Bericht des Landesamtes für Natur und Umwelt B 36.
Jahr der Untersuchung: 1988/89
7.kurzfassung2005 Kurzfassung
Das Landesamt für Wasserhaushalt und Küsten Schleswig-Holstein untersuchte von März 1988 bis März 1989 die im Kreis Herzogtum Lauenburg gelegene Möllner Seenkette sowie deren Zu- und Abläufe hinsichtlich des Wassermengen- und Stoffhaushaltes, der Lebensgemeinschaften und eventueller Belastungsquellen.
Die Möllner Seenkette liegt im östlichen Hügelland und besteht aus 7 Seen (Drüsensee, Lüttauer See, Schmalsee, Hegesee, Schulsee, Stadtsee und Ziegelsee), von denen mit Ausnahme des Hegesees alle untersucht wurden. Es handelt sich um relativ flache Seen mit mittleren und maximalen Tiefen unter 10 m (Ausnahme: Lüttauer See mit einer maximalen Tiefe von 16,7 m). Die Seenkette wird vom Hellbach durchflossen und endet mit dem Ziegelsee direkt im Elbe-Lübeck-Kanal.
Das oberirdische Einzugsgebiet ist mit 87,9 km2 sehr groß. Der Hellbach ist der einzige Zulauf aus dem Einzugsgebiet oberhalb der Seenkette. Ein weiterer kleiner Zulauf mundet in den Lüttauer See.
Die Wasserkörper der ersten drei Seen der Seenkette (Drüsensee, Lüttauer See und Schmalsee) waren im Sommer über einen längeren Zeitraum thermisch geschichtet. Die übrigen Seen zeigten keine oder nur eine kurz andauernde Schichtung. Im Frühjahr und Sommer kam es an der Oberfläche in alten Seen zu zum Teil starken Sauerstoffübersättigungen. Dieses und ein schnell einsetzender Sauerstoffschwund im Tiefenwasser der geschichteten Seen weisen auf eine hohe Produktivität der Seen hin. Der zu bestimmten Zeiten geringe Sauerstoffgehalt im Tiefenwasser der geschichteten Seen und die Schlammablagerungen schränken den Tiefenbereich als Lebensraum erheblich ein.
Die mittleren Phosphor-Konzentrationen lagen ausser im Ziegelsee um 0,1 mg/l P und darunter. Dies sind für Schleswig-Holstein Werte, die als relativ niedrig anzusehen sind Alle Seen der Seenkette waren hinsichtlich des Stickstoffes durch hohe Konzentrationen gekennzeichnet. Diese lagen in der Regel über 2 mg/l N. Die Mehrzahl der untersuchten Seen Schleswig-Holsteins zeigt Stickstoff-Konzentrationen in diesem Bereich. An der Oberfläche aller Seen der Möllner Seenkette kam es im Frühjahr und Sommer zu einer Verknappung des Phosphates, so daß davon auszugehen ist, daß dieser Stoff in dieser Zeit das Planktonwachstum begrenzte.
Die Sichttiefen betrugen im Mittel zwischen 1,2 m (Ziegelsee) und 2,2 m (Schmalsee) Die Mehrzahl der untersuchten Seen Schleswig-Holsteins weisen Sichttiefen in diesem Bereich auf. Die Transparenz des Wassers ist offensichtlich so eingeschränkt, daß sich in den Seen der Möllner Seenkette ausser im Lüttauer See nahezu keine untergetauchte Wasservegetation nachweisen liess. Der Röhrichtgürtel war in den untersuchten Seen der Seenkette aufgrund der Morphologie und der Freizeitaktivitäten sowie in kurzen Ab schnitten aufgrund der Landwirtschaft sehr lückenhaft ausgeprägt.
7.1 Wasserstände
7.2 Physikalisch-chemische Daten
Physikalisch-chemische Daten
Jahresmittelwerte 1988/89 |
Messtiefe (m) |
1 |
3 |
Elektrische Leitfähigkeit |
mS/m |
494 |
497 |
Gesamt-Stickstoff |
(mg/l N) |
1,95 |
2,03 |
Gesamt-Phosphor |
(mg/l P) |
0,09 |
0,10 |
Gelöster organischer Kohlenstoff DOC |
(mg/l) |
10 |
10 |
Chlorophyll a |
(µg/l) |
29,0 |
23,3 |
Mittlere Sichttiefe |
(m) |
- |
1,7 |
7.3 Lebensgemeinschaften
Die Mehrzahl der nachgewiesenen Bodentiere kam im Uferbereich vor Hier sind die Lebensbedingungen im Vergleich zum Tiefenbereich, der lediglich einigen Spezialisten vorbehalten ist, vergleichsweise günstig.
Die höchste Artenzahl im Phytoplankton hatten in allen Seen die Kieselalgen Sie waren auch in erheblichem Masse an der Frühjahrsblüte beteiligt. Blaualgen bildeten im Drusensee, Lüttauer See, Schmalsee und Ziegelsee einen großen Anteil an der Sommerblüte Im Stadt- und Schulsee kam es zu keiner Blaualgenblüte. Dafür traten hier im Sommer vermehrt Grünalgen auf. Das Zooplankton bestand aus den großgruppen Rädertiere und Kleinkrebse. Das zahlenmäßig wichtigste Taxon waren die nicht näher determinierten Cyclopiden.
Die Hauptbelastung der Möllner Seenkette geht von Nährstoffeinträgen aus dem Einzugsgebiet des Stichelbaches (Zulauf des oberhalb gelegenen Gudower Sees = Oberlauf des Hellbachs) aus. Weitere Belastungen für den Schul-, Stadt- und Ziegelsee sind nördlich dieser Seen gelegene Teile der Stadt Mölln, die nicht an eine zentrale Ortsentwässerung angeschlossen sind, sowie zahlreiche Regenwassereinleitungen von einem großen Teil der versiegelten Flächen von Mölln. Maßnahmen zur Entlastung sind die Sanierung des Einzugsgebietes des Stichelsbaches (s. Seenbericht Gudower See/Sarnekower See [LW 1989]) und Verminderung der diffusen landwirtschaftlichen Einträge z. B, durch Extensivierung ufernaher Flächen und Anlage von Uferrandstreifen Für die Seen im Stadtgebiet von Mölln ist die Sanierung der Regenwasserkanalisation sowie der Anschluss des nördlichen Bereiches von Mölln an eine zentrale Ortsentwässerung von vorrangiger Bedeutung. Letzteres war für 1994 geplant
Da die theoretischen Erneuerungszeiten für die Seen der Möllner Seenkette sehr kurz sind (< 1 Jahr), können umgesetzte Maßnahmen relativ schnell ihre Wirkungzeigen.
7.4 Bewertung und Empfehlungen
Zusammenfassende Bewertung
Die Bewertung der Seen der Möllner Seenkette wurde anhand der Bewertungssysteme der LAWA, von FORSBERG & RYDING und der OECD vorgenommen. Da das System von FORSBERG
& RYDING das am strengsten definierte System ist, orientiert sich die endgültige Bewertung an diesem System.
Folgendermassen wurden die Seen eingestuft:
Drüsensee - eutroph; Lüttauer See - eutroph; Schmalsee - eutroph; Schulsee - hypertroph; Stadtsee - hypertroph; Ziegelsee - hypertroph.
Damit zeigen die Seen, die direkt im Stadtgebiet von Mölln liegen, die höchste Belastung. Die Belastung geht dabei zum grössten Teil von Mölln aus. Hinzu kommt, daß diese 3 Seen sehr flach und nur instabil oder gar nicht geschichtet sind. Daher reagieren diese besonders
empfindlich auf vermehrten Nährstoffeintrag. Hervorzuheben ist die Beschaffenheit des Schmal- und vor allen Dingen des Lüttauer Sees. Da
derdavorgelegene Drüsensee als Nährstoffalle wirkt, haben die beiden folgenden Seen niedrigere Phosphor- und Chlorophyll a-Gehalte. Anhand der
Vegetationskartierung zeigte sich, daß der Lüttauer See als einziger See eine Unterwasservegetation aufweist.
Verglichen mit bisher vom Landesamt für Wasserhaushalt und Küsten untersuchten Seen zeigt sich aber, daß
mit Ausnahme des Ziegelsees die Seen der Möllner Seenkette zu den weniger belasteten Seen zählen. Dies gilt allerdings nicht für Gesamt-N. Hinsichtlich
dieses Parameters gehören die Seen zu der Mehrheit mit hohen Konzentrationen. Auffällig in den Seen der Möllner Seenkette ist die im Vergleich zu den
anderen Parametern hohe Stickstoff-Konzentration. Dieses Phänomen wurde auch schon für den Sarnekower und Gudower See beobachtet.
Empfehlungen zum Schutz und zur Erhaltung der Möllner Seenkette
Die Seen der Möllner Seenkette sind nicht in einheitlichem Gewässerzustand. Vergleichsweise geringer belastet sind die ersten drei Seen der Kette (Drüsensee, Lüttauer
See, Schmalsee). Da sie fast ausschliesslich von Wald umgeben sind, ist die Nährstoffbelastung aus dem direkten Einzugsgebiet gering. Der im
Naturschutzgebiet Hellbachtal gelegene Zulauf (Hellbach) verbindet jedoch die Seenkette mit dem oberhalb gelegenen Sarnekower und Gudower See. Die
Nährstoffkonzentrationen im Hellbach sind niedrig. Bei Berücksichtigung der Stofffrachten aber belastet der Zufluß die Seenkette erheblich und stellt
zumindest für den Drüsensee, den Lüttauer See und den Schmalsee die Hauptbelastungsquelle dar. Die Berechnung der Stofffrachten aus dem
Einzugsgebiet ergab, daß für die Seen der Möllner Seenkette die Frachten aus dem Einzugsgebiet des Stichelbaches die massgebliche Belastung sind. Deshalb
sind die Maßnahmen zur Entlastung, die für den Sarnekower und den Gudower See vorgeschlagen wurden, wie die Nachrüstung der Kläranlagen und Extensivierung
der Landwirtschaft, auch für die Möllner Seenkette von erheblicher Bedeutung und sollten möglichst bald umgesetzt werden.
Neben den Frachten aus dem Hellbach sind noch weitere Nährstoffquellen, die die Seenkette belasten, zu
nennen. Ufemahe Bereiche im Norden des Drüsensees werden landwirtschaftlich genutzt. Das Vieh hat freien Zutritt zum Ufer. Hier sollten die Weiden
abgezäunt werden. Des weiteren wird vorgeschlagen, einen Pufferstreifen in diesem Bereich anzulegen, um den Nährstoffeintrag der diffus entwässernden
landwirtschaftlichen Nutzflächen in den See zu reduzieren. Der Streifen sollte in Anlehnung an das Uferrandstreifenprogramm des Ministeriums für Natur und
Umwelt Schleswig-Holstein ca. 10m breit sein. Dieser könnte z.B. der Sukzession überlassen werden, mit Gehölzen bepflanzt oder extensiv als Wiese
genutzt werden. Wichtig ist auf jeden Fall die langfristige Anlage eines solchen Streifens. Würde er nach wenigen Jahren wieder in landwirtschaftliche
Nutzung genommen, z.B. umgebrochen werden, würde dies zu einer sprunghaften Nährstofffreisetzung führen.
Im Südwesten des Lüttauer Sees liegt ein Campingplatz mit Badestelle. Dieser ist an die Kläranlage Mölln angeschlossen
und stellt somit für den See keine große Belastung dar.
Belastet wird der See durch einen Zulauf im Nordwesten (Heilige Bach [Zulauf Klüschenberg]).
Gespeist wird dieser Bach hauptsächlich durch Oberflächenwasser angrenzender versiegelter Flächen eines Wohngebietes. Es wurde eine Nährstoffbelastung von
50-90 kg/a Phosphor und ca. 5 t/a Stickstoff ermittelt. Um die nach starken Niederschlägen auftretende Stossbelastung für den Bach und somit auch für den
Lüttauer See abzumindern, ist dort ein Regenrückhaltebecken geplant. Durch Sedimentation der Schwebstoffe und mikrobielle Umsetzungsprozesse
(Denitrifikation) findet eine Reduktion der Nährstoffbelastung um ca. 50 % statt. Da der See noch in einem relativ guten Zustand und im Gegensatz zum
Schmalsee recht tief ist, besitzt er günstige Voraussetzungen zur Regeneration. Die Planung dieser Sanierungs Maßnahme sollte deshalb zügig
vorangetrieben werden.
Die am Ende der Seenkette gelegenen Seen (Schulsee, Stadtsee und Ziegelsee) liegen im Stadtgebiet von Mölln und sind im
Bezug auf ihre Seefläche etwa doppelt so hoch mit Phosphor belastet wie die ersten drei Seen. Eine Ursache der Belastung sind die Kleinkläranlagen aus dem
nördlichen Stadtgebiet. Diese werden jedoch 1995 saniert bzw. an die Möllner Kläranlage angeschlossen.
Des weiteren befinden sich an diesen Seen eine Reihe von Einleitungsstellen der Regenwasserkanalisation, die einen
großen Teil der versiegelten Flächen von Mölln (ca. 2 km2 ) entwässert. Die Stofffracht von versiegelten Flächen ist ein nicht zu unterschätzender
Belastungsfaktor. Die Phosphorbelastung, die von diesem Gebiet ausgeht, wurde auf über 400 kg/a P geschätzt. Maßnahmen zur Regenwasserbehandlung wie
Regenklärbecken und gegebenenfalls Bodenfilter sollten deshalb zügig geplant und umgesetzt werden.
Alternativ sollte in Anlehnung an das Arbeitsblatt A 138 auch über die Möglichkeit der Entsiegelung im urbanen
Bereich nachgedacht werden. Die Oberflächenabflüsse von Dachflächen, unbelasteten Hofflächen und untergeordneten Wohnstrassen sollten an Ort und
Stelle wieder in den Boden und in das Grundwasser eingebracht werden, um die vorhandene Kanalisation und somit auch die Seen im Möllner Stadtgebiet zu
entlasten.
über die angesprochenen Sanierungs Maßnahmen hinaus werden zunächst keine Restaurierungs Maßnahmen für die angesprochenen Seen der Möllner
Seenkette empfohlen.