Bericht des Landesamtes für Natur und Umwelt B 52.
Jahr der Untersuchung: 1999
6.1 Wasserstände
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
6.2 Physikalisch-chemische Daten
März / Juni 1999
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Juli / August 1999
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Erläuterungen zu Einheiten, Parametern und Messmethoden
6.3 Phosphor- und Stickstoffeinträge
Phosphor
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
Stickstoff
(Bitte anklicken zum Vergrößern!)
6.4 Bewertung und Empfehlungen
Bewertung
Der Wielener See erhält hohe Nährstofffrachten aus seinem relativ großen Einzugsgebiet. Durch seine vergleichsweise kurze Austauschzeit, die weniger als ein Jahr beträgt, ist die Nährstoffversorgung stark durch externe Faktoren geprägt. Aus den nur von einem schmalen Gehölzstreifen vom See getrennten Äckern, die auf steilen Hängen liegen, fließen dem See vermutlich zusätzlich Nährstoffe zu. Da die Gemeinde Wielen erst 1996 an die zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen wurde, war die Belastung in der Vergangenheit noch deutlich höher.
Trotz der vergleichsweise hohen Phosphorkonzentrationen setzte 1999 nach der Frühjahrsblüte ein relativ lang anhaltendes Klarwasserstadium mit Sichttiefen von maximal über 5 m ein. Neben der Aufzehrung des anorganischen Phosphors, die vermutlich durch die geringe Durchmischung des Epilimnions begünstigt wurde, war eine günstige Struktur der Planktongemeinschaft hierfür verantwortlich.
Intensive Zehrungsprozesse wurden 1999 im Hypolimnion schon im Frühjahr deutlich. Die hohen Nitratkonzentrationen verhindern jedoch bis zum August weitgehend das Einsetzen der Desulfurikation.
Der Wielener See wird im Rahmen des Seenbeobachtungsprogrammes (KREIS PLÖN 1998) seit 1992 mit jeweils einer Frühjahrsbeprobung und seit 1991 mit regelmäßigen Sichttiefenmessungen untersucht. Die Gesamtstickstoffkonzentrationen fielen von knapp 3 mg/l Stickstoff in 1993 auf etwa 1,7 mg/l Stickstoff in 1995. Sie sind demnach inzwischen wieder angestiegen (4,3 mg/l N), was vermutlich auf die Klärwerkseinleitung zurückzuführen ist. Die Gesamtphosphorkonzentrationen lagen dagegen 1992 mit ca. 0,18 mg/l P deutlich höher als 1999 (0,10 mg/l P). Die Ganglinie der Sichttiefen zeigt auch in den vergangenen Jahren ein deutliches Klarwasserstadium im Frühjahr, das jedoch meist weniger lang anzuhalten schien. Insgesamt scheint sich der Trophiezustand des Wielener Sees also verbessert zu haben.
Durch Anschluss weiterer Gemeinden an die Kläranlage Wielen war die Phosphorfracht aus dem eingeleiteten Abwasser bis zum Jahre 2001 von ehemals 19 auf 138 kg/×a P gestiegen, das Abwasser trägt damit jetzt 30 % zur P-Belastung des Wielener Sees bei.
Empfehlungen
Der Referenzzustand des Wielener Sees nach LAWA ist oligotroph. Da sein gegenwärtiger Zustand, eutroph 2, drei Stufen hiervon abweicht, muss er mit 4 bewertet werden. Es ist also dringender Handlungsbedarf gegeben.
Wegen seiner stabilen Schichtung, seiner relativ kurzen Austauschzeit und seiner gut strukturierten Nahrungsketten ist anzunehmen, dass der Wielener See - zumindest auf Grundlage seines 1999 festgestellten Zustands - gute Regenerationschancen besitzt. Dazu ist jedoch eine deutlich Reduzierung der derzeitigen Phosphorfrachten um mindestens 150 kg/a (verglichen mit den für 1999 berechneten Frachten) notwendig. Die weitere Erhöhung der Frachten, wie bereits durch Erhöhung des Anschlussgrades auf Grund neuer Baugebiete geschehen, ist dagegen als äußerst kritisch anzusehen, da sie den See aus einer noch vergleichsweise günstigen Entwicklungsphase in einen Zustand versetzen kann, in dem durch exponentiell zunehmende Phosphorfreisetzung eine Umkehrung des Eutrophierungsprozesses mit vertretbarem Aufwand kaum noch zu erreichen ist. Folgende Maßnahmen müssen daher dringend umgesetzt werden:
- Ausrüstung des Klärwerks mit einer dritten Reinigungsstufe (Phosphatfällung). Durch die Ausrüstung mit einer Phosphatfällung würde der jetzige Beitrag des Klärwerks zur P-Belastung des Sees auf den Stand von 1999 gesenkt werden.
- Nitrifizierung des Klärwerksablaufs. Hierdurch wird der Sauerstoffhaushalt des Sees entlastet und die Phosphorrücklösung aus dem Sediment verzögert. Neuere Messungen (KREIS PLÖN, unveröff.) zeigen, dass die Ammoniumwerte in den letzten Jahren deutlich angestiegen sind. Dies bedeutet, absehen von der weiteren Nährstoffbelastung, eine weitere Belastung des Sauerstoffhaushaltes mit allen negativen Folgen. Die Einleitung dieses nitrifizierten Klärwerksablaufs direkt über dem Sediment möglichst an der tiefsten Stelle des Sees würde sich besonders günstig auswirken (nach RIPL 1978, RIPL 1986). Hierzu wären weitere Untersuchungen notwendig.
Entsprechend dem hohen Anteil der Landwirtschaft an der Belastung des Sees sind zur Entlastung des Wielener Sees zusätzlich Maßnahmen in diesem Bereich zu ergreifen. Hierbei muss nicht das gesamte weitläufige Einzugsgebiet, sondern vordringlich die seenahe Nutzung berücksichtigt werden.
- Durch Einrichtung von Pufferstreifen zwischen dem See und den am Südufer dicht angrenzenden Äckern könnte der Nährstoffeintrag aus der unmittelbaren Umgebung vermindert werden.
- Die Abzäunung der Viehtränken am Ostufer könnte ebenfalls zur Verringerung der Nährstoffeinträge beitragen.
- Es sollte geprüft werden, inwieweit der derzeit als Grünland genutzte Niedermoorbereich an der Südspitze des Sees unter Anhebung des Grundwasserspiegels extensiviert werden könnte.