Jahr der Untersuchung: 2000
13.kurzfassung2005 Kurzfassung
Im Jahr 2000 untersuchte das Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein den Großen Ratzeburger See inklusive Domsee zusammen mit dem Großen und Kleinen Küchensee. Im Mittelpunkt standen dabei der Wasser- und Stoffhaushalt, die Lebensgemeinschaften und die Belastungssituation der Seen.
Der 12,6 km2 große Ratzeburger See liegt im Herzogtum Lauenburg unmittelbar an der Grenze zur ehemaligen DDR. Im Süden schließt er zusammen mit dem Domsee, dem Kleinen und Großen Küchensee die Stadt Ratzeburg ein. Die Aufteilung dieses Gewässersystems in mehrere Seen geht auf vor ca. 100 Jahren künstlich aufgeschüttete Dämme zurück, so daß die beiden Küchenseen heute als selbständige Systeme zu betrachten sind. Der Domsee hingegen ist eigentlich nur eine Bucht des Großen Ratzeburger Sees.
Im Untersuchungsjahr lag der Istzustand des Großen Ratzeburger Sees bei mesotroph auf der Grenze zu schwach eutroph. Alle drei Seeteile (Nord- und Südteil und Domsee) verhielten sich sehr ähnlich. Die Phosphorkonzentrationen im Frühjahr und die Chlorophyll-Konzentrationen im Sommer waren knapp im schwach eutrophen Bereich, während sich die anderen Parameter im mesotrophen Bereich befanden. Die beiden Küchenseen waren etwas produktiver, wobei der Große Küchensee im Sommer die höheren Phosphor- und Chlorophyll a-Konzentrationen aufwies.
Mit Hilfe der anderen biologischen Parameter wurde der Große Ratzeburger See etwas schlechter bewertet. Die Entwicklung einer von Dinoflagellaten und/oder Blaualgen dominierten sommerlichen Phytoplankton-Gemeinschaft wird häufig für eutrophe Seen beschrieben. Die Biovolumina der Blaualgen waren jedoch relativ gering. Es kam zu keiner Massenentwicklung. Auch die Artenzusammensetzung und Dominanzverhältnisse des Zooplanktons stuften den Großen Ratzeburger See als einen eher schwach eutrophen See ein.
Unter den im Flachwasser vorgefundenen Zuckmücken-Larven befanden sich im Großen Ratzeburger See und den beiden Küchenseen drei Vertreter (Leptophlebia vespertina, Microtendipes cf. pedellus, Tribelos intextus), die im Sinne von FITTKAU et al. (1992, 1993) als Charakterarten nährstoffärmerer Gewässer (meso- bis schwach eutroph) gelten. In der Tiefe waren hingegen stabile Populationen von Chironomus plumosus zu finden, so daß die Seen im Sinne von THIENEMANN (1922) anhand der Tiefenfauna als eutrophe "Chironomus plumosus-Seen" zu bezeichnen sind. Bereits Ende Juni war der Sauerstoffvorrat in der Tiefe aufgebraucht. So sind diese beiden Lebensräume, der Flachwasserbereich und die Tiefenzone, unterschiedlich zu bewerten.
Aufgrund seines aktuellen Arteninventars von submersen Pflanzen (17 Arten) ist der Große Ratzeburger See als eutrophes, basenreiches Gewässer einzustufen. Frühere Vorkommen von Arten wie dem Großen Nixkraut Najas marina und Faden-Laichkraut Potamogeton filiformis deuteten auf einen vergangenen meso- bis schwach eutrophen Zustand hin. Im Norden des Sees waren die Pflanzen stark veralgt, während sie im südlichen Drittel und im Domsee fast algenfrei waren.
Die beiden Küchenseen waren anhand ihrer Unterwasservegetation als relativ artenarm und nährstoffreich zu bewerten. Im Sommer 2000 waren dort alle Pflanzen sehr stark veralgt.
Die Klassifikation anhand der Trophie entspricht somit beim Großen Ratzeburger See nicht ganz den vorgefundenen Verhältnissen im Plankton, Benthon und der Unterwasservegetation. Daher wird der Istzustand aller drei See abweichend von der LAWA-Richtlinie auf schwach eutroph gesetzt, wobei sich die beiden Küchenseen als etwas produktiver darstellten. Aus dem Unterschied zwischen den natürlichen nährstoffarmen Ausgangsbedingungen und dem festgestellten Istzustand ergibt sich eine Bewertung von 3.
Nach einer groben Abschätzung gelangen ca. 8450 kg/a Phosphor in die untersuchten Seen. Davon kommen ungefähr 25 % aus dem Einzugsgebiet des Schaalsees. Um die 50 % der Nährstoffeinträge sind durch landwirtschaftliche Flächen im direkten Einzugsgebiet (ohne Schaalsee) bedingt. Aufgrund der beiden Ratzeburger Kläranlagen ist der Abwasseranteil am Phosphoreintrag mit 12 % mäßig hoch.
Eine Besonderheit bei den Ratzeburger Seen ist der starke Grundwassereinfluss. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das unterirdische Einzugsgebiet vor allem im Raum Ratzeburg größer als das oberirdische, so daß 45 % der Phosphorfracht unterirdisch in die Seen gelangt. Unklar ist dabei jedoch, in wieweit die Phosphorkonzentrationen im Grundwasser anthropogen beeinflusst sind.
Die mittlere Phosphorbelastung schleswig-holsteinischer Seen beträgt jährlich circa 0,45 g/m2 Seefläche. Der Große Ratzeburger See inklusive Küchenseen liegt mit 0,53 g/m2 somit etwas über dem Landesmittel. Aber unter Berücksichtigung ihres potentiell natürlichen nährstoffarmen Zustandes ist die Phosphorbelastung zu hoch. Tatsächlich sind die Seen mittlerweile schwach eutroph. Es sollten daher Maßnahmen ergriffen werden, um die Nährstoffeinträge zu reduzieren, damit sie sich wieder in Richtung mesotroph entwickeln können. Die Chance, dieses Entwicklungsziel mit relativ geringem Aufwand zu erreichen, ist groß, da vor allen Dingen der Große Ratzeburger See trotz Stadtnähe noch nicht all zu stark degradiert ist.
13.1 Wasserstände
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13.2 Niederschlagsmengen
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13.3 Physikalisch-chemische Daten
Untersuchungsjahr 2000
Physikalisch-chemische Daten
|
1 m Tiefe |
Frühjahr |
Sommer-Mittelwert |
Leitfähigkeit bei 25 °C |
mS/m |
42 |
40 |
pH - Wert |
|
8,5 |
8,4 |
TOC |
mg/l |
5,8 |
6,5 |
DOC |
mg/l |
5,6 |
6 |
Säurekapazität |
mmol/l |
2,6 |
- |
Basenkapazität |
mmol/l |
- |
- |
Chlorid |
mg/l |
30 |
29 |
Ammonium |
mg/l N |
0,015 |
0,015 |
Nitrit |
mg/l N |
0,003 |
< 0,001 |
Nitrat |
mg/l N |
0,35 |
< 0,05 |
Gesamt-Stickstoff |
mg/l N |
1,0 |
0,55 |
Ortho-Phosphat |
mg/l P |
0,03 |
< 0,005 |
Gesamt-Phosphor |
mg/l P |
0,06 |
0,035 |
Sulfat |
mg/l |
36,4 |
- |
Silicat |
mg/l |
0,1 |
3,5 |
Calcium |
mg/l |
53 |
- |
Magnesium |
mg/l |
6,8 |
- |
Chlorophyll a |
µg/l |
12 |
8 |
Sichttiefe |
m |
2,4 |
3,4 |
Erläuterungen zu Einheiten, Parametern und Messmethoden
13.4 Lebensgemeinschaften
Biovolumen des Phytoplanktons
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Zooplankton (Trockengewicht)
Nordteil des großen Ratzeburger Sees
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Südteil des großen Ratzeburger Sees
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13.5 Bewertung und Empfehlungen
Bewertung des Zustandes der Ratzeburger Seen
Die Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) hat ein Bewertungssystem für stehende Gewässer erarbeitet. Mit diesem System wird der Referenzzustand ermittelt, der sich aus den natürlichen Gegebenheiten wie Einzugsgebietsgröße, Bodenbeschaffenheit und Seebeckenmorphologie herleitet, und dem Istzustand gegenübergestellt. Aus der Diskrepanz ergibt sich die Bewertung und somit auch der Handlungsbedarf zum Schutz des Sees.
Da der Große Ratzeburger See und die Küchenseen relativ tief sind und im Verhältnis zu Seefläche und Seevolumen ein kleines Einzugsgebiet haben, sind sie potentiell natürlich oligotroph (Referenzzustand).
Basis der Klassifikation des Istzustandes ist die Trophie (Intensität der
Primärproduktion), die nur mit wenigen Messgrößen beschrieben wird. Beim Großen
Ratzeburger See lag der Istzustand bei mesotroph auf der Grenze zu schwach eutroph. Alle drei Seeteile (Nord-
und Südteil und Domsee) verhielten sich sehr ähnlich. Die Phosphorkonzentrationen im Frühjahr
und die Chlorophyll-Konzentrationen im Sommer waren knapp im schwach eutrophen Bereich, während sich die
anderen Parameter im mesotrophen Bereich befanden. Die beiden Küchenseen waren etwas produktiver, wobei
der Große Küchensee im Sommer die höheren Konzentrationen aufwies.
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Einstufung von geschichteten Seen nach LAWA (1998) am Beispiel des Großen Ratzeburger Sees und der beiden Küchenseen
Mit Hilfe der anderen biologischen Parameter wurde der Große Ratzeburger See etwas schlechter bewertet. Im Sommer traten Phytoplankton-Arten auf, die für geschichtete eutrophe Gewässer charakteristisch sind, die Dichte war jedoch gering. Es kam zu keiner Massenentwicklung. Auch die Artenzusammensetzung und Dominanzverhältnisse des Zooplanktons stuften den Großen Ratzeburger See als einen eher schwach eutrophen See ein.
Unter den vorgefundenen Litoral-Chironomidae befanden sich im Großen Ratzeburger See und den beiden Küchenseen drei Vertreter (Leptophlebia vespertina, Microtendipes cf. pedellus, Tribelos intextus), die im Sinne von FITTKAU et al. (1992, 1993) als Charakterarten nährstoffärmerer Gewässer (meso- bis schwach eutroph) gelten. Da in der Tiefe Chironomus plumosus aber offensichtlich stabile Populationen bildete, sind die Seen im Sinne von THIENEMANN (1922) anhand der Tiefenfauna als eutrophe "C. plumosus-Seen" zu bezeichnen. Bereits Ende Juni war der Sauerstoffvorrat in der Tiefe aufgebraucht.
Aufgrund seines aktuellen Arteninventars von submersen Pflanzen (19 Arten) ist der Große Ratzeburger See als eutrophes, basenreiches Gewässer einzustufen. Frühere Vorkommen von Arten wie dem Großen Nixkraut Najas marina und Faden-Laichkraut Potamogeton filiformis deuten auf einen vergangenen nährstoffärmeren Zustand hin. Mittlerweile sind 17 Arten ausgestorben. Ein solcher Rückgang weist auf eine frühere starke Belastung des ehemals naturnahen Sees hin, die zum Zeitpunkt der Untersuchung jedoch an der Wasserqualität nicht mehr zu erkennen war.
Im Norden des Sees waren die Pflanzen stark veralgt, während sie im südlichen Drittel und im Domsee fast algenfrei waren.
Die beiden Küchenseen sind anhand ihrer Unterwasservegetation als relativ artenarm und nährstoffreich zu bewerten. Im Sommer 2000 waren alle Pflanzen sehr stark veralgt.
Die Klassifikation anhand der Trophie entspricht somit beim Großen Ratzeburger See nicht ganz den vorgefundenen Verhältnissen im Plankton, Benthon und der Unterwasservegetation. Daher wird der Istzustand aller drei Seen abweichend von der LAWA-Richtlinie auf schwach eutroph gesetzt, wobei sich die beiden Küchenseen als etwas produktiver darstellten.
Aus dem Unterschied zwischen den natürlichen Ausgangsbedingungen und dem
festgestellten Istzustand ergibt sich eine Bewertung von 3.
Die Einordnung eines Sees nach der LAWA-Richtlinie wird wie folgt dargestellt. Die Farbe des Ringes stellt die Bewertung dar. Dunkelgrün bedeutet in diesem Falle, daß über die Dringlichkeit von Sanierungsmaßnahmen im Einzelfall zu entscheiden ist. Da es sich bei allen drei Seen um potentiell oligotrophe Gewässer handelt, ist Handlungsbedarf vorhanden.
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Der Große Ratzeburger See liegt genau zwischen mesotroph und eutroph und
befindet sich somit bezüglich seines trophischen Zustandes im Mittelfeld der stehenden tiefen Gewä
sser in Schleswig-Holstein. Betrachtet man jedoch alle vom Landesamt untersuchten Seen, zeigt sich, daß
er zu den weniger produktiven Seen des Landes gehört. Die beiden Küchenseen liegen inmitten des
eutrophen Bereiches mit der Tendenz zu "eutroph 2".
Die nachfolgende Abbildung zeigt die Beziehung zwischen der Chlorophyll a- und der Gesamtphosphorkonzentration im Sommer in ungeschichteten und geschichteten Seen in Schleswig-Holstein. Es ist zu erkennen, daß sich die meisten ungeschichteten Seen im stark eutrophen bis polytrophen und die geschichteten Gewässer im meso- bis eutrophen Bereich befinden. Es ist jedoch dabei zu bedenken, daß der Parameter Chlorophyll a bei der Klassifikation nach LAWA rechnerisch doppelt so stark gewichtet wird wie die Phosphorkonzentration. Diese Wichtung ist graphisch nicht darstellbar.
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Beziehung zwischen Chlorophyll a [mg/m3 ] und der Gesamtphosphorkonzentration [mg/m3 ] im Oberflächenwasser zwischen Mai und September in ungeschichteten und geschichteten Seen, verändert nach LAWA (1998)
Bewertung der Belastungssituation der Seen
Nach einer groben Abschätzung sind 50 % der Phosphor- und 60 % der Stickstoffeinträge durch die Landwirtschaft bedingt. Aufgrund der beiden Ratzeburger Kläranlagen ist der Abwasseranteil am Phosphoreintrag mit 12 % mäßig hoch. Die Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern am Ostufer des Großen Ratzeburger Sees werden hauptsächlich über die Kläranlage in Schlagsdorf entsorgt, so daß die dadurch entstehende Nährstoffbelastung durch den Mechower See abgepuffert wird.
Das Regen- bzw. Oberflächenwasser von Ratzeburg gelangt weitgehend ungeklärt in die Seen. Es werden lediglich Sinkeimer zur Rückhaltung des Sandes benutzt. An nur zwei Stellen der B 207 sind Benzin- und Ölabscheider vorhanden. Die zu entwässernde Fläche der Stadt beträgt 560 ha. Es gibt 43 Oberflächeneinleitungen.
Der Ratzeburger See ist aber auch aufgrund der Stadtnähe von Freizeitnutzungen geprägt. Wassersporteinrichtungen bilden einen Hauptanziehungspunkt für Erholungssuchende. In Hinblick auf den Wettkampfsport (z.B. Segelregatten) und für Wasserwanderer hat er überregionale und für den Rudersport sogar internationale Bedeutung. Besondere Anziehungskraft genießen die vier Seebadeanstalten. Außerdem gibt es zahlreiche natürliche freizugängliche Badestellen. Eine Häufung von Wassersportanlagen tritt am Nordwestende des Großen Ratzeburger Sees, zwischen Rothenhusen und Groß Sarau sowie im Stadtgebiet auf. Von Mai bis September verkehren auf dem Großen Ratzeburger See zwei Fahrgastschiffe im Linienverkehr.
Die mecklenburgischen Uferabschnitte zeigen dagegen bislang noch keine Spuren von touristischer Erschließung. Die innerdeutsche Grenze verlief entlang des Seeufers quer durch die Röhrichte. Die Uferwälder sind weitgehend unberührt geblieben. Landeinwärts schloss sich der offene Grenzstreifen an, der heute noch als verbuschender Grasstreifen mit Grundmauerresten erhalten ist. In den Dörfern Utecht und Campow hat neben dem Verfall der alten LPG- und Kasernengebäude mittlerweile eine rege Bautätigkeit eingesetzt. Abgesehen von zwei kleinen Badestellen bei Campow und Utecht hat diese Entwicklung das Seeufer aber noch nicht erfasst. Weite Teile des mecklenburgischen Ufers sind am 24.04.1990 unter Naturschutz gestellt worden (Campower Steilufer, Wakenitz-Niederung) (RABIUS & HOLZ 1993), so daß der naturnahe Uferzustand erhalten werden konnte.
Der Große Ratzeburger See und die Küchenseen sind nach LAWA (1998) natürlicherweise oligotroph. Sie haben im Verhältnis zur Seefläche ein relativ kleines Einzugsgebiet und sind tief. Aufgrund der potentiell natürlichen Nährstoffeinträge (LAWA 1998), bedingt durch die natürliche Bodenauswaschung, und der stabilen thermischen Schichtung haben die Seen also günstige Voraussetzungen für einen nährstoffarmen Zustand.
Eine Besonderheit beim Großen Ratzeburger See ist der starke Grundwassereinfluss. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das unterirdische Einzugsgebiet vor allem im Raum Ratzeburg größer als das oberirdische, so daß 45 % der Phosphorfracht unterirdisch in den See gelangt. Unklar ist dabei jedoch, in wieweit die Phosphorkonzentrationen im Grundwasser anthropogen beeinflusst sind.
Die mittlere Phosphorbelastung schleswig-holsteinischer Seen beträgt jährlich circa 0,45 g/m2 Seefläche. Dieser Abschätzung zugrunde gelegt sind Untersuchungen an 62 Seen (LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT 2001). Der Große Ratzeburger See liegt somit über dem Landesmittel. Aber vor allen Dingen aufgrund seines potentiell natürlichen nährstoffarmen Zustandes ist die Phosphorbelastung zu hoch. Tatsächlich ist der See mittlerweile schwach eutroph (Kapitel 7). Die Artenvielfalt an Unterwasserpflanzen hat in den letzten Jahren abgenommen. Es sollten daher Maßnahmen ergriffen werden, um die Nährstoffeinträge zu reduzieren.
Wie stark der Phosphoreintrag gesenkt werden müsste, ist nicht ganz klar, da die abgeschätzte Belastung nicht mit Hilfe des Vollenweider-Modells mit der tatsächlich gemessenen internen Phosphorkonzentration in Beziehung gebracht werden konnte. Es sollte jedoch angestrebt werden, den See wieder in Richtung mesotroph zu stabilisieren (Entwicklungsziel).
Vorschläge zum Schutz und zur Erhaltung der Seen
Fast die Hälfte des Phosphoreintrages gelangt über das
Grund- bzw. Quellwasser in die Seen. Das bedeutet, daß die landwirtschaftliche Nutzung vor allen
Dingen in Gewässernähe, aber in Quellgebieten wenn möglich auch großflächiger
extensiviert werden sollte. Dabei ist jedoch auch das gesamte Schaalsee-Einzugsgebiet zu betrachten, das mit
180 km2 mehr als die Hälfte des Gesamt-Einzugsgebietes des
Großen Ratzeburger Sees ausmacht. Grob abgeschätzt fließen über den Schaalseekanal ca.
ein Viertel der Gesamtphosphorfracht in die Seen. Dieses ist allerdings hauptsächlich in der Wassermenge
und nicht an der Gewässerbelastung des Kanals begründet.
Ein weiterer bedeutender Nährstoffpfad ist die Bäk. Diese ist zwar im Unterlauf durch anspruchsvolle Besiedlung als naturnah eingestuft. Auffallend war jedoch die Schaumbildung, die durch zerschlagene Algenbiomasse entsteht. Die Nährstoffeinträge sollten also, vor allem auch in den Mechower See, möglichst verringert werden, um das Algenwachstum zu begrenzen. Neben Handmahd und Erlenanpflanzungen an Süduferabschnitten wird daher empfohlen, an einigen Uferabschnitten Schutzstreifen zu den landwirtschaftlichen Flächen anzulegen. Ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Sauenhaltung lag zurzeit der Kartierungen für den Landschaftsplan ungünstig an der Bäk, da sich dessen Güllebehälter sehr nahe am Gewässer befand. Dieses sollte, falls noch nicht geschehen, geändert werden.
Die Jutebek ist im Unterlauf als weitgehend naturnah einzustufen. Der Anstau kurz vor der Mündung wirkt sich zwar negativ auf den Oberlauf (Rückstaueffekt), aber wahrscheinlich durch Sedimentation positiv auf die Wasserqualität vor dem Eintritt in den Küchensee aus. Der Landschaftsplan schlägt für dieses Gewässer eine ungestörte Entwicklung durch die Eigendynamik des Gewässers selbst vor. Eine Verbesserung der Wasserqualität bewirkte mit Sicherheit der Anschluss der Gemeinde Schmilau an die Kläranlage Salem vor rund 4 Jahren.
Im Zulauf Ratzeburg Süd, dem ehemaligen Kleinbahneinschnitt, sollte die fischereiliche Nutzung aufgegeben und die Uferbefestigungen rückgebaut werden.
Teilbereiche des Einhäuser Grabens sind verrohrt. Dort wäre eine Entrohrung in Verbindung mit naturnaher Gewässergestaltung und Extensivierung der angrenzenden Nutzung sinnvoll. Dieses gilt auch für andere kleinere Gräben (z.B. in Utecht).
Betrachtet man die Seeufer und somit den Schilfrückgang vor allen Dingen am Westufer, wäre eine Reduzierung der Einzelstege zugunsten von Sammelstegen wünschenswert, um Uferabschnitte zu beruhigen und somit den Schilfwuchs zu fördern.
Zu nennen wären folgende Einzelpunkte:
- Aufgabe uferparalleler Anlegestege zum Schutz der Ufervegetation und Fauna und für ein entsprechendes Landschaftsbild. Erarbeitung eines Stegkonzeptes, Aussparen empfindlicher Uferabschnitte, Rückbau zugunsten von Sammelstegen.
- Vermeidung von Auslichtungen in öffentlichen Ufer- und Grünstreifen, außer an bestimmten Aussichtspunkten.
- Statt intensiver Gartennutzung Empfehlung für extensive Nutzung; Sukzessionen in ufernahen Bereichen.
- Renaturierung der Ufer am nördlichen Ratzeburger Ortsrand Richtung See und südlichen Ortsrand zwischen Uferweg und Küchensee durch Entsiegelung und Sicherung durch Geröll und Sohlstufen.
Der Landschaftsplan Ratzeburg schlägt neben der Aufgabe des Teiches im Kleinbahneinschnitt auch die Aufgabe der Fischnutzung (Karpfen) im Dunkelsteig vor. Der Fischteichanlage in der Mühlenteichniederung mit Abfluß zum Großen Küchensee sollte zumindest ein Schönungsteich nachgeschaltet werden.
Obwohl in den letzten Jahren einige Maßnahmen im Bereich der Abwasserreinigung
durchgeführt worden sind, sind noch rund 12 % des Phosphoreintrages schmutzwasserbedingt. Zurzeit plant
die Stadt Ratzeburg den Bau einer neuen Kläranlage. Diese soll neben der Kläranlage Amt Ratzeburg
Land entstehen und in das gleiche Fließgewässer einleiten. Für den Ratzeburger See wäre
es allerdings wünschenswert, auf lange Sicht für die beiden Kläranlagen eine andere
Einleitungsstelle als den See zu finden. Damit könnte der Phosphoreintrag um ca. 8 % (725 kg/a P)
gesenkt werden.
In Ratzeburg sind im Zusammenhang mit Ausbauten von Straßen Regenrückhalte- bzw. -klärbecken geplant. Diese Maßnahmen sollten vorangetrieben werden.
Weiterhin ist für das Jahr 2006 ein zentraler Anschluss der Gemeinden in Mecklenburg Vorpommern an die Kläranlage Rehna Bülow (außerhalb des Einzugsgebietes liegend) vorgesehen. Das bedeutet für den Ratzeburger See eine Frachtminderung von ungefähr 240 kg/a P.
Der Ratzeburger See war in der Vergangenheit sicherlich aufgrund der Stadtnähe stärker belastet als heutzutage. In den letzten Jahren ist gerade im Bereich Schmutzwasserreinigung einiges getan worden. Vor allen Dingen im Schaalseeeinzugsgebiet und am Ostufer des Großen Ratzeburger Sees wurde die Abwassersituation verbessert. Außerdem wurde die Kläranlage der Gemeinde Sterley stillgelegt und die Gemeinde Schmilau an die Kläranlage Salem angeschlossen. Die Chance ist daher groß, daß sich die Seenkette mit Hilfe weiterer Maßnahmen, die sich aber im überschaubaren Rahmen halten, wieder in Richtung mesotroph entwickelt und somit den guten ökologischen Zustand gemäß Europäischer Wasserrahmenrichtlinie erreicht.