist der Kleine Plöner See im Sinne von
THIENEMANN (1922) diesbezüglich als eutropher „Chironomus plumosus-See“ zu bezeichnen. Im
Vergleich zum Großen Plöner See zeigte die Bodenfauna jedoch etwas schlechtere Verhältnisse an.
Das heutige Arteninventar der Unterwasservegetation wies einen deutlichen Artenfehlbetrag im
Vergleich zu älteren Untersuchungen auf: Obwohl sich die Eindringtiefe seit 1985 in allen
Seeteilen verdoppelt hat, wird die submerse Vegetation nach wie vor von „Allerweltsarten“
beherrscht. Die Wasserpflanzen, die unter ungünstigen Bedingungen aus dem See verschwanden, haben
sich nicht wieder angesiedelt. Mit 13 submersen Makrophyten rangiert der Kleine Plöner See
bezüglich der Artenzahlen im Mittelfeld der basenreichen Seen Schleswig-Holsteins.
Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten die Beweidung, Nährstoffbelastung und Zerschneidung der
Bestände einen Rückgang des Schilfs ausgelöst und vorangetrieben haben, leiden beim Kleinen Plöner
See, wie auch beim Großen Plöner See, die verbleibenden Restbestände heute unter einem zunehmenden
Fraßdruck durch Graugänse. So war auch an diesem See ein starker Schilfrückgang erkennbar.
Die Klassifikation anhand der Trophie entspricht somit weitgehend den derzeit nach den noch
üblichen Verfahren bewerteten vorgefundenen Lebensgemeinschaften.
Der Kleine Plöner See ist nach LAWA (1998) natürlicherweise ein oligotropher See. Aufgrund seiner
Tiefe hat er relativ günstige Voraussetzungen für einen nährstoffarmen Zustand. Da jedoch sein
Einzugsgebiet sehr groß ist, ist es realistischer, den Referenzzustand des Sees zwischen oligo-
und mesotroph anzusetzen. Das deckt sich auch mit neueren Bewertungsansätzen anhand des
Phytoplanktons (MISCHKE et al. 2002). Aus dem Unterschied zwischen den natürlichen
Ausgangsbedingungen und dem festgestellten Istzustand ergibt sich nach LAWA (1998) eine Bewertung
von 3. Da der Kleine Plöner See mittlerweile einen eutrophen Zustand aufweist, sollten Maßnahmen
ergriffen werden, um den See zu entlasten.
Der Vergleich der Ergebnisse von 2002 mit einer Untersuchung des Landesamtes von 1984 zeigt kein
eindeutiges Bild, inwieweit sich der See in den vergangenen Jahren verändert hat. Die
Nährstoffkonzentrationen weisen auf eine Verbesserung hin, die Algenzusammensetzung eher auf eine
Verschlechterung. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass die Blaualge Limnothrix, ein Indikator für
eine höhere Trophie, 2002 auch im Großen Plöner See in hohen Abundanzen aufgetreten ist, so dass
dieses Phänomen auch eine Folge des besonders regenreichen Sommers sein kann.
Für den See ergibt sich die folgende Belastungssituation: 86 % der Phosphoreinträge gelangen über
die Schwentine in den Kleinen Plöner See. 5 % sind durch die landwirtschaftliche Nutzung des
direkten Einzugsgebietes bedingt und 7 % durch Schmutzwasser der Kläranlage Plön sowie der
Hauskläranlagen in den Gemeinden Rathjensdorf und Wittmoldt. Die Stickstoffeinträge verteilen sich
ähnlich: 76 % Schwentine, 11 % Landwirtschaft, 6 % Abwasser, 7 % Sonstiges.
Die Gesamtbelastung des Kleinen Plöner Sees beträgt nach dieser Abschätzung 10.914 kg/a Phosphor
und 126.195 kg/a Stickstoff
bzw. 0,27 kg P und 3,1 kg N pro Hektar Einzugsgebietsfläche und Jahr.
Bezogen auf die Seefläche sind das 4,57 g/m² ·a P und 52,8 g/m² ·a N.
Der Phosphoreintrag in den
Kleinen Plöner See sollte um etwa 2.000 kg/a gesenkt werden, um
zumindest einen schwach eutrophen Zustand zu festigen. Dieses entspricht betreffend der Trophie
voraussichtlich annähernd den Ansprüchen eines guten ökologischen Zustandes gemäß der europäischen
Wasserrahmenrichtlinie.
Bei Betrachtung des direkten See-Einzugsgebietes spielt das gereinigte Schmutzwasser der
Kläranlage Plön eine größere Rolle. Die Reinigungsleistung für Phosphor sollte unbedingt optimiert
werden.
Viele Uferabschnitte werden beweidet. Dort ist dringend eine vollständige Abzäunung notwendig.
Um den Zustand des Kleinen Plöner Sees zu verbessern, ist es jedoch notwendig, Maßnahmen im
gesamten oberhalb liegenden Schwentine-Einzugsgebiet umzusetzen (siehe auch LANDESAMT FÜR NATUR
UND UMWELT DES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN 2001).
11.1 Wasserstände
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Mittlere Tageswasserstände [m ü.NN] des Kleinen Plöner Sees 2001 und 2002
11.2 Niederschlagsmengen
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Abbildung: Monatliche Niederschlagshöhe [mm] des
Abflussjahres 2002 (Balken) und das langjährige Mittel 1961 bis 1990 (dicke Linie)
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Abbildung: Abweichung der mittleren Monatstemperatur [°C] des Abflussjahres 2002
vom langjährigen Mittel 1961 bis 1990 an der Station Eutin
11.3 Physikalisch-chemische Daten
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Abbildung: Vertikalprofile der Temperatur [°C] und der
Sauerstoff-Sättigung [%] an der tiefsten Stelle des Kleinen Plöner Sees 2002
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Abbildung: Der Verlauf der Sichttiefe [m] im Kleinen Plöner See 2002
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Abbildung: Jahresgang der Gesamtphosphor-Konzentration [mg/l P] in
verschiedenen Tiefen im Kleinen Plöner See 2002
Erläuterungen zu Einheiten, Parametern und Messmethoden
11.4 Lebensgemeinschaften
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Abbildung: Jahreszeitlicher Verlauf der Chlorophyll
a-Konzentration [µg/l] und der Biovolumina der dominanten
Phytoplanktongruppen [mm³/l] im Kleinen Plöner See 2002
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Abbildung: Jahreszeitlicher Verlauf der Biomasse
(TG = Trockengewicht) wichtiger Zooplanktongruppen im Kleinen Plöner See 2002.
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Abbildung: Jahreszeitlicher Verlauf der Abundanzen der
calanoiden und cyclopoiden Copepoden und deren
Nauplius-Larven im Kleinen Plöner See 2002.
11.5 Bewertung und Empfehlungen
Bewertung des Zustandes des Sees
Die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) hat ein Bewertungssystem für stehende Gewässer
erarbeitet. Mit diesem System wird der Referenzzustand ermittelt, der sich aus den natürlichen
Gegebenheiten wie Einzugsgebietsgröße, Bodenbeschaffenheit und Seebeckenmorphologie herleitet, und
dem Istzustand gegenübergestellt. Aus der Diskrepanz ergibt sich die Bewertung und somit auch der
Handlungsbedarf zum Schutz des Sees.
Der Kleine Plöner See ist mit einer mittleren Tiefe von 9 m im Sommer stabil thermisch
geschichtet. Sein Einzugsgebiet ist jedoch aufgrund der Schwentine im Verhältnis zu Seefläche und
Seevolumen relativ groß. Er gehört somit gemäß der
Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zum Seentyp 10,
kalkreicher geschichteter See mit großem Einzugsgebiet (MATHES et al. 2002) und ist daher
potentiell natürlich oligotroph (Referenzzustand).
Basis der Klassifikation des Istzustandes ist die
Trophie (Intensität des Algenwachstums), die nur
mit wenigen Messgrößen (siehe Tabelle unten) beschrieben wird. Die Untersuchungsergebnisse von 2002 ergaben,
dass der Kleine Plöner See nach der
LAWA-Richtlinie mittlerweile schwach eutroph ist,
die Chlorophyll a-Konzentration lag überdies im
stark eutrophen Bereich.
Einstufung von geschichteten Seen nach LAWA (1998)
| Gesamt-P Frühjahr [µg/l] | Gesamt-P Sommer [µg/l] | Chlorophyll a [µg/l] | Sichttiefe [m] |
oligotroph | < 13 | < 9 | < 3 | > 5,5 |
mesotroph | 13 - 65 | Sep 50 | 03. Okt | 2,3 - 5,5 |
eutroph 1 | 65 - 140 | 50 - 115 | 10 - 18 | 1,5 - 2,3 |
eutroph 2 | 140 - 320 | 115 - 270 | 18 - 33 | 1,0 - 1,5 |
polytroph 1 | 320 - >500 | 270 - >500 | 33 - 60 | 0,6 - 1,0 |
polytroph 2 | > 500 | >500 | 60 -100 | 0,4 - 0,6 |
hypertroph | > 500 | > 500 | > 100 | < 0,4 |
Kleiner Plöner See | 110 | 55 | 20 | 2,0 |
Dominanzverhältnisse und Biovolumina des Phytoplanktons weisen den Kleinen Plöner See ebenfalls
als eutrophes, geschichtetes Gewässer aus. Das mittlere Biovolumen über die Vegetationsperiode
liegt im Bereich der Werte anderer Schwentine-Seen wie z.B. dem Behler See und Dieksee, welche
demselben Seentyp angehören (SPETH 2002). Die relativ lang anhaltende Phase, in der Blaualgen
mäßig oder stark dominant waren, und die Dominanz der oscillatorialen Gattung Limnothrix im Herbst
deuten auf eine Tendenz zu höher eutrophierten Verhältnissen hin. Dabei ist jedoch zu bemerken,
dass der oberhalb gelegene Große Plöner See, dessen Phytoplanktonbesiedlung seit 1998 jedes Jahr
untersucht wird, im Jahr 2002 ebenfalls ein ungewöhnlich starkes Vorkommen der Blaualge Limnothrix
im Spätsommer und Herbst aufwies. Es stellt sich daher die Frage, ob die 2002 beobachtete Dominanz
der Oscillatoriales im Spätsommer/Herbst im Kleinen Plöner See und im Lanker See ein regelmäßig
auftretendes Charakteristikum ist oder ob es sich um eine besondere Situation handelt.
Die Artenzusammensetzung und Dominanzverhältnisse des Zooplanktons weisen auf deutlich eutrophe
Bedingungen im Kleinen Plöner See hin.
Unter der vorgefundenen Litoral-Fauna befanden sich in den Transekten nur zwei Vertreter (die
Schnecke Gyraulus crista und die Zuckmückenlarve Tribelos intextus), die im Sinne von FITTKAU et
al. (1992, 1993) als Charakterarten nährstoffärmerer Gewässer (meso- bis schwach eutroph) gelten.
Durch die Kescherfänge kamen noch zwei Arten hinzu (Gammarus pulex, Centroptilum luteolum), so
dass die vorgefundene Fauna eher von euryöken, also von unempfindlicheren Arten geprägt war und
somit den eutrophen Zustand stützt.
Schon im Juli war das Hypolimnion nahezu sauerstofffrei. Da Chironomus plumosus in der Tiefenzone
stabile Populationen aufwies, ist der Kleine Plöner See im Sinne von THIENEMANN (1922) als
eutropher „Chironomus plumosus-See“ zu bezeichnen. Im Vergleich zum Großen Plöner See zeigte die
Bodenfauna jedoch etwas schlechtere Verhältnisse an.
Das heutige Arteninventar der Unterwasservegetation wies einen deutlichen Artenfehlbetrag im
Vergleich zu älteren Untersuchungen auf: Obwohl sich die Eindringtiefe seit 1985 in allen
Seeteilen verdoppelt hat, wird die submerse Vegetation nach wie vor von „Allerweltsarten“
beherrscht. Die Wasserpflanzen, die unter früher ungünstigen Bedingungen aus dem See verschwanden,
sind nicht zurückgewandert. Mit 13 submersen Makrophyten rangiert der Kleine Plöner See bezüglich
der Artenzahlen im Mittelfeld der basenreichen Seen Schleswig-Holsteins.
Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten Beweidung, Nährstoffbelastung und Zerschneidung der
Bestände den Rückgang des Schilfs ausgelöst und vorangetrieben haben, leiden auch beim Kleinen
Plöner See die verbleibenden Restbestände heute unter einem zunehmenden Fraßdruck durch Graugänse.
So war dort wie auch am benachbarten Großen Plöner See ein starker Schilfrückgang erkennbar.
Der errechnete Istzustand anhand der Parameter Chlorophyll a, Sichttiefe und Phosphor entspricht
somit weitgehend den derzeit nach den noch üblichen Verfahren bewerteten vorgefundenen
Lebensgemeinschaften. Aus dem Unterschied zwischen den natürlichen Ausgangsbedingungen und dem
festgestellten Istzustand ergibt sich eine Bewertung von 3.
Die Einordnung eines Sees nach der LAWA-Richtlinie wird wie folgt dargestellt. Die Farbe des
Ringes stellt die Bewertung dar. Dunkelgrün bedeutet in diesem Falle, dass über die Dringlichkeit
von Sanierungsmaßnahmen im Einzelfall zu entscheiden ist. Da es sich beim Kleinen Plöner See um
ein potentiell nährstoffarmes oligotrophes Gewässer handelt, ist Handlungsbedarf vorhanden.
Dabei ist jedoch zu bedenken, dass das Einzugsgebiet des Kleinen Plöner Sees sehr groß ist. Daher
ist es realistischer, den Referenzzustand des Sees zwischen oligo- und mesotroph anzusetzen. Das
deckt sich auch mit neueren Bewertungsansätzen anhand des Phytoplanktons (MISCHKE et al. 2002).
Die folgende Abbildung zeigt die Beziehung zwischen der Chlorophyll a- und der
Gesamtphosphorkonzentration im Sommer in ungeschichteten und geschichteten Seen in Schleswig-
Holstein. Es ist zu erkennen, dass sich die meisten ungeschichteten Seen im stark eutrophen bis
polytrophen und die geschichteten Gewässer im meso- bis eutrophen Bereich befinden. Es ist jedoch
dabei zu bedenken, dass der Parameter Chlorophyll a bei der Klassifikation nach LAWA rechnerisch
doppelt so stark gewichtet wird wie die Phosphorkonzentration. Diese Wichtung ist graphisch nicht
darstellbar.
Der Kleine Plöner See liegt aufgrund seiner hohen Chlorophyll a-Konzentration knapp im stark
eutrophen Bereich und gehört somit zu den produktiveren tiefen stehenden Gewässern in Schleswig-
Holstein. Betrachtet man jedoch alle vom Landesamt untersuchten Seen, zeigt sich, dass er sich
hinsichtlich seiner Trophie im Mittelfeld der Seen des Landes befindet.
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Abbildung: Beziehung zwischen Chlorophyll a [mg/m³] und der
Gesamtphosphorkonzentration [mg/m³] im Oberflächenwasser zwischen
April und September in ungeschichteten und geschichteten Seen, verändert nach LAWA (1998)
hellblaues Quadrat: Kleiner Plöner See
dunkelblaues Quadrat: Großer Plöner See
dunkelblaue Raute: Andere vom Landesamt untersuchte Seen
Bewertung der Belastungssituation des Sees
Zunächst ist festzustellen, dass die Hauptbelastung, nämlich 86 % des Phosphoreintrages aus dem
vorgeschalteten Schwentine-Einzugsgebiet stammt. Betrachtet man jedoch nur das direkte, relativ
kleine Einzugsgebiet des Kleinen Plöner Sees, zeigt sich, dass das Abwasser 50 % des
Nährstoffeintrages ausmacht.
Im Bereich der Stadt Plön wird das Ufer von siedlungstypischen Ufernutzungen geprägt. Im gesamten
Abschnitt vom Klärwerk bis zum großen Parkplatz an der Hamburger Straße lösen sich Kleingärten,
Seegrundstücke und bebaute Grundstücke ab. Der Erhaltungsgrad der naturnahen Ufervegetation hängt
von der Gestaltung der einzelnen Privatgrundstücke ab. Einige Uferabschnitte sind zur Anlage von
Verkehrsflächen künstlich aufgeschüttet worden (B76, Parkplatz an der Hamburger Straße). Der
siedlungsgeprägte Aspekt ist auch für die Uferabschnitte bei Dörnick und Lerchental
charakteristisch.
Das weite Umfeld des Kleinen Plöner Sees wird vor allen Dingen im Norden von einer intensiven
Ackernutzung beherrscht, die über Grabenzuflüsse indirekt einen Einfluss auf die Wasserqualität
ausüben kann. Im unmittelbaren Uferbereich wurden 2002 aber nur noch zwei Ackerflächen
festgestellt.
Die übrigen Uferabschnitte werden von Grünlandnutzung geprägt. Wie an der Artzusammensetzung der
schmalen Uferröhrichte zu erkennen ist, wurden die Ufer in der Vergangenheit systematisch
beweidet. Dafür ist das starke Vorkommen des Kalmus (Acorus calamus) bezeichnend, der für Rinder
giftig ist und sich deshalb an beweideten Ufern ungehindert ausbreiten kann.
Wälder spielen am Kleinen Plöner See eine untergeordnete Rolle. Das Kliff zwischen Wittmoldt und
Seekamp ist mit alten Buchen und Eichen bestanden. Die Gehölzbestände um das Gut Wittmoldt gehen
auf Aufforstungen mit Eschen und Ulmen zurück. Große forstwirtschaftlich genutzte Wälder kommen im
Seeumfeld nicht vor.
Aufgrund der Siedlungsnähe besitzt der Kleine Plöner See eine wichtige Funktion für die
Naherholung. Große, öffentliche Badestellen sind nicht anzutreffen. Im Lerchental und bei der
Kleingartenanlage an der B76 finden sich zwei kleine Badestellen. Die Nutzung ist diffus und geht
von den Privatgrundstücken aus. Neben der Badenutzung, die wegen der im Sommer mäßigen
Wasserqualität des Sees eher gering ist, wird auf dem See gesegelt. Darüber hinaus gehört der
Kleine Plöner See zum Schwentine-Wasserwanderweg und wird von zahlreichen Kanuten genutzt.
Der Kleine Plöner See ist nach LAWA (1998) natürlicherweise ein oligotropher See. Aufgrund seiner
Tiefe hat er relativ günstige Voraussetzungen für einen nährstoffarmen Zustand. Da jedoch sein
Einzugsgebiet sehr groß ist, ist es realistischer, den Referenzzustand des Kleinen Plöner Sees
zwischen oligo- und mesotroph anzusetzen. Das deckt sich auch mit neueren Bewertungsansätzen
anhand des Phytoplanktons (MISCHKE et al. 2002).
Die mittlere Phosphorbelastung schleswig-holsteinischer Seen beträgt jährlich circa 0,55 g/m²
Seefläche. Dieser Abschätzung zugrunde gelegt sind Untersuchungen an 70 Seen (LANDESAMT FÜR NATUR
UND UMWELT 2002). Der Kleine Plöner See liegt mit seiner Flächenbelastung von 4,57 g/m² weit
darüber. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass die theoretische Wasseraufenthaltszeit dieses Sees mit
0,2 Jahren im Mittel bzw. 0,12 Jahren in 2002 sehr gering und somit der Nährstoffrückhalt sehr
niedrig ist.
Der Kleine Plöner See hat eine Tendenz zum stark eutrophen Zustand und weist höhere
Nährstoffkonzentrationen auf als der Große Plöner See. Im Spätsommer dominieren Blaualgen. Es
sollten daher Maßnahmen ergriffen werden, um die Nährstoffeinträge weiter zu reduzieren.
Der Phosphoreintrag sollte um ungefähr 2000 kg/a gesenkt werden, um zumindest einen schwach
eutrophen Zustand zu stabilisieren. Dieses entspricht betreffend der Trophie annähernd den
Ansprüchen eines guten ökologischen Zustandes gemäß der europäischen Wasserrahmenrichtlinie.
Vorschläge zum Schutz und zur Erhaltung des Sees
Bei Betrachtung des direkten See-Einzugsgebietes spielt das Abwasser der Kläranlage Plön eine
größere Rolle. Die Reinigungsleistung für Phosphor sollte unbedingt optimiert werden. So könnten
ca. 300 kg/a P eingespart werden.
Das Südufer des Kleinen Plöner Sees wird im Abschnitt zwischen Lerchental und dem Koppelsberg in
einem Umfang beweidet, der in Schleswig-Holstein nur noch selten zu beobachten ist. Die Beweidung
beschränkt sich nicht auf wenige Tränkstellen, sondern umfasst lange Uferabschnitte.
Zwischen Lerchental und Sophienlust ist zwar meistens ein Zaun vorhanden, der aber entweder seit
langem kaputt ist oder ins Wasser gezogen wurde, um das Vieh daran zu hindern, ins tiefere Wasser
vorzudringen. Gravierende Nährstoffeinträge gehen wahrscheinlich von den extensiv genutzten
angrenzenden Flächen nicht aus: Die Grasnarbe ist geschlossen; Gülle oder Dünger werden nicht
ausgebracht. Allerdings ist das Ufer der Brandung völlig ungeschützt ausgesetzt, was zum
verstärkten Abbruch führt. Selbst wenn sich keine naturnahen Röhrichte an solchen durch Beweidung
geschädigten Ufern regenerieren würden, könnte sich nach Abzäunung ein Seggensaum ansiedeln, der
das Ufer stabilisieren könnte. Um die Verdrängung der seltenen Quellried-Bestände (Blysmus
compressus RL 2) durch höher wüchsige Vegetation zu vermeiden, müssen ihre Standorte weiterhin
beweidet werden. Daher sollte dort nur ein ca. 2 m breiter Saum am Ufer abgezäunt werden. Solange
die angrenzenden Flächen in der bisherigen Form extensiv genutzt werden, bietet ein 2 m breiter
Seggen- und Staudensaum einen ausreichenden Uferschutz.
Im Uferabschnitt unterhalb vom Koppelsberg wird das Ufer an mehreren sehr breiten Tränkstellen
beweidet. Die angrenzenden Flächen werden sehr intensiv genutzt, was zu Trittschäden in der
Grasnarbe führt. Es ist nicht auszuschließen, dass düngende Stoffe ausgebracht werden. Aufgrund
der Hangneigung ist von einer intensiven Oberflächenabspülung und von stofflichen Einträgen in den
See auszugehen. Eine durchgehende Abzäunung eines mindestens 10 m breiten Uferrandstreifens ist
deshalb notwendig. Da auf derselben Weidefläche ein großes Kleingewässer als Tränke genutzt wird,
besteht kein Bedarf für weitere Tränkstellen am See.
Im Norden wird das Ufer an der Einmündung des Bachs aus dem Trentsee beweidet. Der weiche
Niedermoorboden ist kahl getreten. Der Boden und die Exkremente der Tiere werden vom Bach
unmittelbar in den See eingespült. Hier ist dringend eine vollständige Abzäunung des Ufers
notwendig.
Seenahe Äcker sollten möglichst in extensives Grünland bzw. Brachland umgewandelt werden. Im
unmittelbaren Uferbereich wurden 2002 zwei Ackerflächen festgestellt. Eine Fläche befindet sich
bei Seekamp am Nordwestufer. Eine kleine, mit Mais bestellte Parzelle liegt am westlichen
Siedlungsrand von Lerchental (Südwestufer). In beiden Fällen wird das Seeufer von einem dichten
Gehölzsaum von den Nutzflächen abgeschirmt. Am gesamten nordwestlichen Ufer zwischen Seekamp und
Wittmoldt kann es trotz des vorhandenen Gehölzgürtels zu erhöhten Nährstoffeinträgen durch
ufernahe Äcker kommen. Deshalb sollte dort ebenso eine mindestens 100 m breite Pufferzone
eingerichtet werden.
Gleiche Empfehlungen gelten für das Einzugsgebiet des Trammer Sees (LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT
DES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN 2002). Auch dort ist eine Extensivierung ufernaher,
erosionsgefährdeter Äcker anzustreben und die Beweidung der Ufer zu reduzieren.
Um den Zustand des Kleinen Plöner Sees nachhaltig zu verbessern, ist es notwendig, Maßnahmen im
gesamten oberhalb liegenden Schwentine-Einzugsgebiet umzusetzen (siehe auch LANDESAMT FÜR NATUR
UND UMWELT DES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN 2001), da mehr als 80 % der Nährstoffeinträge dort ihren
Ursprung haben.
Belastungsschwerpunkte liegen im intensiv genutzten Einzugsgebiet des schwach polytrophen
Stendorfer Sees und des sogar stark polytrophen Sibbersdorfer Sees im Oberlauf der Schwentine.
Neben hängigen, gewässernahen Ackerflächen sind dort auch kleinere Kläranlagen zu finden. Die
besiedelten Bereiche von Eutin und Malente mit den beiden größeren Kläranlagen tragen ebenfalls zu
erhöhten Nährstoffeinträgen in die Schwentine bei. Auch dort sollte die Reinigungsleistung für
Phosphor, wenn möglich, optimiert werden.
Es ist absehbar, dass die Schilfbestände im Kleinen Plöner See wie bereits im Großen Plöner See
weiter abnehmen werden. Es ist deshalb vordringlich, auf der Ebene der gesamten Plöner Seenplatte
ein landschaftsübergreifendes Konzept auszuarbeiten. Dieses sollte die Belange der
Freizeitaktivitäten und die landwirtschaftlichen Nutzung integrieren, aber auch die Belange der
Wasservögel, die störungsfreie Äsungsflächen benötigen, berücksichtigen. Darüber hinaus ist es
weder sinnvoll noch erfolgversprechend, Röhrichte gegen die Vögel schützen zu wollen. Diese
Aspekte sollten bei der Ausarbeitung der Bewirtschaftungspläne für das Einzugsgebiet der
Schwentine im Rahmen der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie berücksichtigt werden.
Nur mit einem umfassenden Gesamtkonzept für die Schwentine besteht die Chance, die Ziele der
europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen.