Jahr der Untersuchung: 2001

12.1 Wasserstände

Seewasserstände (m ü.NN) im Sehlendorfer Binnensee im Abflussjahr 2001 (Einzelablesungen)

12.2 Bewertung und Empfehlungen

Bewertung

Der Sehlendorfer Binnensee hat durch sein verhältnismäßig großes, überwiegend landwirtschaftlich genutztes Einzugsgebiet und seinen flachen Wasserkörper Voraussetzungen für einen nährstoffreichen Zustand mit effektiver Umsetzung der eingetragenen Nährstoffe. Die derzeitige Phosphorbelastung von 5,1 g/m²×a Phosphor ist sehr hoch.

Im Jahresgang wird das Stoffwechselgeschehen im Sehlendorfer Binnensee durch die hydrologischen Verhältnisse - Durchströmung mit nitrathaltigem Süßwasser aus der Mühlenau in abflussreichen Zeiten oder Einstrom von nitratarmem Meerwasser in abflussarmen Zeiten – bestimmt, denen der See durch sein flaches Becken (hohe Verdunstung, hohe Austauschrate) besonders stark ausgesetzt ist. Während im Mai anscheinend noch vergleichsweise stickstoffreiches Süßwasser zuströmte, schien ab spätestens Juli der gesamte Wasserkörper durch stickstoffarmes Meerwasser ausgetauscht. Intensive Zehrungsprozesse führten zur Phosphorfreisetzung aus dem Sediment und es kam vermutlich zu Stickstofflimitierung.

Obwohl der gesamte Seeboden von Makrophyten besiedelt war, fand eine erhebliche Planktonproduktion statt, die vermutlich zu einem recht großen Anteil vom Zooplankton genutzt wurde. Das Benthos war durch Brackwasserarten geprägt.

Empfehlungen

Eine Bewertung des Sehlendorfer Binnensees nach den trophischen Kriterien der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA 1998) ist aus mehreren Gründen nicht möglich: der Sehlendorfer Binnensee ist ein Brackwassersee, er ist makrophytendominiert, die theoretische Austauschzeit beträgt nur 7 Tage und die Primärproduktion ist zeitweilig stickstofflimitiert. Darüber hinaus lassen die komplizierten Ein- und Ausstromverhältnisse eine realistische Abschätzung der "potenziellen Nährstoffbelastung" kaum zu.

Einige deutliche Anzeichen, insbesondere der zeitweilige starke Sauerstoffmangel im gesamten Wasserkörper, verbunden mit Denitrifikations- und Desulfurikationsprozessen, sprechen jedoch dafür, dass der Sehlendorfer Binnensee an einer Nährstoffüberlastung leidet. Mögliche Maßnahmen zur Reduzierung der Nährstoffeinträge wären:

• Die intensive landwirtschaftliche Nutzung im Einzugsgebiet des Sehlendorfer Sees trägt zu 80 % der P-Belastung und 88 % der N-Belastung bei. Umfangreiche Maßnahmen im Einzugsgebiet wären zur Nährstoffreduzierung notwendig. Ein erster Ansatzpunkt könnte die Renaturierung der Niedermoorfläche an der Mühlenau zwischen dem Zusammenfluss von Mühlenbach und Altem Mühlenbach und der Einmündung der Mühlenau in den Sehlendorfer Binnensee sein. Weitere Ansatzpunkte wären die Anlage von Gewässerrandstreifen ausreichender Breite an den Mühlenbächen und dem Hellthalbach.
• Die Behandlung des Abwassers insbesondere der noch nicht nachgerüsteten Hauskläranlagen der Gemeinde Blekendorf, sollte optimiert werden. Da diese teilweise zur Zeit bereits an die zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen werden, wird sich in Zukunft eine Verbesserung der Situation ergeben.

Wegen der gegenwärtig sehr hohen Nährstofffrachten in den Sehlendorfer Binnensee müsste die Frachtverringerung erheblich sein, um eine Auswirkung zu zeigen. Gelänge dies, wäre jedoch mit einer raschen positiven Wirkung zu rechnen, da die theoretische Aufenthaltszeit des Sees sehr gering ist. Insgesamt würde jedoch auch eine geringere Reduzierung der Nährstofffrachten zu einem Schutz der Ostsee beitragen.

Maßnahmen, die aus Sicht des Artenschutzes, insbesondere zum Erhalt der artenreichen Salzwiesen, notwendig sind, werden bei CHRISTENSEN et al. (2000) aufgeführt. Sie basieren im wesentlichen auf einer extensiven Beweidung der Ufer. Weiterhin wird eine Abzäunung der Quellbereiche am Südufer und der südlichen Bucht empfohlen. Die extensive Beweidung der Ufer, die aus Sicht des Gewässerschutzes nicht immer zu befürworten ist, sollte in diesem Fall beibehalten werden, um die artenreiche Salzwiesenflora zu erhalten. Da das brackige Seewasser vom Vieh vermutlich nicht als Tränke genutzt wird, ist das Risiko des Nährstoffeintrags durch Fäkalien und Vertritt gering.