Bodenübersichtskarte und LandschaftsplanungDie Geologischen Dienste der Länder und die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe arbeiten seit Ende der achtziger Jahre daran, die Informationsgrundlagen zum Bodenschutz zu verbessern. Die Bodenflächeninventur ist in den Bundesländern unterschiedlich weit. In Schleswig-Holstein werden nur etwa knapp 40 Prozent der Landesfläche in Bodenkarten im Maßstab 1: 25 000 abgedeckt. Die Informationsdichte ist dabei sehr verschieden: etwa 90 Prozent der Marschen, etwa 45 Prozent der Geestgebiete, aber nur knapp 10 Prozent des Östlichen Hügellandes sind erfaßt.
Diese teilweise sehr geringe Informationsdichte birgt Probleme, die Belange des Bodenschutzes bei der Landschaftsplanung entsprechend zu berücksichtigen. Die Bodenübersichtskarte im Maßstab 1 : 200 000 könnte hier die Lücke zwischen den Bodenkarten im Maßstab 1 : 500 000 und 1 : 25 000 schließen.
Die Vielfalt der Böden in der Natur macht es unmöglich, einzelne Bodenformen im Maßstab 1 : 200 000 darzustellen. Von 1992 bis 1995 wurde in Schleswig-Holstein daher ein Konzept erarbeitet, mit dessen Hilfe Bodengesellschaften durch Auswertung geologischer und topographischer Karten annähernd ausgewiesen werden. In Bodengesellschaften werden dominierende Leitböden und dazugehörige Begleitböden mit ihren jeweiligen Flächenanteilen benannt.
1996 und 1997 wurden die Blätter Neumünster und Flensburg erstellt. Diese beiden Karten befinden sich inklusive der Datensätze wichtiger bodenkundlicher Basisdaten zur bundeseinheitlichen redaktionellen Weiterbearbeitung bei der Außenstelle der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Berlin. Die Datensätze enthalten zum Beispiel Angaben zur Körnung, zum Humusgehalt, zum Grundwasserflurabstand, zur Oberflächenform und zur überwiegenden Nutzung. Mit den bisher bearbeiteten Blättern ist bereits mehr als die Hälfte der Landesfläche im Maßstab 1:200 000 aufgenommen.
Neben den erwähnten geologischen und topographischen Karten wurden vorhandene Bodenkarten, Höhen-schichtenkarten, historische Karten und Einzel- profilbeschreibungen ausgewertet. Ferner mußten die am Schreibtisch gewonnenen Ergebnisse stichprobenartig im Gelände durch Handbohrungen überprüft werden.
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Die Landschaftsplanung in Schleswig-Holstein gliedert sich in verschiedene Ebenen. Auf Landesebene gibt es das Landschaftsprogramm, auf regionaler Ebene die Landschafts-
rahmenpläne und auf kommunaler Ebene die Landschafts- und Grünordnungspläne. Die Boden- übersichtskarte 1 : 200 000 kann vor allem für die ersten beiden Ebenen einen wichtigen Beitrag leisten. Wegen ihres Übersichtscharakters gilt dies für die örtliche Landschaftsplanung nur sehr eingeschränkt.
Für die Landschaftsplanung und den Bodenschutz sind unter anderem folgende Informationen - unter Berücksichtigung des Maßstabes - direkt aus der Bodenübersichtskarte 1 : 200 000 beziehungsweise den mitgelieferten Datensätzen zu entnehmen:
- Vorkommen und Verbreitung von Bodentyp und Bodenart
- Aussage über Naturnähe der Böden
- Vorkommen und Verbreitung naturhistorisch oder kulturhistorisch wertvoller Böden
- Eignung der Böden für die Biotopentwicklung auf Extrem- und Sonderstandorten
- Eignung der Böden für landwirtschaftliche Nutzung
- Bodenversiegelung
Zukünftig werden weitere Informationen über Auswertungs-
karten bereitgestellt werden. Diese müssen unter Verwendung zusätzlicher Datenquellen - insbesondere nach Einbindung der Boden- übersichtskarte 1 : 200 000 in das Fach- informationssystem (FIS) Bodenkunde erarbeitet werden. Hierzu zählen beispielsweise:
- landwirtschaftliche Ertragsfähigkeit
- Grundwasserneubildungsrate
- Wasserrückhaltevermögen (Retentionsvermögen)
- Erosionsempfindlichkeit gegenüber Wasser und Wind
- Verdichtungsempfindlichkeit
- Auswaschungs- und Tiefenverlagerungsempfindlichkeit für Nähr- und Schadstoffe
Aus den Aussagen zu den Bodenempfindlichkeiten, zur Eignung und zu den Eigenschaften der Böden lassen sich entsprechende Bodenschutzmaßnahmen ableiten.
Derzeit wird das Blatt Lübeck inklusive des südlichen Randbereiches von Blatt Fehmarn in Zusammenarbeit mit dem Geologischen Landesamt Mecklenburg-Vorpommern erstellt. Danach soll das Blatt Hamburg-Ost folgen. Um die Flächeninventur zu vervollständigen, müssen anschließend noch zwei kleinere Flächen auf den Blättern Helgoland und Hamburg-West an die niedersächsische Aufnahme angefügt werden.
Das Konzept zur Erstellung der Bodenübersichtskarte 1 : 200 000 hat sich als gangbarer Weg erwiesen, in einem Zeitraum von fünf Jahren eine flächendeckende Darstellung der Böden des Landes zu erreichen. Falls die fachliche Planung auch weiterhin personell und finanziell umgesetzt wird, kann die fachliche Kartenherstellung im LANU inklusive der Kartenlegende und der Datensätze wichtiger bodenkundlicher Basisdaten im Jahre 2000 beendet sein. Dann können die bereits vorliegenden Ergebnisse in einer Bodenübersichtskarte im Maßstab 1 : 250 000 als ein Kartenblatt für das gesamte Land vom LANU herausgegeben werden.
Die redaktionelle Bearbeitung der landesübergreifenden Einzelblätter durch die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe wird aufgrund mangelnder Kapazitäten erst nach 2.000 abgeschlossen sein.