Naturschutzgebiet „Twedter Feld“
Das 90 ha große „Twedter Feld“ ist im Jahr 2003 als erstes Naturschutzgebiet Flensburgs ausgewiesen worden. Das beliebte Naherholungsgebiet liegt teilweise auf einem ehemaligen Militärgelände, in dem sich auf engstem Raum ein einmaliges Mosaik aus Bruch- und Laubwäldern, Knicks, Wiesen, Tümpeln, Heiden und Trockenrasen entwickeln konnte.
Dieser kleinräumige Reichtum an wertvollen Lebensräumen, Tieren und Pflanzen gab den Ausschlag für die Unterschutzstellung des Gebietes. Es ist als FFH-Gebiet Bestandteil des Europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“ .
Bewegte Vergangenheit
Die wellige Geländeform geht auf die Gletscher der letzten Eiszeit („Weichsel- Vereisung“) zurück. Nach deren Abschmelzen vor etwa 10.000 Jahren blieben lehmige und sandige Ablagerungen („Moränen“) zurück. In der Folgezeit breiteten sich das ganze Land bedeckende Wälder und Moore aus. Die Siedlungsgeschichte des 1936 in die Stadt Flensburg eingemeindeten Dorfes „Twedt“ (=Rodung) begann vor etwa 1.000 Jahren. Das heutige Schutzgebiet war nach der Waldrodung bis zur Verkoppelung Teil der Gemeinschaftsflächen des Dorfes (Allmende), auf denen die Bauern Ackerbau und Viehzucht, aber auch Waldweide und Torfabbau betrieben. 1910 kaufte das Deutsche Reich den nördlichen Teil des Gebietes als Schießstand und Übungsgelände für die Marineschule. Die „Abschottung“ des Militärgeländes schaffte die Voraussetzungen für die Entwicklung der heutigen wertvollen Lebensräume. Vom Kahlschlag der Nachkriegszeit erholt, haben sich die Gehölze zu einem landesweit bedeutsamen Sukzessionswald entwickelt. Nach dem Rückzug des Militärs wurde die Stadt Flensburg zur Eigentümerin der Flächen. Der weiterhin landwirtschaftlich genutzte Südteil ist auch heute noch in Privathand.
Vielfalt am Stadtrand: Die Tierwelt
Für ein so kleines Gebiet erstaunlich ist das Vorkommen vieler Charakterarten verschiedenster Lebensräume. So können typische Waldvögel wie Buntspecht und Trauerschnäpper genauso wie die Charakterarten der Knicklandschaft, Goldammer und Dorngrasmücke auf engem Raum beobachtet werden. Bemerkenswert sind die Vorkommen des Neuntöters und des stimmgewaltigen Sprossers, der Zwillingsart der Nachtigall. Beide Vogelarten sind auf „ungepflegte“, gebüschreiche Bereiche angewiesen und finden deshalb in der ausgeräumten Agrarlandschaft nur noch sehr selten Brutmöglichkeiten. Mit viel Geduld lassen sich die wärmeliebende Waldeidechse und die Ringelnatter an ihren Sonnenplätzen beobachten. Wie diese Kriechtiere benötigt auch der Laubfrosch reich strukturierte Lebensräume sowie intakte, durch Gehölzstrukturen verbundene Gewässer. Bei den Insekten sind die anspruchsvollen und gefährdeten Arten der Sandtrockenrasen besonders hervorzuheben. Auch Tagfalter wie der Hauhechel-Bläuling oder der Kleine Feuerfalter sind als Spezialisten an diese „Sandsteppen“ gebunden. Zu den artenreichen Lebensräumen gehört absterbendes Holz (Totholz). Etwa 600 Großpilzarten wie der Kelchbecherling und rund 1350 Käferarten wie der Moschusbock sind an der Zersetzung von abgestorbenem Holz beteiligt. Viele Holzbewohner stehen auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten, da es in Wäldern heute kaum noch Totholz gibt.