Siedlungsabfälle 1996 -Eine wichtige Aufgabe der Umweltverwaltung im Bereich der Entsorgung von Siedlungsabfällen in Schleswig-Holstein ist die vorsorgende Planung einer ausreichenden Anzahl von Deponien, Müllverbrennungsanlagen und sonstigen Abfallbeseitigungsanlagen. Zu diesem Zweck hat das Umweltministerium seit 1979 rechtskräftige Pläne herausgegeben, die den Umgang mit Abfällen aus Haushaltungen und hausmüllähnlichen Abfällen regeln. So wurden Standorte insbesondere für Deponien und Müll-
verbrennungsanlagen und die dazugehörigen Einzugsgebiete festgelegt. Der erste "Abfallentsorgungsplan für Abfälle aus Haushaltungen" von 1988 wird überarbeitet. Dafür steht eine neu eingeführte Datenquelle zur Verfügung: Seit Ende 1991 verlangt das Landesabfallwirtschaftsgesetz von allen öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern - das sind die Städte Flensburg, Kiel, Lübeck und Neumünster sowie elf Kreise - die jährliche Vorlage von Abfallbilanzen. Diese liefern eine Übersicht über Art und Menge der in Regie der Kreise und kreisfreien Städte entsorgten Abfälle. Um über eine planungsrelevante Datenbasis zu verfügen, beauftragte das Umweltminsterium eine Ingenieurgemeinschaft mit einer umfangreichen Datenrecherche und -aufbereitung der Abfallbilanzen 1992 und 1993. Die dabei erarbeitete Erhebungssystematik nach definierten Abfallarten wird für alle folgenden Erfassungen im wesentlichen beibehalten und ermöglicht eine einheitliche Bearbeitung und damit Vergleichbarkeit der schleswig- holsteinischen Abfallbilanzen.
Laut Landesabfallwirtschaftsgesetz Paragraph 4 Absatz 2 und Erlaß des Umweltministeriums vom 29. März 1996 müssen die Kreise und Städte seit 1996 ihre Abfallbilanzen den zuständigen Fachleuten im LANU mitteilen. Ein neuentwickeltes EDV-Programm erleichtert die Erhebung und Auswertung der Daten.
1996 veröffentlichte das Umweltministerium unter maßgeblicher Mitwirkung des Landesamtes für Natur und Umwelt erstmalig eine Broschüre zur "Abfallwirtschaft in Schleswig-Holstein". Diese informiert über die Abfallbilanzen von 1994 und 1995. Hier wird nun beschrieben, wie sich das kommunal entsorgte Abfallaufkommen 1996 weiterentwickelte.
Das "alte" Abfallgesetz von 1986 wurde am 7. Oktober 1996 durch das "neue" Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz mit umfassenden Veränderungen in der Abfallwirtschaft abgelöst. Insbesondere der Wandel der Entsorgungsstrukturen wird sich auf die kommunalen Abfallmengen auswirken. So sind die Kreise und Städte nur noch zur Entsorgung der Abfälle aus privaten Haushalten verpflichtet. Abfälle zur Beseitigung von gewerblichen Abfallerzeugern müssen sie nur annehmen, wenn diese keine eigenen Beseitigungsanlagen besitzen, keine privaten Entsorgungsunternehmen beauftragt haben, oder es der Schutz der Umwelt erforderlich macht.
1996 wurden in Schleswig-Holstein über die öffentliche Müllabfuhr rund 1,78 Millionen Megagramm verwertete und beseitigte Abfälle entsorgt. Die Maßeinheit Megagramm wird heute anstelle von Tonne benutzt. Diese Abfallmengen sind gegenüber 1995 um 69.055 Megagramm (also um 3,7 Prozent) zurückgegangen. Knapp 1,25 Millionen Megagramm Abfälle mußten beseitigt und gut 551.000. Megagramm konnten wieder verwertet werden.
Die nachfolgende Abbildung zeigt, wie sich die insgesamt 1.246.277 Megagramm zu beseitigenden Abfälle zusammensetzen. 1995 lag die zu beseitigende Menge noch um 146.351 Megagramm oder um 10,5 Prozent höher. Den Löwenanteil bildete der Haus- und Geschäftsmüll, der über die Hausmüllabfuhr auch Abfälle aus kleinen Gewerbebetrieben umfaßt. 1996 fiel insgesamt eine Menge von 620.255 Megagramm an. Das ist nahezu die Hälfte der beseitigten Abfälle. Der zweitgrößte Anteil wurde von größeren Gewerbe- und Industriebetrieben als hausmüllähnlicher Gewerbeabfall angeliefert und lag bei insgesamt 205.851 Megagramm. Auch der Sperrmüll und die sogenannten "Kleinmengenselbstanlieferungen" - das sind von Privatleuten und Kleingewerbetreibenden bei Entsorgungsanlagen abgegebene Abfallmengen - beanspruchten mit 124.968 Megagramm erhebliche Beseitigungskapazitäten. Insgesamt belasteten diese drei Posten mit 77 Prozent die hiesigen Deponien, Müll-verbrennungs- und Hausmüllkompostierungsanlagen am stärksten.
Zusammensetzung der 1996 in Schleswig-Holstein kommunal beseitigten Abfälle
![]()
(Zum Vergrössern bitte die Grafik anklicken)
Auf einen BlickDie von den Kreisen und Städten sowie von der Gesellschaft Duales System Deutschland ("Grüner Punkt"-Verpackungen) getrennt gesammelten Abfälle zur Verwertung betrugen insgesamt 551.157 Megagramm. Das ist ein Anstieg um 80.371 Megagramm beziehungsweise um 17,1 Prozent gegenüber 1995. Die folgende Abbildung verdeutlicht, daß über die Hälfte dieser Menge auf die hohe Altpapier- und Altglaserfassung zurückgeht. Die Verwertungsmengen sind vor allem angestiegen, weil immer mehr Städte und Kreise Biotonnen und Grünabfallsammelsysteme anbieten.
Zusammensetzung der 1996 in Schleswig-Holstein kommunal verwerteten Abfälle
![]()
(Zum Vergrössern bitte die Grafik anklicken)
Das Pro-Kopf-Aufkommen ausgewählter Abfallarten veranschaulicht die wichtigsten Entwicklungen der Abfallmengen von 1992 bis 1996.
Die zu beseitigenden Abfallmengen aus Haushalten und Kleingewerbe nehmen stetig ab. Zu dieser Abfallgruppe zählen Haus- und Geschäftsmüll, Sperrmüll, Kleinmengenselbst-anlieferungen, Sortierreste aus getrennten Sammlungen sowie schadstoffhaltige Abfälle. Gleichzeitig sind die getrennt erfaßten Wertstoffe - vor allem Altpapier, Altglas, Bioabfälle und "Grüner-Punkt"-Verpackungen - fast spiegelbildlich angewachsen. Der deutliche Sprung von 1995 nach 1996 hängt in erster Linie mit einer Verdoppelung der Bioabfallmengen zusammen. 1996 wurden in Schleswig-Holstein drei neue Bioabfallkompostierungsanlagen in Betrieb genommen und einige der bestehenden Anlagen verarbeiteten größere Mengen als im Vorjahr.
Die stärksten Einbrüche betreffen den hausmüllähnlichen Gewerbeabfall zur Beseitigung. Dieser Trend zeichnete sich schon vor Inkrafttretung des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes ab. Die Abfälle werden immer seltener über kommunale, aber verstärkt über gewerbliche Wege entsorgt.
Auch die übrigen Abfallarten, bei denen vor allem produktionsspezifische und Bauabfälle sowie Klärschlamm und Straßenkehricht ins Gewicht fallen, nahmen kontinuierlich ab.
Erst die Auswertung der Abfallbilanzen von 1997 wird zeigen, ob die ermittelten Trends durch die volle Auswirkung des Kreislauf-wirtschafts- und Abfallgesetzes zu berechenbaren Entwicklungen werden, oder ob es künftig eine Berg- und Talfahrt zwischen kommunaler und gewerblicher Entsorgungsstruktur geben wird.
Entwicklung des Pro-Kopf-Aufkommens der kommunal entsorgten Abfallmengen in Schleswig-Holstein
![]()
(Zum Vergrössern bitte die Grafik anklicken)