Berichte des Landesamtes für Natur und Umwelt B 37 und B 40.
Jahr der Untersuchung: 1995
10.kurzfassung2005 Kurzfassung
1995 untersuchte das Landesamt für Wasserhaushalt und Küsten den im Kreisherzogtum Lauenburg gelegenen Lankauer See. Im Mittelpunkt standen dabei der Wassermengen- und Stoffhaushalt, die Lebensgemeinschaften sowie vor allen Dingen die Belastungssituation des Sees. Nach Integration des Amtes in das Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein am 1.1.1996 wird diese Aufgabe zukünftig von der Abteilung "Gewässer" weitergeführt.
Der knapp 30 ha große See ist durch ein Landzunge in zwei Becken zerteilt, die durch einen nur 0,5 m tiefen Graben verbunden sind. Für ihre geringe Fläche sind beide Becken recht tief, insbesondere das nordwestliche Becken, das mit maximal 23 m etwa doppelt so tief wie das südöstliche Becken ist. In beiden Seeteilen fällt das Gelände unter Wasser steil ab. Das Einzugsgebiet ist mit 1,38 km2 im Verhältnis zur Seefläche klein. Der Waldanteil ist mit 60% der Einzugsgebietsfläche für Schleswig-Holstein sehr hoch. Nur 24% werden landwirtschaftlich genutzt. Die Voraussetzungen für einen nährstoffarmen Zustand des Sees sind also gut.
Die erste Untersuchung des Lankauer Sees, die 1993 im Rahmen des Seenkurzprogrammes (LANDESAMT FÜR WASSERHAUSHALT & KÜSTEN SCHLESWIG-HOLSTEIN 1995b) durchgeführt wurde, zeigte, daß sich der See tatsächlich in einem guten Zustand befindet. 1995 wurde er in das ganzjährige limnologische Untersuchungsprogramm des Landesamtes aufgenommen, um detailliertere Kartierungen der Lebensgemeinschaften vorzunehmen und vor allen Dingen, um die Belastungssituation der einzelnen Becken näher zu untersuchen und differenzierte Entlastungs Maßnahmen zu erarbeiten.
Das nordwestliche Becken hat einen Ablauf, der dem Elbe-Lübeck-Kanal zufliesst. Da die ermittelte Abflußspende mit 11 l/s km2 überdurchschnittlich hoch ist, liegt die Vermutung nahe, daß der See auch vom Grundwasser gespeist wird. Die theoretische Wasseraufenthaltszeit beträgt ca. 4,8 Jahre.
Nach den Phosphor- und Chlorophyll a-Konzentrationen sowie der Sichttiefe ist der Lankauer See mesotroph (mittlerer Nährstoffgehalt). Die Sauerstoffverhältnisse weisen den See als einen nährstoffreichen See aus, da ab Juni in der Tiefe in beiden Becken kein Sauerstoff mehr zu messen ist.
Die Unterwasservegetation ist vor allem im tiefen Becken sehr artenreich und weist auf mesotrophe Verhältnisse hin. Besonders bemerkenswert sind die großen Vorkommen des in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedrohten großen Nixenkrautes im gesamten Lankauer See sowie das große Artenspektrum der Armleuchteralgen im nordwestlichen Becken.
Die Untersuchung der Fischfauna ergab, daß der See als recht artenarm einzustufen ist. Eine Gefährdung durch den Fischfang mit der Angel ist jedoch nicht zu erwarten. Die von dem Angelsportverein durchgeführten Besatz Maßnahmen mit Karpfen können sich allerdings aufgrund eines verstärkten Konkurrenzdruckes negativ auf die Bestände der anderen Arten auswirken.
Bei der Bilanzierung der Nährstoffeinträge ergab sich folgendes Bild: knapp 35% der Phosphor-Fracht des flachen Seebeckens kommen aus der Landwirtschaft; 20% verteilen sich auf Wald, Siedlung und Niederschlag; 45% des Phosphoreintrages sind durch Abwasser bedingt. Beim tiefen Becken sieht die Situation etwas anders aus: aufgrund des kleineren Einzugsgebietes ist der Eintrag sehr viel geringer. Die bedeutendste Phophor-Quelle ist der Zufluß aus dem flachen Becken. Aus den landwirtschaftlich genutzten Flächen und aus dem Niederschlag kommen jeweils ungefähr 20-30 %. Abwasser spielt dort keine Rolle.
Knapp 45 kg Phosphor gelangen jährlich in den Lankauer See. Bezogen auf die Seefläche sind das 0,23 g/m2 a beim flachen Becken und 0,1 g/m2 beim tiefen.
Es gilt, diesen noch relativ intakten See zu schützen und zumindest im derzeitigen Zustand zu erhalten. Erste Schritte sind dafür vor Ort bereits getan. Die Abwasserbeseitigung ist verbessert worden. Wenn die vorgeschlagenen Maßnahmen, wie der Verzicht auf Karpfenbesatz und das Abzäunen einer an den See grenzenden Weidefläche umgesetzt werden, kann das zur Stabilisierung des ökologischen Zustandes auf mesotrophem Niveau beitragen.
10.1 Wasserstände
Mittlere Tageswasserstände des Lankauer Sees aus den Jahren 1993/94 (m ü. NN)
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10.2 Niederschlagsmengen
Monatliche Niederschlagsmengen (mm) 1994/95 und das langjährige Mittel 1961/1990
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10.3 Physikalisch-chemische Daten
Physikalisch-chemische Daten
|
tiefes Becken |
flaches Becken |
1 m Tiefe |
1 m Tiefe |
Frühjahr |
Jahres- mittelwert |
Frühjahr |
Jahres- mittelwert |
Leitfähigkeit bei 25 °C |
mS/m |
42,1 |
41,5 |
46,4 |
44,7 |
pH - Wert |
|
8,36 |
8,33 |
8,23 |
8,3 |
TOC |
mg/l |
7 |
8 |
7,7 |
9 |
DOC |
mg/l |
7 |
8 |
7,3 |
8,3 |
Säurekapazität pH 4,3 |
mmol/l |
- |
- |
- |
- |
Basenkapazität pH 8,2 |
mmol/l |
- |
- |
- |
- |
Chlorid |
mg/l |
19 |
20 |
20 |
21 |
Ammonium-N |
mg/l |
0,02 |
0,05 |
0,301 |
0,149 |
Nitrit-N |
mg/l |
0,002 |
0,005 |
0,007 |
0,005 |
Nitrat-N |
mg/l |
0,28 |
0,10 |
0,32 |
0,22 |
Gesamt-Stickstoff unfiltriert |
mg/l |
0,94 |
0,74 |
1,30 |
0,98 |
Orthophosphat-P |
mg/l |
< 0,005 |
0,01 |
0,01 |
0,00 |
Gesamt-Phosphor unfiltriert |
mg/l |
0,04 |
0,02 |
0,03 |
0,02 |
Sulfat |
mg/l |
- |
- |
- |
- |
Silicat-Si |
mg/l |
1,33 |
0,92 |
5,57 |
5,12 |
Calcium |
mg/l |
60 |
- |
68 |
- |
Magnesium |
mg/l |
7,1 |
- |
8 |
- |
Chlorophyll a |
µg/l |
14,8 |
4,6 |
10,7 |
10,0 |
Sichttiefe |
m |
3,0 |
4,9 |
3,0 |
3,1 |
Erläuterungen zu Einheiten, Parametern und Messmethoden
10.4 Fischarten
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10.5 Phosphor- und Stickstoffeinträge
flaches Seebecken
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tiefes Seebecken
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10.6 Bewertung und Empfehlungen
Bewertung
Der Lankauer See ist natürlicherweise ein nährstoffarmer See. Vor allen Dingen der tiefe Seeteil hat aufgrund seiner Beckengestalt und der Grösse seines Einzugsgebietes natürliche Voraussetzungen, oligotroph zu sein. Die abgeschätzte Phosphorbelastung des flachen Seebeckens von 0,24 g/m2 a ist im Vergleich zu anderen schleswig-holsteinischen Seen tatsächlich relativ gering. Geht man jedoch davon aus, daß der See ursprünglich oligotroph war, also eine interne Konzentration bis zu 0,015 mg/l P hatte, ist der jetzige Eintrag um ein Drittel höher als der potentiell natürliche. Der abgeschätzte Eintrag in das tiefe Becken von 0,1 g/m2 a entspricht eher den potentiell natürlichen Verhältnissen. Nicht zu erklären ist damit jedoch die erhöhte Phosphor-Konzentration in diesem Becken.
Beide Becken zeigen heute einen mesotrophen Zustand, allerdings mit einer Tendenz zur Eutrophie. Beide Teile weisen im Sommer sauerstofffreie Tiefenzonen mit Schwefelwasserstoffbildung auf, das Sediment ist nur noch mit wenig anspruchsvollen Arten besiedelt, was jedoch wohl grösstenteils mit dem Substrat, der Seekreide, zusammenhängt. Auch die Algenwatten am Ufer des tiefen Beckens deuten auf eine zunehmende Nährstoffversorgung hin,
Es gilt also dringend, diesen noch relativ intakten See zu schützen und zumindest im derzeitigen Zustand zu erhalten.
Vorschläge zum Schutz und zur Erhaltung
Erste Schritte zur Erhaltung des Sees sind vor Ort bereits getan. Die Abwasserbeseitigung ist verbessert worden. Das Abwasser des Ortsteils Lankau wird mittlerweile aus dem Einzugsgebiet herausgeleitet. Ein Campingplatz besitzt jedoch noch eine Kompaktkläranlage mit Untergrundverrieselung. Nach Angabe des Kreises ist jedoch geplant, daß dieser Campingplatz, wie schon der andere direkt am See, eine Abflußlose Sammelgrube bekommt. Durch diese Maßnahme würde der Phosphor-Eintrag in das flache Becken schon fast um die Hälfte gesenkt werden.
Auf einer größeren Strecke am nordwestlichen Ufer des tiefen Seebeckens grenzen Grünlandflächen direkt an den See und das Vieh hat freien Zugang zum Ufer. Der Erlengürtel hinter dem Röhricht ist auf eine mehrere Meter vom Ufer entfernt stehende Reihe reduziert worden. Der landwärtige Bereich des Seggen- und Schilfsaums wird durch Tritt und Verbiss stark beeinträchtigt. Zusätzlich kommt eine lokal starke Nährstoffanreicherung durch Kot und Urin hinzu. Die nur noch rudimentär entwickelte Vegetation ist von Arten gekennzeichnet, die höhere Nährstoffkonzentrationen benötigen. Im Flachwasserbereich hinter dem verbliebenen Röhricht sind stellenweise dichte Polster aus fädigen Grünalgen ausgebildet. Die Viehweide sollte daher abgezäunt werden, damit kein direkter Nährstoffeintrag in den freien Wasserkörper des noch mesotrophen nordwestlichen Beckens erfolgen kann.
Nach Angaben der Angler ist der Besatz mit Karpfen schon 1994 reduziert worden. Es ist jedoch zu empfehlen, den Besatz ganz einzustellen. Gegen die rein angelsportliche Nutzung des Gewässers im bisherigen Umfang ist aus fischökologischer Sicht ansonsten nichts einzuwenden, wenn Fried- und Raubfische in einem ausgewogenen Verhältnis beangelt werden. Sollte sich der Fang in Zukunft jedoch zu sehr auf die Hechte konzentrieren, besteht die Gefahr der Massenvermehrung von Plötze und Barsch und gleichzeitig einer starken Dezimierung des algenfressenden Zooplanktons. größere Algenblüten und geringere Sichttiefen wären die Folge.
Optimal wäre es, wenn das Verhältnis der Fänge zwischen Fischfressenden und Wirbellose-fressenden Arten 1:4 erreichen würde, was bei einem Jahresertrag von ca. 10 kg/ha 2 kg/ha Hecht und große Barsche und 8 kg/ha Plötzen und kleine Barsche entsprechen würde.
Der im jetzigen Umfang durchgeführte Aalbesatz kann aufrechterhalten bleiben. Ein zusätzlicher Hechtbesatz bietet sich zur Zeit nicht an, da das natürliche Vorkommen offensichtlich relativ gut ist. Von einem Besatz mit anderen Arten, wie z.B. Maränen, oder dem, von einigen Anglern favorisierten, Besatz mit triploiden (nicht fortpflanzungsfähigen) Regenbogenforellen ist abzuraten. So wird ein Maränenbestand immer auf Besatz angewiesen sein, da die natürliche Fortpflanzung aufgrund der zeitweisen Sauerstoffknappheit in der Tiefe nicht erfolgreich sein wird. Auch ist es anzuzweifeln, ob sich die Maräne als reiner Planktonfresser gegen den starken Konkurrenzdruck der planktonfressenden Jungplötzen und Barsche durchsetzen könnte. Hinzu kommt, daß die Maräne als reiner Planktonfresser für Angler schwer zu fangen und damit unattraktiv ist.
Ein Besatz mit triploiden Regenbogenforellen in ein natürliches Gewässer stellt eine Faunenverfälschung dar und ist deshalb schon aus ökologischen Gründen abzulehnen.
Eine Ausweisung des Niederungsgebietes westlich von Lankau als Naturschutzgebiet würde den dauerhaften Schutz dieses seltenen nährstoffarmen Sees unterstützen.