Bericht des Landesamtes für Natur und Umwelt B 46.
Jahr der Untersuchung: 1996
6.1 Wasserstände
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6.2 Physikalisch-chemische Daten
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Erläuterungen zu Einheiten, Parametern und Messmethoden
6.3 Phosphor- und Stickstoffeinträge
Phosphor
Stickstoff
6.4 Bewertung und Empfehlungen
Bewertung
Der Muggesfelder See hat aufgrund seines kleinen Einzugsgebietes im Verhältnis zum Seevolumen gute Voraussetzungen für einen nährstoffarmen Zustand. Im Verhältnis zur oberflächennahen Schicht besitzt er zudem einen relativ großen Tiefenwasserkörper, was sich positiv auf das Gleichgewicht zwischen Aufbau und Abbau auswirkt.
Tatsächlich weist der See hocheutrophe Merkmale auf. Obwohl die Nährstoffe in typischer Konzentration eutropher Seen vorhanden sind, wurden sie so gut ausgenutzt, daß bereits Anfang Mai die für überdüngte Gewässer charakteristischen Blaualgen in großer Dichte vorhanden waren. Dementsprechend wurden durchgängig geringe Sichttiefen beobachtet. Der Stoffhaushalt des Sees ist durch ein Ungleichgewicht von Produktion und Abbau geprägt. Im Verlauf der sommerlichen Schichtungsphase kam es trotz der günstigen morphologischen Voraussetzungen schon relativ früh zu Sauerstofffreiheit im Tiefenwasser und Schwefelwasserstoff trat auf. Im Sommer ist die Hälfte des Wasserkörpers für aerob lebende Organismen nicht mehr bewohnbar. Der Fischbestand ist in den letzten 10 Jahren stark zurückgegangen. Eine interne Düngung konnte jedoch nicht festgestellt werden. Sedimentbewohner der Tiefenzone fanden außerdem sehr ungünstige Substratverhältnisse, so daß in den Tiefen von 12 und 20 m ausschließlich die Büschelmückenlarve lebte.
Der Wasserhaushalt wird überwiegend durch Niederschläge und Wasserstände des Muggesfelder Moores, das mit der Tensfelder Au in hydrologischer Verbindung steht, gesteuert. Zwei kleinere Zuläufe (einer im Norden und der zweite im Osten) haben nur einen unwesentlichen Einfluß.
Die derzeitige Phosphor-Belastung des Sees von 0,74 g/a·m2 Seefläche ist hoch, legt man die mittlere Phosphorbelastung schleswig-holsteinischer Seen zugrunde, die 0,4 g/a·m2 beträgt. Die 1987 durchgeführte seeinterne Belüftung hat daher auch erwartungsgemäß keinen anhaltenden Erfolg gebracht.
Unter Einbeziehung der natürlichen Voraussetzungen errechnet sich für den Muggesfelder See nach dem Bewertungsansatz der LAWA (1998) ein potentiell natürlicher Zustand von oligotroph bis mesotroph. Mit dem aus den Untersuchungen resultierenden Istzustand eutroph 2 ergibt sich eine Bewertungsstufe von 4, das heißt, "eine kritische Nährstoffbelastung liegt vor und ein dringender Handlungsbedarf für Sanierungsmaßnahmen ist vorhanden".
Am und im Muggesfelder See siedeln kaum gefährdete Pflanzen. Bei den Unterwasserpflanzen wurden vier Arten gefunden, die bezüglich der Wasserqualität eher anspruchslos sind. Die Röhrichte stehen teilweise auf Schwingdecken über Faulschlamm und sind großenteils anthropogen beeinflußt. Ebenso wie Erlenbrüche fehlen sie auch teilweise. Die übrige Ufervegetation erscheint weitgehend intakt. Aufgrund geringer Wassertiefe, geringer mechanischer Belastung und Nährstoffreichtum ist die Verlandung am Westufer am stärksten.
Empfehlungen
Der Muggesfelder See hat aufgrund seiner Morphologie gute Regenerationschancen. Deshalb sind Maßnahmen zu seiner Entlastung besonders erfolgversprechend.
Entsprechend dem hohen Anteil des Abwassers an der Belastung des Sees ist der Verbesserung der Abwassersituation hohe Priorität einzuräumen. Durch die bereits vor der Untersuchung erfolgte Nachrüstung der Kleinkläranlagen nach DIN 4261 hat sich die Phosphorbelastung um 37 kg jährlich reduziert, das sind 15 % des Gesamteintrages. Nach Auskunft der zuständigen Wasserbehörde ist die geplante Verlegung der Abwassereinleitung aus Muggesfelder Heide 1999 erfolgt. Hierdurch wird der Phosphoreintrag um mindestens 63 kg jährlich, das sind 30 %, reduziert, der Stickstoffeintrag um 225 kg jährlich.
Um die Belastung durch die Weidewirtschaft zu senken, sollte eine Verringerung der Beweidung am Nordufer auf einen Bestand von 2 bis 3 Rindern/ha erfolgen.
Nährstoffeinträge aus dem Siedlungsbereich sollten weitestgehend vermieden werden, z.B. durch eine umweltschonende Gartenpflege der angrenzenden Grundstücke. So sollte auch die Lagerung von Gartenabfällen (Mahdgut) am Rand zum Röhricht, wie es am Nordostufer erfolgte, unterbleiben.
Beim Aufbau eines der Größe und Beschaffenheit des Sees entsprechenden artenreichen, heimischen und gesunden Fischbestandes gemäß § 3 Landesfischereigesetz sollte darauf geachtet werden, daß das Verhältnis Friedfisch zu Raubfisch 70 : 30 beträgt.
Aufgrund der Verbesserung der Abwasserbeseitigung und der damit einhergehenden deutlichen Entlastung des Sees sowie der Durchführung der vorgeschlagenen weiteren Maßnahmen ist mit einer Erholung des Sees zu rechnen. Unter Berücksichtigung der hohen Wasseraufenthaltszeit (vergleiche Seite 45) sollte dabei mindestens ein Zeitraum von 10 Jahren abgewartet werden. Ist der Muggesfelder See dann noch immer nicht deutlich klarer, sollten seeinterne Maßnahmen zur Förderung der Erholung erwogen werden. Eine Belüftung erscheint allerdings nicht sinnvoll. Wirksamer sind Maßnahmen, die dem See Phosphor entziehen. Die Auswahl der effektivsten Maßnahme setzt jedoch erneute Untersuchungen zum Stoffhaushalt voraus.