Seit 1995 werden im Raum Lübeck die hydrogeologischen Verhältnisse beiderseits der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern, entlang der Untertrave vom Priwall über Schlutup und weiter nach Süden bis in den Raum Herrnburg, untersucht. Diese Untersuchungsmaßnahmen sind als "Teilprojekt Untertraverinne" Bestandteil von Maßnahmen zur wasserwirtschaftlichen Vorplanung. Deren Aufgabe ist die Erkundung der Grundwasservorräte zur langfristigen Sicherstellung der Trinkwasserversorgung.
Ziel dieses Teilprojektes ist die genauere Erkundung der sogenannten Traverinne, die sich unter der Einwirkung von Gletschereis während einer früheren Kaltzeit in den Untergrund eingetieft hat. Über ihren tatsächlichen Verlauf, ihre Sedimentverfüllung und ihre hydraulischen Bedeutung für die Grundwasserströmungsverhältnisse innerhalb des Lübecker Hauptgrundwasserleiters in diesem Grenzbereich zu Mecklenburg-Vorpommern gab es bislang nur wenige abgesicherte Informationen. Abgesehen vom oben genannten eigentlichen Zweck der wasserwirtschaftlichen Vorplanung, soll mit diesen Untersuchungen auch eine Klärung der Frage nach möglichen Beeinträchtigungen der Lübecker Wasserversorgung durch die Deponie Ihlenberg bei Schönberg herbeigeführt werden.
Hierzu wurde unter Federführung des LANU, gemeinsam mit dem zuständigen Amt für Land- und Wasserwirtschaft, den Stadtwerken und der Stadt Lübeck sowie unter Beteiligung verschiedener Dienststellen aus Mecklenburg-Vorpommern, ein zweistufiges Untersuchungskonzept ausgearbeitet. Es ergänzt gleichzeitig Untersuchungen, die parallel von Mecklenburger Seite im Umfeld der Deponie zur Erkundung der dortigen hydrogeologischen Verhältnisse und über mögliche Auswirkungen des Deponiestandortes auf das Grundwasser durchgeführt worden sind.
Stufe 1
Bis März 1996 wurden an elf Standorten geologische Aufschlußbohrungen mit Tiefen von 162-252 Metern abgeteuft und anschließend in unterschiedlichen Tiefen insgesamt 37 Grundwassermeßstellen eingerichtet.
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An den Gesamtkosten von rund 1,25 Millionen beteiligten sich die Stadtwerke Lübeck mit rund 40 Prozent; den Rest trug das Land Schleswig-Holstein. Mit diesen Bohrungen konnte die tatsächliche Existenz der bislang nur aus zwei früheren Bohrungen auf dem Priwall und in Schlutup bekannten Traverinne auch für den dazwischen liegenden Bereich direkt am Ostufer der Trave und weiter über Schlutup hinaus nach Süden nachgewiesen werden. Sie durchtrennt den Lübecker Hauptgrundwasserleiter beiderseits der Trave beziehungsweise der Landesgrenze vollständig. Seine gut durchlässigen Sande werden im Verlauf der Rinne durch vorwiegend tonig-schluffige bis feinsandige Sedimente mit deutlich herabgesetzten Durchlässigkeiten ersetzt. Die bisherigen Vorstellungen einer durchflußhemmmenden eiszeitlichen Rinne entlang der Untertrave bis in den Süden von Schlutup wurden damit prinzipiell bestätigt.
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Stufe 2
Zur Untersuchung der hydraulischen Wirksamkeit der Traverinne und zur Klärung nach einem möglichen Anstrom (Zustrom von möglicherweise belastetem Grundwasser aus dem Deponiebereich) des Lübecker Hauptgrundwasserleiters aus östlicher Richtung, wurde in der zweiten Jahreshälfte 1996 dann ein groß angelegter Pumpversuch durchgeführt. In seinem Verlauf wurden die Grundwasserentnahmen durch die Wasserwerke Kleinensee und Schlutup auf etwa 80 beziehungsweise 165 Prozent erheblich gesteigert. Zur Kontrolle der dadurch ausgelösten Grundwasserabsenkungen wurden die Grundwasserstände von mehr als 200 Grundwassermeßstellen und Brunnen an rund 120 Standorten, darunter auch solche auf Mecklenburger Gebiet, fortlaufend gemessen. Ergebnisse dieses Pumpversuchs und insbesondere Antworten darauf, welchen Einfluß die feinkörnigen Rinnensedimente auf den Anstrom der Lübecker Wasserwerke durch Grundwasser aus östlicher Richtung und damit auch aus dem Bereich der Deponie Ihlenberg tatsächlich haben, sind nach der Auswertung des umfangreichen Datenmaterials im Verlauf des Jahres 1997 zu erwarten.