Der Hohner See ist der letzte noch erhaltene Flachsee am Rande der ehemals ausgedehnten Überschwemmungslandschaft der Eider-Treene-Sorge-Niederung. Zusammen mit den angrenzenden Hochmooren "Königsmoor" und "Hartshoper Moor" vermittelt das Gebiet noch heute eine Vorstellung dieser einst endlosen Moor- und Sumpflandschaft. Charakteristisch ist die Weiträumigkeit der Landschaft und die hervorragend ausgebildete Verlandungs-
zonierung der offenen Wasserflächen über Röhrichte und Seggenrieder bis zu bunten Feuchtwiesen, die für Niedermoore typisch sind. An einigen Standorten finden sich noch seltene Pflanzenarten, wie das Sumpf-Läusekraut oder das Breitblättrige Knabenkraut. Arten die anderenorts schon lange nicht mehr vorkommen. Der Hohner See hat zudem für rastende und brütende Vogelarten eine herausragende Bedeutung.
Der Hohner See aus der Vogelperspektive
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Beispielhafte ZusammenarbeitAber auch dieses Gebiet wurde vom Menschen stark verändert. Brenntorfgewinnung, Umwandlung von Moor in Grünland und eine Intensivierung der Landbewirtschaftung führten dazu, daß nur noch wenige naturnahe Restflächen, wie kleine Inseln, erhalten blieben. Diese Nischen sind heute Rückzugsgebiete für bedrohte Tiere und Pflanzen.
Dem See drohte durch die Intensivierung der Grünland-bewirtschaftung, durch Nährstoffzufuhr unzureichend geklärter Hausabwässer und aus der Hochmoorentwässerung eine unnatürlich schnelle Verlandung und damit die Zerstörung dieses seltenen Lebensraumes.
Seit Anfang der 80er Jahre bemühen sich Gemeinde, See-Eigentümer, örtliche und überörtliche Naturschutzvereine in Zusammenarbeit mit dem Amt für Land- und Wasserwirtschaft, dem LANU und der Unteren Naturschutzbehörde, um die Rettung des Sees. Alle erarbeiteten gemeinsam Pläne zu seiner Sanierung.
Zur Umsetzung der Pläne wurde vom damaligen Amt für Land- und Wasserwirtschaft Heide ein sogenanntes "Vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren" eingeleitet. Mit Brüsseler Unterstützung erwarb die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein fast alle landwirtschaftlichen Nutzflächen rund um den Hohner See. Der Grunderwerb war notwendig, um die Wasserstände im Gebiet mit Hilfe eines Staubauwerkes anheben zu können. So ist es gelungen, die Seewasserfläche wieder zu vergrößern und die angrenzenden Feuchtwiesen zu vernässen. Im Winter und Frühjahr sind diese Wiesen flach mit Wasser überstaut. Im Sommer werden sie den Anforderungen der an diesen Lebensraum angepaßten Tier- und Pflanzenarten entsprechend von örtlichen Landwirten extensiv bewirtschaftet.
Bei den Brut- und Rastvögeln sind erste Erfolge zu verzeichnen. Die Bestandszahlen seltener Wiesenvögel haben sich wieder stabilisiert oder sind sogar angestiegen. Im Frühjahr brüten hier auf gelben Sumpfdotterblumenwiesen Uferschnepfe, Kiebitz und der seltene Wachtelkönig. Im Röhricht singen die Rohrsänger. Beeindruckend sind auch die riesigen "Wolken" von Staren, die im Herbst immer wechselnde Figuren in den Abendhimmel zeichnen, bevor sie sich lautstark zum Schlafen im Röhricht niederlassen. Ganzjährig ist der See bedeutender Rastplatz für durchziehende Wasservögel. Wer viel Glück hat, kann auch gelegentlich rastende Kraniche oder einen Fischadler beobachten.
Seit 1995 ist der Hohner See als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen um den See und in den angrenzenden Mooren sind mittlerweile überwiegend im Besitz des Naturschutzes. Der Landesjagdverband betreut das Gebiet. Vor Ort ist eine Betreuergruppe aktiv, die sich aus Mitgliedern des Jagdvereins und des Hegerings Hohn sowie verschiedenen Fachleuten des ehrenamtlichen Naturschutzes aus ganz Schleswig-Holstein zusammensetzt.
Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten am Runden Tisch
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Die intensive Betreuung des Naturschutzprojektes "Hohner See" durch das ehemalige Amt für Land- und Wasserwirtschaft Heide im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens hat den Grundstein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit aller Akteure gelegt. Mittlerweile ist das Flurbereinigungsverfahren weitgehend abgeschlossen. Um alle Institutionen bei der Umsetzung der Ziele und Maßnahmen weiterhin zu beteiligen, hat das LANU einen "runden Tisch" eingerichtet. Am "runden Tisch" sitzen Mitglieder des betreuenden Verbandes, der Gemeinde, des Wasser- und Bodenverbandes, der Ortsbauern-
vertretung, dem Amt für ländliche Räume, dem Staatlichen Umweltamt, der Unteren Naturschutzbehörde, der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, der Schleswig-Holsteinischen Landgesellschaft und des LANU. In dieser Runde werden alle Probleme angesprochen, vor Ort begutachtet, pragmatische Lösungen erarbeitet und umgesetzt. Gemeinsam werden Exkursionen, beispielsweise zum Tag des Wassers, durchgeführt.
Amtsvorsteher Kuhrt erläutert am Tag des Wassers 1997 das Projekt Hohner See
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Das LANU hat 1997 einen Pflege- und Entwicklungsplan für das Gebiet vorgelegt, der die Ziele und Maßnahmen des Naturschutzes parzellenscharf darstellt. Dieser Plan wurde mit allen Beteiligten abgestimmt. Die intensive Projektbetreuung durch das LANU ermöglicht es, die Vorgaben des Naturschutzes den jeweiligen Witterungsverhältnissen in einem gewissen Rahmen anzupassen. Zum Beispiel kann in Jahren mit viel Graswachstum die Dauer der Beweidung verlängert oder aber die Anzahl der Weidetiere erhöht werden. Oder der Mähzeitpunkt wird um einige Tage vorverlegt, wenn sicher ist, daß alle Wiesenvögel ihr Brutgeschäft abgeschlossen und die Fläche verlassen haben. Durch diese unkonventionelle Vorgehensweise gewannen vor allem die Landwirte Vertrauen. Der Naturschutz wird als Partner akzeptiert.
Die intensiven Kontakte und der ständige Austausch zwischen allen Beteiligten bewirken eine hohe Motivation bei der Umsetzung der Naturschutzziele und ermöglichen es, neue Wege zu beschreiten: Zur Pflege der Feuchtwiesen hat sich der betreuende Verband eine kleine Herde von Highlands, einer genügsamen Fleischrinderrasse, angeschafft, die ganzjährig im Dienste des Naturschutzes fressen. Die Jagdpächter besitzen Anteile an den Rindern und kümmern sich auch anteilig um die Versorgung der Tiere. Noch ist die Herde mit sieben Tieren sehr klein, aber im Laufe der Zeit wird sie wachsen und dann können auch weitere Bürger von Hohn Anteile erwerben. Ein ganzes Dorf könnte seinen Fleischbedarf aus der Pflege artenreicher Feuchtwiesen decken und sich darüber stärker mit dem Naturschutzprojekt identifizieren.
Noch ist es nur eine Wunschvorstellung, aber vielleicht wird es einmal Wirklichkeit sein.