Naturschutzgebiet „Grüne Insel im Eiderwatt“
Die Eidermündung wies vor der Errichtung des Eidersperrwerkes (1973) eine große Dynamik auf. Ebbe und Flut, Stürme und Eisgang formten das Flussästuar. Mit dem Bau des Sperrwerks und den Eiderdämmen haben diese prägenden Elemente der Natur ihren Einfluss verloren. Auf 1.200 ha ehemaligen Meeresboden entstand eine Landschaft aus Wald, Ackerflächen, Feuchtgrünland und Kleingewässern. Heute stellt der Lebensraum der Untereider ein ökologisch wichtiges und sehr seltenes Übergangsgebiet zwischen salz- und süßwasserbeeinflussten Flusswattbereichen dar. Durch die Nähe zur Nordsee hat das Gebiet weiterhin eine große Bedeutung als Rast- und Brutgebiet für Wat-, Wiesen- und Wasservögel. Der 1989 als Naturschutzgebiet „Grüne Insel mit Eiderwatt“ ausgewiesene Teil des Katinger Watts ist ca. 1000 ha groß. Mit der Ausweisung großer Teile zum FFH-Gebiet (Flora, Fauna, Habitat) und Vogelschutzgebiet gehört die „Grüne Insel mit Eiderwatt“ zum europäischen Biotopverbund „NATURA 2000“.
Manche mögen‘s nass!
Wiesenvögel und rastende Gänse sind auf feuchtes Grünland angewiesen. Der feuchte und weiche Boden bietet reichlich Nahrung für Kiebitze, Rotschenkel und Austernfischer. Für Nonnengänse dienen die offenen, störungsfreien Flächen der „Grünen Insel“ als Rastplatz auf ihrem Zug zwischen den Brutgebieten in der Arktis und den Überwinterungsgebieten im Süden. Im Frühjahr und Herbst rasten sie hier, um neue Energie für den Weiterflug zu sammeln. Die feuchten Wiesen der „Grünen Insel“ bieten einigen Entenarten geeignete Brutbedingungen. Die in Schleswig-Holstein gefährdete Löffelente brütet hier im höheren Gras und führt ihre Jungen zum Fressen in die aufgestauten Gräben. Dort finden sie reichlich Nahrung. Mit ihren großen, lamellenbesetzten Schnäbeln filtern Löffelenten Plankton und Kleinkrebse aus dem Wasser. Die sich auf den Wasserpflanzen tummelnden Insekten und Mücken stehen ebenfalls auf ihrem Speiseplan.
Erfolgreiche Naturschutzmaßnahmen
Die einstigen Salzwiesen, wie z.B. am Norderlochgraben, werden nicht mehr wie einst im Tiderhythmus regelmäßig überschwemmt. Die heute zu Feuchtwiesen entwickelten Flächen im „Olversumer Vorland“ entstanden in den 20er Jahren durch Lahnungsbau und dienten damals dem Schutz des Deiches vor Olversum. Um das Wasser möglichst lange in den Flächen zu halten, sind heute die Gräben und Grüppen verschlossen. Die extensive Beweidung mit Schafen sorgt dafür, dass kein Schilf oder Weidengebüsch aufwächst. Dadurch bleibt diese einzigartige offene Graslandschaft und der Lebensraum für Wiesenvögel und Gänse bestehen. Auch Wat- und Wiesenvögel finden nur in feuchten Bodenschichten genügend Nahrung für die Aufzucht ihrer Jungen. Ohne diese Pflegemaßnahmen würde sich auf diesen Flächen langfristig Wald entwickeln.
Entwicklung eines Bruchwaldes
Auf großen Flächen des „neugewonnenen“ Landes im Katinger Watt und kleinen Bereichen der „Grünen Insel“ wurde in den 70er Jahren Wald angepflanzt. In dieser ansonsten waldarmen Region sollte ein Erholungswald entstehen. Dafür wurden die Flächen entwässert. In Teilbereichen ist die Entwässerung jetzt eingestellt. Nun entwickelt sich ein von Erlen, Eschen und Weiden geprägter naturnäherer Mischwald Dieser Feuchtwald bietet Amphibien, wie z.B. dem Moorfrosch einen geeigneten Lebensraum. Die Moorfroschpopulation hat sich nach der Wasserstandsanhebung in diesem Gebiet beträchtlich entwickelt.
Neue Salzwiese im Einflußbereich der Eider
Am Ufer der Eider hat sich trotz des verringerten Gezeiteneinflusses eine neue Salzwiese entwickelt. Hier lagern sich feine Partikel und Schwebstoffe ab, die sich im ruhigen Wasser anreichern und nicht mehr überschwemmt werden. Salztolerante „Quellerpflanzen“ erobern als Pioniere den ufernahen Bereich. Landaufwärts besiedeln Schlickgras, Andelgras, Strandsode und Stranddreizack die Salzwiese. In den höheren Bereichen bestimmen Rotschwingel und der prächtig blühende Strandflieder das Bild.
Früher salzig, heute immer süßer
Der Salzgehalt der ehemals tidebeeinflussten Flächen hat durch die Eindeichung und Entwässerung stetig abgenommen. Die Entsalzung führt zu Standortveränderungen und somit zum Wechsel in der Zusammensetzung von Tier- und Pflanzenarten. Immer mehr Arten, die an Süßwasser gebunden sind, wandern in die ehemalige Wattlandschaft ein Durch die Veränderung des Lebensraumes wird es für typische Küstenvögel immer schwieriger, geeignete Brutplätze zu finden. Trotz der Eiderabdämmung hat das Flussufer der Eider eine besondere Funktion für eine Vielzahl von Wat-, Wiesen- und Wasservogelarten und auch für Küstenvögel behalten. Lachmöwe, Rotschenkel, Uferschnepfe, Brandgans und Kiebitz sowie Säbelschnäbler und Küstenseeschwalbe finden hier geeignete Brutbedingungen. Attraktiv ist das Gebiet außerdem als Hochwasserrastplatz beispielsweise für den Austernfischer oder als Mausergebiet für verschiedene Entenarten wie z.B. Spieß- und Knäkenten.
Brutvögeln den Platz freihalten …
Um den ursprünglich offenen Charakter des Gebietes für Wiesen- und Küstenvögel zu erhalten, werden einige Flächen extensiv mit Pferden und Rindern beweidet. In Kombination mit einer späten Mahd wird das Aufwachsen von Schilf, Hochstauden und Gehölzen verhindert und das eidertypische Feuchtgrünland erhalten. Durch die Anhebung des Wasserstandes entstanden für eine Vielzahl von Kleinlebewesen und Amphibien geeignete Lebensräume, die auch von Wasservögeln als Nahrungsgewässer genutzt werden. Dass diese Naturschutzmaßnahmen Erfolg haben, zeigt der sprunghafte Anstieg von brütenden Lachmöwen, Seeschwalben und Säbelschnäblern.
Ein Meer aus Blüten
Hinter dem Leitdamm, dort wo die Gezeiten heute keinen Einfluss mehr haben, hat sich durch Naturschutzmaßnahmen Feuchtgrünland entwickelt. Hier kann man im Frühsommer ein Blütenmeer aus seltenen Orchideenarten bewundern, wie beispielsweise dem Breitblättrigen Knabenkraut. Schmetterlinge wie der Gemeine Bläuling finden im offenen und blütenreichen Feuchtgrünland einen Lebensraum wie auch zahlreiche andere Kleinstinsekten, von denen sich wiederum die Küken vielerWiesenvögel ernähren. Um diese Artenvielfalt zu erhalten, wird ein Teil des Feuchtgrünlandes im Hochsommer nach der Brutsaison gemäht.
Bitte beachten Sie …!
Um die sensible Pflanzen- und Tierwelt der Grünen Insel nicht zu stören, wird gebeten, das Naturschutzgebiet nicht zu betreten. Das Naturzentrum Katinger Watt des NABU bietet naturkundliche Führungen an und verleiht Ferngläser. Mit Ferngläsern und Spektiven kommen Sie der Vogelwelt der „Grünen Insel“ so nah wie sonst nie! Die aktuellen Termine erfahren Sie dort unter 048 62 – 80 04.