Nachfolgend finden Sie die aktuellen Gutachten dieses Sees zum Herunterladen.
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Bei den im Netz verfügbaren Gutachten handelt es sich um die Textfassungen
unveröffentlichter Gutachten, die im Auftrag des Landesamtes für Landwirtschaft,
Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein
(ehemals Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein) erstellt wurden.
Es handelt sich um unabhängige gutachterliche Stellungnahmen.
Die in den Gutachten getroffenen Aussagen müssen nicht der Auffassung des Landes entsprechen.
Die Daten sind Eigentum des Landes Schleswig-Holstein und dürfen nicht ohne schriftliche
Genehmigung des Landes in anderen Publikationen - sowohl digitaler wie analoger Art -
verwendet werden. Eine Genehmigung ist bei der Pressestelle des Landesamtes für
Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume
pressestelle@lfu.landsh.de zu erfragen.
Unter Berücksichtigung der Flächennutzung und des Standes der Abwasserreinigung
sowie der Einträge durch Niederschlag auf die Wasserflächen (Daten nach Tetzlaff et al. (2017):
„Räumlich differenzierte Quantifizierung der Nährstoffeinträge ins Grundwasser und in die
Oberflächengewässer Schleswig-Holsteins unter Anwendung der Modellkombination RAUMIS-GROWA-WEKU-MEPhos“
ergänzt um Daten der behördlichen Überwachung der Kläranlagen) wurde der Anteil der verschiedenen Phosphorquellen im Einzugsgebiet wie folgt abgeschätzt:
Jahr der Untersuchung: 1990/91
11.kurzfassung2005 Kurzfassung
Der auf der Grenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gelegene Schaalsee sowie seine wichtigsten Zu- und Abläufe wurden in einer Kooperation der ehemaligen Oberflussmeisterei Schwerin, jetzt Staatliches Amt für Umwelt und Natur Schwerin, und dem Landesamt für Wasserhaushalt und Küsten Schleswig-Holstein hinsichtlich des Wassermengen- und Stoffhaushaltes, der Lebensgemeinschaften und eventueller Belastungsquellen untersucht.
Der Schaalsee liegt im Einzugsgebiet der Wakenitz/Ostsee. Er ist 23,5 km2 groß. Mit 71,5 m maximaler Tiefe und ca. 17 m mittlerer Tiefe ist er einer der tiefsten Seen Norddeutschlands. Er gliedert sich in einen langgestreckten zentralen Teil, in dem die größte Tiefe liegt, und zahlreiche flachere Seitenbecken (10 - 45 m tief).
Das oberirdische Einzugsgebiet des Schaalsees ist mit 180 km2 relativ klein. Frühere Untersuchungen deuten auf einen im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht quantifizierbaren Einfluss des Grund-wassers hin. Ca. 70 % des Landeinzugsgebietes entwässern über meist kleine Zuläufe in den See. In die nördlichen Seebecken Dutzower See und Niendorfer Binnensee entwässern zusammen ca. 60 % des Einzugsgebietes des gesamten Schaalsees, sie fungieren also als Vorklärbecken für den zentralen Schaalsee.
Der Ablauf des Sees, der ursprünglich über die Schaale zur Elbe verlief, wurde 1925 in den künstlich entstandenen Schaalseekanal verlegt und speist seitdem das Schaalseekraftwerk nahe dem Ratzeburger See. Die Abflußspende am Ablauf ist mit 3,2 l/s km2 sehr gering. Die theoretische Wasseraufenthaltszeit beträgt 5 bis 10 Jahre.
Der Wasserkörper aller untersuchten Seeteile war zweimal im Jahr thermisch geschichtet. Die sommerliche Schichtungsphase währte in Abhängigkeit von den Beckentiefen zwischen 5 und 9 Monaten. Das Tiefenwasser der meisten Seitenbecken war bereits im Hochsommer an Sauerstoff verarmt, wohingegen der zentrale Schaalsee erst gegen Ende der Schichtungsperiode in der Tiefe weitgehend Sauerstoff frei war. Im Vergleich zu Untersuchungen vom Anfang des Jahrhunderts hat sich die Sauerstoffzehrung in der Tiefe deutlich gesteigert und damit diesen Bereich zeitweise lebensfeindlich gemacht.
Die Nährstoff-Konzentrationen waren mit 0,08 - 0,18 mg/l P und 0,8 - 1,3 mg/l N im Jahresmittel für norddeutsche Verhältnisse relativ gering. Unter den untersuchten Seebecken waren die zentralen Seeteile und der großzecher Küchensee am nährstoffärmsten, der Rorgsee sowie der Dutzower See und Niendorfer Binnensee am nährstoffreichsten. In mehreren Seitenbecken wurde eine interne Düngung mit Phosphor und Stickstoff aus dem Sediment beobachtet.
Die Sedimente der Seebecken wurden durch Faulschlamm gebildet. Auffällig waren stark erhöhte Konzentrationen an DDE, einem Abbauprodukt des Insektizides DDT, in Sedimentproben aus dem mecklenburgischen Teil des Sees.
Aufgrund der oft steilen Ufer sind Ufer- und Unterwasservegetation häufig auf einen schmalen Bereich beschränkt. Trotzdem konnte sich bei meist relativ hoher Transparenz des Wassers (Sichttiefe im Sommer zwischen 2,5 und 3,5 m) ein weitgehend lückenloser Gürtel von untergetauchter Wasservegetation, im zentralen Schaalsee ausgedehnte Bestände an Armleuchteralgen bis 7 m Wassertiefe, erhalten. Röhricht-und Erlengürtel sind ebenfalls weitgehend naturnah ausgebildet.
Der Lebensraum der Bodentiere war zeitweise auf den Uferbereich begrenzt, da die Sauerstoff-Verknappung im Tiefenwasser vieler Seeteile im Spätsommer den tieferen Bereich lebensfeindlich machte. Reste einer für nährstoffarme Gewässer typischen Bodenfauna wurden lediglich nahe der tiefsten Stelle (Rethwiesentief) gefunden. Bemerkenswert ist das Auftreten des eiszeitlichen Reliktkrebses Pallasea quadrispinosa.
Das Phyto- und Zooplankton der untersuchten Schaalseeteile wies insgesamt ein für nährstoffreiche Seen Norddeutschlands typisches Artenspektrum auf. Das Phytoplankton zeichnete sich durch eine abwechslungsreiche Abfolge von v. a. Kieselalgen, Cryptophyceen, Goldalgen, Dinoflagellaten und Blaualgen in meist relativ geringer Biomasse aus. Im Zooplankton dominierten meist Rädertiere.
Da die Sauerstoff Verknappung im Tiefenwasser insbesondere der zentralen Seeteile erst relativ spät im Jahr einsetzte, ist der Schaalsee einer der wenigen Seen Norddeutschlands, in dem die große und Kleine Maräne leben. Die untersuchten Fische waren gut ernährt. teilweise fehlen die notwendigen Laichgebiete.
Der Schaalsee ist je nach Bewertungsrahmen insgesamt als meso- bis eutrophes Gewässer einzustufen. Tendenz zur Mesotrophie weisen die zentralen Seeteile sowie der großzecher Küchensee und der Eassahner See auf. Am schlechtesten sind Borgsee, Dutzower See und Niendorfer Binnensee zu bewerten. Der Schaalsee steht damit trotz seiner großen liefe und dem relativ kleinen Einzugsgebiet an einer kritischen Schwelle. Noch ist er einer der klareren Seen Norddeutschlands. Falls jedoch seine Entwicklung in der bisherigen Richtung weitergeht, wird sich seine Wasserqualität bald nicht mehr von der der meisten norddeutschen Seen unterscheiden.
Die Belastung des Schaalsees insgesamt geht nach einer Abschätzung zu ca. 80 % auf Nährstoffeinträge aus dem vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebiet zurück. Besonders betroffen sind der Dutzower See und der Niendorfer Binnensee mit ihren großen Einzugsgebieten. Zur Entlastung werden u. a. Maßnahmen an den Zuläufen (Schilfklärbecken, Uferrandstreifen) vorgeschlagen.
Einige Seeteile, insbesondere der südliche zentrale Teil bei Zarrentin sowie der Borgsee und der Lassahner See, sind jedoch beträchtlich durch Abwassereinflüsse insbesondere aus Zarrentin und Lassahn belastet. Diese Belastung wirkt sich durch den Wasseraustausch zwischen den Seebecken auf den ganzen See aus. Die für den mecklenburgischen Iei1 des Einzugsgebietes bereits geplante Zentralisierung und Modernisierung der Abwasserbeseitigung sollte daher möglichst schnell realisiert werden. Eine bereits in den letzten Jahren erfolgte Entlastung des Sees von Wäschereiabwässern und Forellenmast lässt zusammen mit der geplanten Abwassersanierung in Mecklenburg eine spontane Regeneration des Sees erwarten.
Dem Schutz der seltenen Tierwelt am Schaalsee (Vögel, Fischotter) sowie der Ufervegetation wurde bereits durch die einstweilige Sicherstellung des geplanten Naturschutzgebietes am Westufer bzw. die Naturschutzgebietsausweisung am Ostufer Rechnung getragen. Die bis zur Grenzöffnung geringe Freizeitnutzung sollte weiterhin auf ein umweltverträgliches Maß reduziert bleiben.
11.1 Bewertung und Empfehlungen
Vorschläge zum Schutz und zur Erhaltung des Schaalsees
Der Schaalsee ist in einem für schleswig-holsteinsche und mecklenburgische Verhältnisse relativ gutem Zustand. Er ist einer der klareren Seen, er ist einer der letzten Maränen-Seen der Region, er weist eine, allerdings im Rückzug begriffene, interessante Reliktbodenfauna und seltene Vogelwelt auf, seine Ufer sind weitgehend naturnah, zum großen Teil bewaldet und mit einer lückenlosen Ufervegetation ausgestattet, und er unterlag bis zur Grenzöffnung einer relativ geringen Freizeitnutzung. Trotzdem zeigen Vergleiche mit Untersuchungen vom Anfang dieses Jahrhunderts deutliche Eutrophierungstendenzen des Schaalsees. Es gilt also, eine Regeneration des Schaalsees zu ermöglichen, d.h., den See vor seinen derzeitigen Belastungen wenigstens teilweise zu schützen.
Für die Eutrophierung gibt es im wesentlichen zwei Quellen:
- die intensive landwirtschaftliche Nutzung des Einzugsgebietes und
- die Belastung mit Abwasser.
Diese Quellen besitzen in den verschiedenen Seebecken unterschiedlichen Stellenwert.
Die landwirtschaftliche Nutzung im Einzugsgebiet wirkt sich vor allem in den zwei nördlichen Seitenbecken Dutzower See und Niendorfer Binnensee sowie in geringerem Ausmaß im Nordteil des zentralen Schaalsees und im großzecher Küchensee gravierend auf die Wasserqualität aus. Da das Einzugsgebiet in den Dutzower See und den Niendorfer Binnensee zu 75 % über Zuläufe entwässert wird, sollten hier zunächst Maßnahmen an den Zuläufen ergriffen werden.
Zur Entlastung des Dutzower Sees und des Niendorfer Binnensees werden folgende Maßnahmen empfohlen:
- Anlage von Schilfklärbecken an den Zuläufen zum Absetzen und zur Elimination der transportierten Stoffe. Dies würde auch den Abwassereintrag in diesen Zuläufen reduzieren.
- Anlage von Pufferstreifen entlang der Zuläufe, insbesondere im Bereich erhöhter Erosionsgefährdung. Der Streifen sollte in Anlehnung an das Uferrandstreifenprogramm des Ministers für Natur und Umwelt Schleswig-Holstein ca. 10 m breit sein. Er könnte z.B. der Sukzession überlassen werden, mit Gehölzen bepflanzt oder extensiv als Streuwiese genutzt werden. Wichtig ist auf jeden Fall die langfristige Anlage eines solchen Streifens, da ein Umbruch nach einigen Jahren zu sprunghafter Nährstofffreisetzung führen würde.
Zur generellen Entlastung aller Seeteile von den Auswirkungen landwirtschaftlicher Nutzung im Bereich der nicht bewaldeten Ufer wird empfohlen:
- Abzäunung aller Weiden etwa in einem Abstand von 3 - 5 m zum Ufer (betrifft z.B. das Westufer des Dutzower Sees, Nordufer des zentralen Schaalsees östlich von Dargow). Dies würde auch den Röhrichtgürtel vor Viehtritt und -fraß schützen.
- Extensive Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen im Bereich steiler Ufer (betrifft besonders das Westufer des Dutzower Sees und das Nord- und Westufer des zentralen Schaalsees).
- Überprüfung von Einträgen durch Abspülung von ufernahen Gehöften.
- Überprüfung der Stapelkapazität für Gülle insbesondere im Kreis Hagenow.
Die Abwasserbelastung hat vor allem im südlichen Teil des zentralen Schaalsees (durch Zarrentin) sowie im Borgsee und Lassahner See. in zweiter Linie auch im Dutzower See und Niendorfer Binnensee Bedeutung. Die Belastung geht vor allem von mecklenburgischem Gebiet aus. Die Umsetzung der geplanten Zentralisierung und Modernisierung der Abwasserentsorgung in diesem Bereich sollte daher vordringlich vorangetrieben werden.
Da bzgl. des Eintrages von gereinigtem Abwasser aus Mustin der Goldensee als Vorklärbecken für den Schaalsee fungiert, ist hier zum derzeitigen Zeitpunkt kein Handlungsbedarf gegeben.
Die Forellenmast im Borgsee wurde 1991 eingestellt. Da dieser Seeteil über 20 m tief und stabil geschichtet ist, sollten hier einige Jahre abgewartet werden, ob der See sich nach Ausfall dieser sowie der Abwasserbelastung von selbst wieder regeneriert.
Ebenso wird das Regenerationspotential des gesamten Schaalsees im Moment noch so hoch eingeschätzt, daß nach z.T. schon eingetretenein Wegfall der Abwasserbelastung, insbesondere des Zarrentiner Beckens, insgesamt eine spürbare Besserung der Wasserqualität erwartet wird.
Zum Schutz der Ufervegetation und der Tierwelt (insbesondere Vögel, Fischotter) des Schaalsees müssen Störungen, d.h. insbesondere die Freizeitnutzung, der Bootsverkehr sowie die Begehbarkeit und Nutzung der Ufer reglementiert und gelenkt werden. In diesem Zusammenhang sei auf die entsprechenden Schutzbestimmungen im Rahmen der einstweiligen Sicherstellung des geplanten Naturschutzgebietes im schleswig-holsteinischen Teil sowie des Naturparks Schaalsee im mecklenburgischen Teil des Schaalsees und seiner Umgebung hingewiesen.
Zum Schutz der Fischfauna des Sees sollte ein Fischbewirtschaftungsplan mit Ausweisung bestimmter Laichschongebiete und -zeiten sowie der Regelung von Besatz Maßnahmen durch die Fischer, besonders bzgl. der Großen Maräne, erarbeitet werden. Insgesamt ist eine extensive Befischung, wie sie zur Zeit am Schaalsee durchgeführt wird, weiterhin vertretbar.