Jahr der Untersuchung: 2003

9.1 Wasserstände

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9.2 Physikalisch-chemische Daten

Physikalisch-chemische Daten im Überblick

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Erläuterungen zu Einheiten, Parametern und Messmethoden

9.3 Lebensgemeinschaften

Biovolumen der dominierenden Phytoplanktongruppen

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9.4 Phosphor- und Stickstoffeinträge

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9.5 Bewertung und Empfehlungen

Bewertung

Der Rickelsbüller Koogsee ist ein künstlicher See. Er ist durch Eindeichung von Nordseevorland 1981/82 entstanden. Seit diesem Zeitpunkt fand eine kontinuierliche Aussüßung des Gewässers und seiner Umgebung statt, die eine Veränderung der Vegetation der ehemaligen Salzwiesen mit sich zog. Dem Koog fließt kein Wasser zu, so dass die für die Erfordernisse des Naturschutzes angestrebten Wasserstände durch Niederschläge realisiert werden müssen.

Die geringe Sichttiefe und das weitgehende Fehlen submerser Vegetation weisen den Rickelsbüller Koogsee als sehr nährstoffreiches Flachgewässer aus. Aus botanischer Sicht von Interesse sind in erster Linie die ufernahen mehr oder weniger salzbeeinflussten Bereiche am Ost- und Südufer, die einige gefährdete Arten, wie zum Beispiel den Sumpf-Dreizack Triglochin palustre und den Tannenwedel Hippuris vulgaris aufweisen.

Die derzeitige errechnete Flächenbelastung durch Phosphor ist für den Rickelsbüller Koogsee mit 0,78 g/a als hoch anzusehen. Durch die geringe mittlere Tiefe von 0,6 m und die große Oberfläche von 80 ha des Sees unterliegt sein Wasserkörper häufig windinduzierten Durchmischungen, wodurch die vorhandenen Nährstoffe effektiv umgesetzt werden.

Der Rickelsbüller Koogsee hat wahrscheinlich durch den immer noch bestehenden marinen Einfluss einen hohen Gehalt an Alkalisalzen, der zum Teil zur Erklärung für das kalkarme Sediment herangezogen werden kann. Aufgrund des hohen Chloridanteils, der sich im Wasser befindet, wird das Calcium in Lösung gehalten und fällt nicht als Calciumcarbonat aus.

Die Chlorophyll a-Konzentrationen wiesen im gesamten Untersuchungszeitraum extrem hohe Werte auf, die im Verlauf des Sommers kontinuierlich anstiegen und somit den Rickelsbüller Koogsee als hypertrophes Gewässer charakterisierten. Trotz dieser hohen Chlorophyll a-Konzentrationen wurde aber häufig eine leichte Sauerstoff-Untersättigung gemessen. Zehrungsprozesse kompensierten also teilweise die Sauerstoffproduktion. Bei den Phosphorkonzentrationen wurden im gesamten Untersuchungszeitraum extrem hohe und zum Ende des Sommers ansteigende Werte festgestellt. Stickstoff lag schon im Frühjahr in sehr hoher Konzentration vor, die bis zum September noch in erheblichem Maße stieg.

Bereits im Frühjahr traten die für nährstoffreiche Seen typischen Blaualgen auf und dominierten ab Juni das Plankton im gesamten Untersuchungszeitraum. Auffällig war der hohe prozentuale Anteil dieser Algengruppe am Gesamt-Biovolumen in den Sommermonaten. Die schlecht fressbaren Blaualgen konnten durch das vorhandene Zooplankton nicht dezimiert werden. Das Nahrungsnetz ist entkoppelt. Das Zooplankton zeichnete sich durch eine geringe Gesamtartenzahl, die durch die brackigen Verhältnisse bedingt ist, aus. Auffällig ist, dass nur einzelne Individuen von den Blattfußkrebsen Bosmina coregoni und Ilyocryptus sordidus gefunden wurden.

Im Rickelsbüller Koogsee wurden 2003 aufgrund der salinen Verhältnisse des Wassers nur insgesamt 17 Arten der Tiere der Bodenzone gefunden. Es handelte sich ausschließlich um typische Vertreter saliner Gewässer oder um Arten, die eine Toleranz gegenüber höheren Salzgehalten aufwiesen. Die Zusammensetzung des Makrozoobenthos charakterisiert den Rickelsbüller Koogsee als nährstoffreiches Gewässer.

Auf der eingedeichten ca. 50 ha großen Wattfläche, die jetzt innerhalb des Kooges liegt, lebten vor dem Beginn der Bau-Arbeiten mindestens 50 von 250 im Wattenmeer angesiedelten Arten der Makrofauna (LANDESAMT FÜR NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE 1979 zitiert in PETERSEN; 1987). Sie gehörten größtenteils zu den Gruppen der Polychaeten, Mollusken und Crustaceen. Nach GESSNER (1957) und REISE (1979) kann man hier im Schlickwatt von 1000 bis1200 g Biomasse/m² lebender Substanz ausgehen. 1982 sind alle Flächen des Kooges trocken gelegt worden, sodass die Wassertiere mit einer Gesamtmasse von ca. 500 bis 600 t abstarben und verwesten. Danach erfolgte eine Neubesiedlung durch Süß- und Brackwasserarten (PETERSEN 1987).

Aufgrund der vorliegenden Messungen (Chlorophyll a-Konzentrationen, Sichttiefen, Gesamtphosphorkonzentrationen) ergibt sich für den Rickelsbüller Koogsee gegenwärtig ein hypertropher Zustand. Eine Bewertung des Sees nach den Kriterien der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA 1998) ist nicht möglich, da der Referenzzustand unklar ist. Es ist aber anzunehmen, dass der potentiell natürliche Zustand des Sees aufgrund der nährstoffreichen Marschböden im poly- bis hypertrophen Bereich liegt. Dabei ist zu bedenken, dass das Gewässer bisher eine sehr kurze Entwicklungsgeschichte aufweist und somit noch nicht so stark anthropogen überprägt sein kann.

Empfehlungen

Der Rickelsbüller Koogsee ist ein künstliches Gewässer, das bedingt durch seine Lage in der Marsch hohe Nährstoffeinträge hat, die vor allem den hoch produktiven Böden zu zurechnen sind. Es sind keine Nährstoffeinträge durch Abwasser oder durch landwirtschaftliche Flächennutzung, außer der extensiven zeitlich begrenzten Beweidung, gegeben, sodass hier auf weitergehende Empfehlungen zur Nährstoffreduzierung verzichtet werden kann.

Gemäß EG-Wasserrahmenrichtlinie ist für den Rickelsbüller Koogsee ein gutes ökologisches Potenzial anzustreben. Dieses berücksichtigt die bei der Schaffung des Sees angestrebten spezifischen Nutzungen der Wasserfläche und des Einzugsgebietes. Die spezifische Nutzung wird fortlaufend überprüft und den Schutzmaßnahmen, in erster Linie Vogelschutzmaßnahmen, angepasst.

Die immer noch anhaltende Veränderung der Uferlinie des Rickelsbüller Koogsees mit Erosions- und Anlandungsbereichen ist nur ein Hinweis darauf, dass Sukzessionsprozesse weiterhin eine bedeutende Rolle für die weitere Entwicklung der Vegetation im Gebiet innehaben. Vor diesem Hintergrund sollte die weitere Entwicklung des Gebietes beobachtet werden und die am Ostufer derzeit in Teilflächen praktizierte extensive Weidenutzung beibehalten werden.

Daneben gelten die FFH-Ziele für die Köge an der Westküste Schleswig-Holsteins, die eine Erhaltung der Ungestörtheit der Flächen und der größeren Gewässer sowie eine gute Wasserqualität und eine möglichst naturnahe Gewässerdynamik vorsehen. Zusätzlich gibt es unterschiedliche Ziele auf Einzelflächen und für Lebensraumtypen von besonderer Bedeutung.