Bericht des Landesamtes für Natur und Umwelt B 29.
Jahr der Untersuchung: 1987/88
9.kurzfassung2005 Kurzfassung
Das Landesamt für Wasserhaushalt und Küsten Schleswig-Holstein untersuchte die im Kreis Herzogtum Lauenburg gelegenen Seen Gudower See und Sarnekower See sowie deren Zu- und Abflüsse vom April 1987 bis einschließlich März 1988 hinsichtlich des Wassermengenhaushaltes, der Wasserbeschaffenheit und des Gewässerzustandes. Während der Sommermonate wurden in 14-tägigem Rhythmus Proben aus 1 m Wassertiefe und 1 m über Grund genommen. Während der übrigen Zeit und an den Zu- und Abflüssen fand eine monatliche Beprobung statt.
Aus den Messungen zum Wasserhaushalt ergab sich, bezogen auf das langjährige mittel, daß das Abflußjahr 1987 zu feucht war (127 % Niederschlag) und daß die Jahresdurchschnittstemperatur der Luft um 1,0 °C zu kalt war. Die Wasserbilanz für das Einzugsgebiet der Seen ist für den Untersuchungszeitraum positiv. Abfluß und Verdunstung waren um 440 mm niedriger als der gefallene Niederschlag (1260 mm).
Sarnekower See
Der Sarnekower See schließt sich an den Gudower See an, beide sind durch einen ca. 400 m langen Graben miteinander verbunden. Außer dem Graben mündet noch ein kleine Waldbach in den See. Der Mühlenbach bildet den durch eine kleine Stauanlage regelbaren Abfluß des Sees. Die Seeoberfläche beträgt 0,24 km2 , das Seevolumen 1,9 x 106 m3 . Mit einer mittleren Tiefe von 7,9 m und einer Maximaltiefe von 17,3 m ist der See im Verhältnis zu seiner Uferlänge von 1,9 km recht tief. Das Einzugsgebiet umfaßt eine Gesamtfläche von 62,6 km2 . Die Schwankungen des Seespiegels betrugen im Untersuchungszeitraum maximal 0,66 m.
Der Sarnekower See liegt in einer völlig von Mischwald umgebenen Senke. Ein Rundwanderweg, der das Ufer unbeeinflußt läßt und eine Anglerhütte mit Bootssteg stören die Natürlichkeit der Landschaft kaum. Der Zufluß aus dem Gudower See bewirkt eine starke Braunfärbung des Seewassers durch Huminstoffe.
Der See weist aufgrund seiner Lage und seiner Morphologie vom Frühjahr bis in den November hinein eine z. T. extreme thermische Schichtung auf. Die chemischen Untersuchungen zeigten, daß schon ab April bis in den November ein Sauerstoffdefizit im Hypolimnion herrschte, das tierisches Leben in diesem Bereich unmöglich machte. Im Epilimnion traten Sauerstoffübersättigungen (bis zu 197 %) besonders während der Frühjahrsblüte und Mitte August/Anfang September auf. Ähnlich wie der Gudower See zeichnet sich der Sarnekower See durch eine ganzjährig hohe Stickstoffbelastung aus. Nitratstickstoff stand den Algen während der gesamten Vegetationsperiode ausreichend zu Verfügung. Im Hypolimnion reicherte sich während der Stagnationsphase Ammoniumstickstoff bis maximal 2,57 mg/l an. Die Gesamtphosphorkonzentrationen im Epilimnion lagen während der Untersuchungszeit zwischen 20 und 300 µg/l, der Gehalt an gelöstem reaktivem Phosphor lag von mai bis Ende September unter der Nachweisgrenze. Zu dieser Zeit kam es, bedingt durch die starke thermische Schichtung, im Hypolimnion zu einer Phosphoranreicherung, wobei der größte Teil des Gesamtphosphorgehaltes in anorganischer Form als gelöster reaktiver Phosphor vorlag.
9.1 Lebensgemeinschaften
Ein fast geschlossener Gelegegürtel säumt das von Mischwald umgebene Ufer, der in den schattenreicheren Teilen des Westufers schmaler ist. Hauptbestandteil der Röhrichtgesellschaft ist das Gemeine Schilfrohr, dem wasserseits die Seebinse beigemischt ist. Am Auslauf des Mühlenbaches und in der flachen Nordwestbucht kommt der Schmalblättrige Rohrkolben in kleineren Beständen vor, begleitet vom Ästigen Igelkolben, der Schwanenblume und dem Kalmus. An Großseggen kommt nur eine Art in der Nordwestbucht vor. Insgesamt wurden im Röhrichtgürtel 16 Pflanzenarten gefunden.
Die Schwimmblattzone besteht aus wenigen Exemplaren der Gelben Teichrose im südwestlichen Teil des Sees. An Unterwasserpflanzen kommt nur das Kamm-Laichkraut vor. Im Vergleich zum Gudower See sind dessen Bestände etwas größer. Das Vorkommen beschränkt sich aufgrund der starken Braunfärbung des Sees auf die Tiefenzone bis 1,5 m.
Die Untersuchung der Makrofauna ergab, daß die größte Zahl der über 50 festgestellten Taxa im Schilfgürtel vorkommt. Auch im Sarnekower See bilden Schnecken und Muscheln den Hauptbestandteil der Fauna, gefolgt von Egeln, Köcherfliegenlarven und Käfern.
Das Phytoplankton ist im Vergleich zum Gudower See etwas artenreicher. Seine jahreszeitliche Entwicklung verlief ähnlich wie im Gudower See: Im Frühjahr dominierten Kieselalgen, insbesondere Asterionella, Frailaria und Melosira. Nach dem Rückgang der Kieselalgen im Frühsommer waten Grünalgen und der Dinoflagellat Ceratium hirundinella vorherrschend. Bereits Anfang Juni waren Blaualgen in nennenswerter Dichte zu beobachten, die anschließend die Spätsommerblüte bildeten. Ab Oktober traten wieder verstärkt Kieselalgen auf. Der Jahresgang der Chlorophyllkonzentrationen zeigt dementsprechend zwei Maxima: Die Frühjahrsblüte Ende April mit 95,7 µg/l und die Spätsommerblüte Anfang September mit 92,0 µg/l in 1 m Tiefe. Die Chlorophyllgehalte in 1 m Tiefe lagen während der Untersuchungszeit zwischen 5,2 µg/l und 95,7 µg/l bei einem Mittelwert von 34,7 µg/l.
Die Entwicklung der Zooplanktons war weitgehend identisch mit der des Gudower Sees. Bei den Crustaceen waren die Cyclopiden während der ganzen Beprobungszeit dominierend. Die Daphnien waren im Sarnekower See im Frühsommer und im Herbst etwas häufiger als im Gudower See. Die Rädertiere zeigten eine auffällige Artenarmut.
An den Parametern Gesamtphosphor, Chlorophyll a und Sichttiefe gemessen wäre der Sarnekower See nach FORSBERG & RYDING dem eutrophen Typus zuzuordnen, nach dem Parameter Gesamtstickstoff dem polytrophen (hypertrophen) Typus. Eine ähnliche Einstufung ergibt die Anwendung der OECD-Tabelle: Der Gesamtphosphorgehalt liegt im eutrophen, die übrigen Parameter liegen im polytrophen Bereich.
Hauptverursacher der starken Nährstoffbelastung des Gudower und des Sarnekower Sees und der daraus resultierenden hohen Trophiestufe ist der Stichelsbach. Maßnahmen zu Verminderung der Trophie sollten daher an diesem Gewässer ansetzen. Daneben sollten alle bisher im Einzugsgebiet bestehenden Kläranlagen mit einer dritten Reinigungsstufe ausgerüstet werden. Für den Stichelsbach wir die Schaffung eines Uferschutzstreifens von 5 - 10 m Breite vorgeschlagen. Eine Renaturierung des grabenartigen Stichelsbaches würde zu einer Verbesserung der Selbstreinigung und damit zu einer weiteren Minimierung der Nährstoffbelastung der Seen führen.
9.2 Wasserstände
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9.3 Niederschlagsmengen
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9.4 Physikalisch-chemische Daten
Physikalisch-chemische Daten
|
1 m Tiefe |
Frühjahr |
Jahresmittelwert |
Leitfähigkeit bei 25 °C |
mS/m |
51,1 |
51,1 |
pH - Wert |
|
7,7 |
8,4 |
TOC |
mg/l |
- |
- |
DOC |
mg/l |
24 |
19 |
Säurekapazität pH 4,3 |
mmol/l |
- |
- |
Basenkapazität pH 8,2 |
mmol/l |
- |
- |
Chlorid |
mg/l |
30 |
36 |
Ammonium-N |
mg/l |
0,05 |
0,10 |
Nitrit-N |
mg/l |
- |
- |
Nitrat-N |
mg/l |
6,20 |
3,50 |
Gesamt-Stickstoff unfiltriert |
mg/l |
7,30 |
4,40 |
Orthophosphat-P |
mg/l |
0,15 |
0,05 |
Gesamt-Phosphor unfiltriert |
mg/l |
0,22 |
0,11 |
Sulfat |
mg/l |
- |
- |
Silicat-Si |
mg/l |
- |
- |
Calcium |
mg/l |
- |
- |
Magnesium |
mg/l |
- |
- |
Chlorophyll a |
µg/l |
3,3 |
27,7 |
Sichttiefe |
m |
1,0 |
1,3 |
Erläuterungen zu Einheiten, Parametern und Messmethoden
9.5 Gesamt-P-Frachten Sarnekower See
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9.6 Bewertung und Empfehlungen
Sanierungsvorschläge
Hauptverursacher der starken Nährstoffbelastung des Gudower und Sarnekower Sees und der daraus resultierenden hohen Trophie ist der Stichelsbach. Durch ihn wird der größte Teil der Nährstofffracht des Einzugsgebietes in den Gudower See eingetragen.
Maßnahmen zur Verbesserung der Trophie beider Seen sollten daher an diesem Gewässer ansetzen.
Beim Phosphor sind die Hauptbelastungsquellen häusliche Abwässer und diffuse Einträge aus der landwirtschaftlichen Nutzung.
Da es sich bei häuslichen Abwässern um punktförmige Belastungsquellen handelt, ist eine effektive Reduzierung dieser Phosphoreinträge technisch gut durchführbar.
Es sollte deshalb zuerst eine Nachrüstung der bisher bestehenden Kläranlagen im Einzugsgebiet mit der dritten Reinigungsstufe (Phosphorfällung) erfolgen. Des weiteren sollten die noch bestehenden Hauskläranlagen an die zentrale Kanalisation angeschlossen werden oder in Einzelfällung eine Nachrüstung mit gleichwertiger Reinigungsleistung erhalten.
Weitaus schwieriger ist eine Minimierung der Phosphorbelastung aus diffusen Quellen zu erreichen. Das Einzugsgebiet des Gudower und Sarnekower Sees wird über weite Flächen intensiv landwirtschaftlich genutzt. Der gesamte Verlauf des Stichelsbaches ist bis zur Einmündung in den Gudower See als naturferner Graben mit steilen Uferböschungen ausgebaut. Das gilt auch für seine einmündenden Vorfluter.
Als sinnvolle Maßnahme zur Reduzierung der diffusen Phosphoreinträge wäre deshalb die Schaffung eines Gewässerschutzstreifens entlang des Stichelsbaches und seiner Vorfluter zu nennen, der oberirdische Abschwemmungen vermindern soll. Die Schutzstreifen sollten an beiden Uferseiten eine Mindestbreite von 5 - 10 m haben, auf denen sich eine natürliche Vegetation entwickeln kann.
Darüber hinaus würde eine Renaturierung des Stichelsbaches zur Verbesserung der Selbstreinigung und zu einer weiteren Minimierung der Nährstoffbelastung der Seen führen. Durch Abflachen und Bepflanzen der Uferböschungen des Stichelsbaches und seiner Vorfluter ließe sich der diffuse Nährstoffeintrag aus den umliegenden landwirtschaftlich genutzten Flächen verringern.
Eine Restaurierung der Seen durch direkte seeinterne Maßnahmen wird nicht für erforderlich und sinnvoll gehalten, da der gegenwärtige Seezustand vorwiegend durch die äußere Belastung geprägt sein dürfte. Der dystrophe Charakter des Gudower Sees und in schwächerem Maße auch des Sarnekower Sees wird durch die starke Eigenfärbung des Wasser nach wie vor beibehalten und ist ein natürliches Phänomen, das BÄRTLING bereits 1922 in seiner Arbeit beschrieben hat. Wieweit durch fischereiliche Maßnahmen hier günstig auf die Nahrungskette eingewirkt werden kann, konnte im Rahmen der Seeuntersuchung nicht geprüft werden.