Das Hydrologische Jahr 1996 - ein Niedrigwasserjahr
Hayo Benn und Jens Muthorst

Die gesamte belebte Natur einschließlich des Menschen ist auf Wasser angewiesen. Wasser ist erforderlich, um die chemischen Stoffwechselprozesse und den Transport von Stoffen zu ermöglichen. Darüber hinaus nutzt der Mensch das Wasser in weit größerer Menge für hygienische Zwecke, als Transportmittel und als Transportweg.

In unserem gemäßigten Klimabereich ist Wasser grundsätzlich reichlich, manchmal im Überfluß vorhanden, jedoch nicht immer in der gewünschten Menge und Beschaffenheit, zum gewünschten Zeitpunkt und am richtigen Ort.

zu erfassen, wobei die Niederschläge vorrangig vom Deutschen Wetterdienst des Bundes gemessen werden.

Da sich das Wetter auch in längeren Zyklen natürlicherweise ändert, muß die gewässerkundliche Arbeit langfristig angelegt und kontinuierlich durchgeführt werden.

In Schleswig Holstein fällt im Sommer fast immer mehr Regen als im Winter. Dennoch findet wegen der hohen Verdunstung im Sommer die Grundwasserneubildung überwiegend im Winter statt. Um vor allem diese Differenzierung vornehmen zu können, beginnt das hydrologische Jahr am 1. November und endet am 31. Oktober eines jeden Jahres, wobei die Monate November bis April das Winterhalbjahr beschreiben.

Für den Zeitraum von 1961 bis 1990 wurde in Schleswig- Holstein als langjähriges Mittel eine jährliche Niederschlagssumme von 779 mm mit einem Winterniederschlag von 361 mm ermittelt.

Das Jahr 1996 ist geprägt von einem Niederschlagsmangel. Mit 443 mm fielen nur knapp 57 Prozent der mittleren Niederschläge der langjährigen Reihe. Den stärksten Anteil am Niederschlagsdefizit des Jahres hatte das Winterhalbjahr. Mit nur 124 mm gegenüber dem Mittelwert von 361 mm waren alle Monate zu trocken. Extrem trocken waren die Monate Januar mit 3 mm und März mit 8 mm. Ursache waren langanhaltende Hochdruckwetterlagen mit einer ungewöhnlichen Wolkenarmut und niedrigen Lufttemperaturen. In der nachstehenden Graphik sind die langjährigen Monatsmittelwerte der Jahresreihe 1961/90 und die Werte des Jahres 1996 sowie die jeweiligen Summenlinien aufgetragen.

Mittlere monatliche Niederschlagssummen der Jahresreihe 1961-1990 und des Jahres 1996 - Betrachtungszeitraum ist das hydrologische Jahr [Quelle: Deutscher Wetterdienst, 1997]

Mittlere monatliche Niederschlagssummen
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Wie schon angesprochen, erfolgt eine Grundwasseranreicherung aus Niederschlägen überwiegend in der Zeit von November bis April und normalerweise eine Entleerung des Grundwasserspeichers gegen den Mittelwert im folgenden Sommerhalbjahr.

Im Bild 2 ist beispielhaft für die Grundwassermeßstelle Agethorst bei Itzehoe der Jahresverlauf des Grundwasserstandes für die Jahre 1994 bis 1996 aufgetragen. Die Grundwasserstände der Jahre 1994 und 1995 zeigen den typischen Jahresverlauf der Grundwasseranreicherung und Entleerung. Das Jahr 1996 dagegen sehr deutlich die Abweichung infolge von Niederschlagsdefiziten im Winterhalbjahr und das weitere starke Absinken des Grundwasserstandes unter den Mittelwert im folgenden Sommerhalbjahr.

Ganglinie der Grundwasserstände an der Meßstelle Agethorst, Jahresreihe 1994-1996 und langjähriges Mittel aus der Reihe 1956-1996 - Betrachtungszeitraum ist das hydrologische Jahr

Ganglinie der Grundwasserstände an der Meßstelle Agethorst
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Für die Fließgewässer kann festgestellt werden, daß sich die Abflüsse im gesamten Jahr auf einem niedrigen Sommerniveau ohne nennenswerte Spitzen bewegten. In einzelnen Regionen war der Niederschlag gewitterbestimmt. Hier wurden teilweise höhere Spitzenabflüsse aufgezeichnet.

Ganglinie der täglichen Abflußmittelwerte am Pegel Flintbek/Eider; Jahresreihe 1994-1996; langjähriges Mittel aus der Reihe 1976-1991- Betrachtungszeitraum ist das hydrologische Jahr

Ganglinie der täglichen Abflußmittelwerte am Pegel Flintbek/Eider
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Im Bild 3 sind für das Gewässer Eider am Pegel bei Flintbek die Abflußganglinien der Jahre 1994 bis 1996 aufgetragen. Langjährig betrachtet dürfte das Abflußgeschehen des Jahres 1996 seit Beginn der Beobachtungen an dieser Meßstelle im Jahr 1976 kaum Parallelen finden.
Eine annähernd das ganze Abflußjahr andauernde Niedrigwasserphase, wie sie das Jahr 1996 aufweist, wurde bisher nicht beobachtet und trat auch nicht im vergleichsweise niederschlagsarmen Abflußjahr 1976 auf.